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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Bishop bückte sich und nahm ihr das Messer weg.
    Jessica lief zu ihrem Vater und umarmte ihn. »Mir fehlt nichts«, sagte er zu ihr und drehte dann sein Gesicht der Tür zu, weil er wußte, daß dort jemand stand, den er nicht sehen konnte.
    Edith Metlock sah bleich und verängstigt aus. Ihre Blicke wanderten von einem Gesicht zum anderen, verwirrt und unfähig, die Situation zu erfassen. Sie sackte gegen den Türpfosten und ihr Kopf zitterte. »Ich kam, um euch zu warnen«, brachte sie heraus.
    »Edith?« fragte Kulek.
    »Ja, Vater, es ist Edith«, sagte Jessica.
    Bishop ging zu dem Medium. »Sie hätten in keinem
    günstigeren Augenblick kommen können.« Er faßte sie am Arm und zog sie in den Raum.«
    »Ich kam, um euch zu warnen«, wiederholte sie. »Die Tür stand auf.«
    »Sie erwarteten jemand — oder etwas — Anderes.«
    Vom Boden aus, ihren Mund noch immer offen und verzweifelt atmend, starrte die große Frau das Medium an. Bishop hatte ein wachsames Auge auf sie; er war bereit, falls erforderlich, die Waffe zu benutzen.
    »Edith«, sagte Kulek, »was hat dich hergeführt? Woher wußtest du, daß die beiden uns in der Gewalt hatten?«
    »Das wußte ich nicht. Ich kam, um euch vor dem Dunkel zu warnen. Es kommt zu dir, Jacob.«
    Der blinde Mann war auf den Beinen, und Jessica führte ihn zu dem Medium und Bishop hinüber. Als er sprach, war seine Stimme voller Interesse und nicht voller Furcht. »Woher weißt du das, Edith?«
    Bishop führte sie zu dem Sofa, und sie ließ sich wie erschöpft darauf fallen. »Stimmen, Jacob... Da sind Hunderte von Stimmen. Ich war daheim und schlief. Sie drangen in meine Träume.«
    »Sie sprachen zu dir?«
    »Nein, nein. Sie sind einfach da. Ich kann sie jetzt hören, Jacob. Sie werden lauter, deutlicher. Du mußt von hier fortgehen, bevor es zu spät ist.«
    »Was sagen sie, Edith? Bitte, versuche ruhig zu bleiben und sage mir genau, was sie sagen.«
    Sie beugte sich vor und umfaßte seinen Arm. »Ich kann es dir nicht sagen. Ich höre sie, aber es sind so viele. Sie sind so verwirrt. Aber ich höre deinen Namen, immer und immer wieder. Er will seine Rache, Jacob. Er will dir nur zeigen, was er erreicht hat. Und ich glaube, er fürchtet dich auch.«
    »Ha!« Die große Frau war jetzt auf den Knien, wachsam vor ihrer eigenen Pistole, die jetzt auf sie gerichtet war. »Er fürchtet nichts! Er hat nichts zu fürchten!«
    »Pryszlak? Meinst du Pryzlak, Edith?« Der blinde Mann sprach schärfer.
    »Ja. Er ist fast hier.«
    »Ich werde die Polizei rufen«, sagte Bishop.
    »Sie kann Ihnen nicht helfen, Sie Narr!« Das Gesicht der großen Frau war zu einem boshaften, höhnischen Lächeln verzerrt. »Die kann ihm nichts anhaben.
    »Sie hat recht«, sagte das Medium. »Sie können nur fliehen. Das ist das einzige, was ihr alle tun könnt.«
    »Ich werde trotzdem die Polizei rufen, und sei es auch nur, um die beiden hier abholen zu lassen.«
    »Es ist zu spät, begreifen Sie das nicht?« Die große Frau erhob sich, und ihre Augen funkelten. »Es ist hier. Es ist draußen.«
    Der Arm, der sich von hinten um Bishops Hals schloß, war dick und stark. Sein Körper wurde nach hinten gebogen, als die kleine Frau ihr Knie in sein Rückgrat preßte. Eine Hand griff nach dem Messer, das er hielt.
    Jessica versuchte, die kleine Frau von ihm abzubringen, packte ihr Haar und zerrte daran, aber es bewirkte nur, daß die beiden das Gleichgewicht verloren und zu Boden stürzten. Bishop versuchte, sich von der Frau zu befreien, konnte aber nicht den Griff um seine Kehle lösen. Er stützte sich auf einen Ellenbogen, holte mit dem anderen aus und stieß mit aller Kraft zu. Das wiederholte er immer wieder, bis er spürte, wie ihre Beine sich unter ihm streckten. Die Spannung an seiner Kehle begann nachzulassen, und er erneuerte seine Anstrengungen. Es gelang ihm, sich umzudrehen, und da sie weder seinen Hals noch die Hand loslassen wollte, schnitt das Messer über ihre Brust und Blut spritzte heraus. Sie schrie.
    Endlich konnte er sich befreien. Er wandte seinen Kopf und rechnete damit, daß ihre große Gefährtin sich auf ihn stürzen würde. Aber sie war verschwunden.
    Hände umklammerten sein Gesicht, und seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die sich windende Frau unter ihm. Ihre Brust war rot von Blut, aber sie kämpfte dennoch weiter; ihre Lippen entblößten fleckige, gelbe Zähne. Die Geräusche, die sie machte, waren wie die eines tobenden Hundes, doch ihre Augen wurden trübe. Ihre

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