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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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Glück haben“, meinte sie, als Will sie eilig zur Vordertür hinausdrängte.
    â€žDas hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit Mathematik – und mit gesundem Menschenverstand. Jedem, der ein paar Zahlen zusammenzählen und voneinander abziehen kann – und nicht so dumm ist, sich auf ein abgekartetes Spiel einzulassen –, sollte es gelingen, öfter zu gewinnen als zu verlieren. Und mehr braucht es letztlich nicht.“
    Sie liefen auf den Gehsteig hinaus und hielten zwischen all den Kutschen und Pferdegespannen, die laut klappernd über den Bowdoin Square fuhren, nach einer Mietdroschke Ausschau. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, sodass an den meisten Kutschen helle Laternen brannten.
    â€žAber selbst Sie müssen zumindest einen leisen Verdacht gegen Harry haben“, sagte Nell. „Oder wollen Sie ihm einfach nur helfen, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, und dabei die Möglichkeit völlig außer Acht lassen, dass er kaltblütig zwei Menschen ermordet haben könnte?“
    â€žGlauben Sie denn, dass ich das tun würde?“
    â€žNein.“
    Will schaute sie einen Augenblick lang an und schien sehr erfreut über ihre Antwort zu sein. „Danke.“ Er trat auf die Straße, den Arm erhoben. Ein kleines Gespann, braun und mit offenem Verdeck, fuhr seitlich heran. „Ich werde mich selbst seiner Schuld oder seiner Unschuld vergewissern, aber bis dahin sehe ich keinen Grund, warum seine Mutter davon erfahren sollte, dass er zu diesen Morden vernommen wird. City Hall“, sagte er zu dem Fahrer.
    â€žSie bedeutet Ihnen also doch etwas“, stellte Nell fest, als er ihr in den Wagen half. „Das war mir bereits im April aufgefallen, als wir uns kurz auf dem Friedhof gesehen hatten und Sie Ihrem Vater sagten, dass er einen Fahrstuhl für sie einbauen lassen solle.“
    â€žIch hätte mir allerdings denken können, dass er so reagieren würde, wie er es dann getan hat.“ Will nahm ihr gegenüber Platz, und der Kutscher lenkte das Gespann zurück auf die Straße. „Er verabscheut technische Neuerungen – abgesehen von jenen, die seine Gewinnspanne erhöhen.“
    â€žNun hat er aber begonnnen, sich konkret danach zu erkundigen.“
    â€žSie machen Witze.“
    Nell schüttelte den Kopf. „Vor einigen Wochen war ein Ingenieur im Haus und hat erste Entwürfe angefertigt. Ich glaube, dass Ihr Vater tatsächlich vorhat, einen Fahrstuhl einbauen zu lassen.“
    â€žEinen dampfbetriebenen?“
    â€žNein, einen mit Flaschenzugsystem – wie ein großer Speiseaufzug.“
    â€žImmerhin …“
    Nell lächelte. „Ja, immerhin.“

15. KAPITEL
    â€žWas zum Teufel macht sie hier?“, platzte Harry zur Begrüßung heraus, als Nell und Will das Büro von Detective Colin Cook in der City Hall betraten.
    Es war ein viel schöneres und geräumigeres Büro als die stets unordentliche kleine Kammer, die Cook auf der Wache Williams Court gehabt hatte, wenngleich auch hier überall Zettel, Akten und Bücher ein wildes Durcheinander bildeten und die Wände gepflastert waren mit Suchmeldungen und teils recht unerfreulichen Bildern von Tatorten. Doch glücklicherweise war der Raum doppelt so groß wie jener in Williams Court und hatte zudem an zwei Seiten Fenster, die nun weit offen standen, um die frische Nachtluft hereinzulassen und den Rauch von Harrys Zigarre zu vertreiben.
    Harry saß – oder vielmehr lümmelte – hinter Cooks Schreibtisch, vor sich ein Glas und eine Flasche Whiskey, und starrte Nell voller Abscheu an. Nell starrte zurück. Überrascht sah sie, dass er ein blau geschwollenes Auge hatte und seine Nase bandagiert war. Zwei Männer mittleren Alters, die trotz ihrer Zivilkleidung sogleich als Polizisten zu erkennen waren, belegten die beiden Stühle vor dem Schreibtisch, und Detective Cook selbst lehnte an einem großen Aktenschrank. In seinen wie Bärentatzen wirkenden Händen hielt er eine vergleichsweise zierliche Teetasse.
    Bulliger Ire, wuchtiger Schädel … Das war Colin Cook.
    Alle Männer erhoben sich, als Nell das Büro betrat; Harry starrte sie nur finster an und qualmte weiter mit seiner Zigarre.
    Der Detective verbeugte sich. „Miss Sweeney“, sagte er, wobei sein irischer Tonfall nur noch schwach herauszuhören war. „Es ist immer eine Freude, Sie zu sehen. Und Dr.

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