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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.B. RYAN
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lachen oder peinlich berührt sein sollte.
    Adam lächelte – wahrlich eine Erleichterung nach seiner unvermuteten Ernsthaftigkeit. „Die meisten Menschen versuchen in Gegenwart eines Geistlichen immer sehr respektabel zu wirken, sodass sie darüber ganz vergessen, sie selbst zu sein. Will hat dieses Problem nicht. Ich muss sagen, dass seine Gesellschaft außerordentlich unterhaltsam ist und ich mich nicht mehr so gut amüsiert habe, seit … nun ja … ehrlich gesagt, seit meine Frau gestorben ist.“
    â€žWill mag Sie auch – das merkt man.“
    â€žDas freut mich sehr. Und da wir gerade vom Teufel sprechen …“, meinte Adam, als Will mit einem Briefumschlag in der Hand zu ihnen zurückkam.
    â€žEs tut mir leid, wenn ich unser Treffen so abrupt beenden muss“, sagte Will, als er sich gar nicht erst wieder zu ihnen an den Tisch setzte, sondern nur dem Kellner ein Zeichen gab, damit er ihm die Rechnung bringe, „aber mein Bruder wird von der Salemer Polizei wegen der Morde auf dem White-Gehöft verhört.“
    â€žDas ging aber schnell“, bemerkte Nell. Die Konstabler aus Salem mussten noch am Nachmittag mit den Arbeitern in der Tuchfabrik gesprochen haben. Wie sonst hätten sie Harry sonst so schnell auf die Spur kommen sollen? Weder sie noch Will hatten auf der Wache seinen Namen erwähnt.
    â€žSie arbeiten mit der Bostoner Kriminalpolizei zusammen, weshalb sie ihn in die City Hall gebracht haben.“ Der Kellner kam an ihren Tisch, reichte Will einen vergoldeten Stift und schlug ein kleines ledergebundenes Heft auf. „Er hat mich gebeten, umgehend zu kommen“, sagte Will, derweil er die Summe für das Abendessen gegenzeichnete.
    â€žGlauben Sie, dass er es war?“, fragte Adam ihn.
    Dass er so eindeutig fragte, verdutzte Nell, doch Will schlug scheinbar ungerührt das Rechnungsbuch zu und sagte: „Nein.“
    Adam schaute Nell an, die in Gedanken genau dieselbe Frage gestellt hatte. Als Will ihr den Stuhl zurückzog, meinte sie: „Um seiner Mutter und seines eigenen Seelenheils willen, kann ich nur hoffen, dass er unschuldig ist.“
    Adam nickte ernst, stand auf und schien verstanden zu haben, dass sie mit dieser Antwort ihren Glauben an Harrys Schuld zum Ausdruck brachte. „Haben Sie denn schon einmal erwogen, Ihren Bruder sich selbst zu überlassen und dabei auf Gott zu vertrauen, dass er die Dinge richten werde?“, fragte er Will.
    â€žMein Bruder steht seit geraumer Zeit nicht mehr auf allzu gutem Fuße mit dem Allmächtigen“, erwiderte Will. „Ich bezweifle, dass Gott sich seinetwegen auch nur bemühen würde.“
    â€žOh, da könnten Sie überrascht sein.“
    â€žIch wäre sogar zutiefst verwundert. Bis dahin bleibt es jedoch uns gewöhnlich Sterblichen überlassen, alles zu richten. Und … mmh, Nell, Sie könnten mich vielleicht begleiten. Ich glaube, meine Mutter würde das wünschen.“
    â€žJa, natürlich.“
    Nachdem Adam noch rasch mit Will verabredete – auf Wills Anregung hin –, sich am Dienstagabend in der Bar des Revere House zu treffen, um diese „Bewährungsangelegenheit“ zu besprechen, verabschiedete er sich. Adams vage Ankündigung, Duncans Haftstrafe erst in ein oder zwei Jahren zur Bewährung auszusetzen, hatte Nell keineswegs beruhigt, denn aufgeschoben war nicht aufgehoben. Sie bezweifelte, dass Will etwas auszurichten vermochte, war Adam doch fest von der Richtigkeit seines Vorhabens überzeugt und konnte sich bei diesem Ansinnen zudem der Unterstützung des Gefängnisdirektors sicher sein. Aber vielleicht wirkte es sich ja doch zu Duncans Ungunsten aus, dass er Virgil zum Spionieren angestiftet hatte – oder vielleicht auch nicht. Nell war sehr gerührt, dass Will trotz allem versuchen wollte, etwas für sie zu bewirken.
    â€žIch glaube, er ist ein wenig in Sie verliebt“, meinte Will, als sie nun den Speisesaal verließen.
    â€žAdam? So ein Unsinn.“
    â€žEr vermeidet es, Sie anzusehen. Immer ein sicheres Zeichen.“
    â€žEr ist ein Geistlicher der Episkopalen, und ich bin eine irische Katholikin.“
    â€žWenn Sie glauben, das könne ihn davon abhalten, Sie anzuhimmeln, wissen Sie allerdings recht wenig Bescheid über Männer und Frauen.“
    â€žZudem“, setzte sie nach, so beiläufig wie möglich, „hält er mich für Ihre

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