Dunkel wie der Tod
ertränkt hat.â
âAh ja ⦠sich ertränkt hatâ, wiederholte Will bedeutungsvoll.
âIn nicht einmal kniehohem Wasserâ, fügte Nell hinzu.
âIch hatte schon mal einen Betrunkenen, der in einer Pfütze ertrunken warâ, meinte Cook achselzuckend.
âWeil er zuvor gewiss das Bewusstsein verloren hatteâ, sagte Nell. âNiemand kann sich das Leben nehmen, indem er sich einfach mit dem Gesicht nach unten in einen flachen Bach legt. Das ist schlicht unmöglich.â
âIst denn keine Ermittlung der genauen Todesursache vorgesehen?â, fragte Will.
âAch, wo denken Sie denn hin? Warum den Coroner hinzuziehen und eine Obduktion anordnen, wenn dadurch doch nur unnötig Staub aufgewirbelt und unangenehme Fragen gestellt werden?â
âAber ist das bei unklaren Verdachtsfällen denn nicht Routine?â, wollte Nell wissen.
âTja, in Boston schonâ, sagte Cook. âUnd in Salem sicher auch â es sei denn, man ist vorher hübsch entlohnt worden. Es reicht, wenn die beiden Konstabler sagen, dass der Fall klar ist, und eine Autopsie nur bestätigen würde, was man ohnehin schon weiÃ. Spart der Stadt Salem zudem die Kosten für den Arzt, der sich die Toten anschauen müsste.â
Will fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und brummelte leise vor sich hin.
Mit vor der Brust verschränkten Armen lieà Detective Cook sich in seinen jammervoll knarrenden Stuhl zurücksinken. âSchon eine seltsame Familie, die Hewitts. Erst hängt man Ihnen einen Mord an, und Ihr alter Herr setzt Himmel und Erde in Bewegung, um Sie an den Galgen zu bekommen. Jetzt hat man Ihren Bruder des Mordes verdächtigt â sogar zweier Morde! â, und kaum hat er sich aus dem Schlamassel freigekauft â mit Ihrer Hilfe, wohlgemerkt â, da fangen Sie an rumzujammern, weil er so einfach davonkommt.â
âDr. Hewitt glaubt nicht, dass sein Bruder es warâ, sagte Nell. âEr geht davon aus, dass Harry die Polizisten nur deshalb bezahlt hat, um keinen Ãrger mit seinem Vater zu bekommen, und dass eine Autopsie helfen könnte, seine Unschuld zu beweisen.â
âWie das?â, fragte Cook.
âDer Schal war lose um Bridies Hals gelegt und hat dort keine Würgemale hinterlassen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie damit getötet wurdeâ, sagte Will. âUnd einmal angenommen, Sie wollten einen Mord begehen â würden Sie das mit einer Waffe tun, die man einwandfrei als die Ihre identifizieren kann, und sie dann am Tatort liegen lassen, damit die Polizei Ihnen auch ganz gewiss auf die Spur kommt? Das ist doch geradezu aberwitzig.â
âSie denken also, dass jemand den Verdacht nur auf Ihren Bruder lenken will?â
âDas halte ich für möglich, und sollte das der Fall sein, will ich seine Unschuld bewiesen wissen.â
Vor allem aber, so vermutete Nell, wollte Will sich selbst Gewissheit verschaffen, dass Harry nicht eines solch abscheulichen Verbrechens schuldig war. William Hewitt gehörte indes nicht zu jenen, die einem so einfach Einblick in ihre Seele gewährten und dies offen zugeben würden.
âAn Ihrer Stelle würde ich nicht zu viel daraus folgern, dass der Schal am Tatort zurückgelassen wurdeâ, sagte Cook. âSie würden sich wundern, wie dumm manche Verbrecher sich anstellen â vor allem dann, wenn die Tat im Rausch begangen wurde. Wie Sie sicher wissen, Dr. Hewitt, ist das innige Verhältnis Ihres Bruders zum Absinth ein offenes Geheimnis in dieser Stadt. Und was die Ligaturen angeht â nicht bei jeder Strangulierung bleiben äuÃerlich sichtbare Würgemale zurück.â
âIch weiÃâ, erwiderte Will. âAber bei einer Autopsie würden sich diese Male nachweisen lassen â oder zumindest Aufschluss darüber geben, wie Bridie tatsächlich umgebracht worden ist.â
âWas, wenn die neuen Spuren abermals zu Ihrem Bruder führten?â, fragte Cook.
âDarüber werde ich mir Gedanken machen, wenn es dazu kommen sollte â aber davon gehe ich nicht aus.â
Cook kratzte sich nachdenklich am Kinn. âTeilen Sie in dieser Sache Dr. Hewitts Ansicht, Miss Sweeney?â
âIch bin ebenso sehr wie er daran interessiert, die Wahrheit herauszufindenâ, erwiderte sie diplomatisch und verschwieg wohlweislich, dass ihre Vermutungen â dass nämlich Harry Bridie
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