Dunkel
schließlich ins Erdgeschoß hinabstieg, hatte Jessica die Außenbeleuchtung eingeschaltet, die den. Boden mit ihrer Helligkeit überflutete.
Bishop, Jessica und Kulek standen wieder in der großen Halle, während Edith Metlock den Blutschwall der verletzten Frau, die auf dem Boden lag, mit einem weißen Leinenhandtuch zu hemmen vesuchte, das Jessica ihr gegeben hatte. Die verletzte Frau, Judith, lag jetzt still da, ihren Blick an die Decke gerichtet; sie sah nur gelegentlich zu der großen Fensterwand hinüber.
»Was jetzt?« fragte Bishop.
»Wir können nur warten«, erwiderte Kulek. »Und vielleicht beten.« Fast wie zu sich selbst fügte er hinzu: »Obwohl ich nicht sicher bin, ob das noch helfen wird.«
»Ich werde versuchen, Peck noch einmal zu erreichen«, sagte Bishop und ging zum Korridor. »Wir werden auch einen Krankenwagen brauchen — für sie.« Er deutete auf die verletzte Frau.
Jessica klammerte sich an ihren Vater, und sie beide spürten den Druck, der jetzt auf dem Haus lastete. »Ist es tatsächlich möglich, daß das geschieht? Kann Pryszlak wirklich einen Weg gefunden haben, diese Kraft anzuzapfen, Vater?«
»Ich denke, das hat er, Jessica. Diejenigen, die sich damit befaßt haben, wußten immer, daß sie existiert. Die Frage ist nur: Beherrscht Pryszlak die Kraft, oder beherrscht sie in Wirklichkeit Pryszlak? Ich denke, wir werden sehr schnell herausfinden, ob das wahr ist, was diese Frau namens Lillian sagte. Kannst du meinen Stock suchen? Dann mußt du Edith bei der verletzten Frau helfen.«
Jessica fand Kuleks Stock hinter dem Lehnsessel, in dem er gesessen hatte; sie gab ihn ihm und ging dann zu dem Medium, das noch immer neben der Gestalt kniete.
»Wie geht es ihr?«
»Ich... ich weiß nicht. Sie scheint in einem Schockzustand zu sein. Wenn sie Schmerzen hat, zeigt sie das nicht.«
Das Leinenhandtuch war nicht länger weiß. Edith preßte es gegen den langen Schnitt, und ihre Hände wurden wie das Tuch rot vom Blut der Frau. »Ich glaube nicht, daß der Schnitt tief ist, aber sie verliert viel Blut.«
»Ich hole ein anderes Handtuch. Wir müssen ihre Bluse öffnen und versuchen, ihre ganze Brust zu bedecken.« Jessica spürte, daß sie erschauerte, als sie hinabblickte. Die Pupillen der reglosen Frau hatten sich zu kleinen Nadelspitzen zusammengezogen, und aus irgendeinem Grund war ein abwesendes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie schien zu lauschen.
Das Medium blickte zur Glaswand hin. Auch sie konnte etwas hören.
»Edith, was ist?« Jessica schüttelte sie.
»Sie sind alle um uns.«
Jessica blickte zum Fenster, konnte aber nur das Leuchten der Lichter draußen sehen. Sie schienen nicht so hell, wie sie hätten sein sollen.
Bishop kehrte mit entschlossenem Gesichtsausdruck in das Zimmer zurück. »Peck war noch immer nicht erreichbar, doch einer seiner Männer sagte mir, daß die Probleme sich auf diese Seite des Flusses zu verlagern scheinen. Es hat ständig Notrufe gegeben, und sie haben wenig Reserven. Er gab uns den Rat, einfach abzuwarten. Er wird so bald wie möglich jemand herausschicken. Es half auch nichts, daß ich ihm sagte, daß einer seiner Beamten ermordet worden ist. Es scheint, als sei er nur einer von vielen toten Polizisten heute nacht.« Er nahm die kleine Waffe heraus, die er zuvor in seine Jackentasche gesteckt hatte. »Falls jemand versucht einzudringen, werde ich versuchen, ihn damit zurückzuhalten. Haben Sie noch andere Waffen im Haus, Jacob?«
Der blinde Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Verwendung dafür. Und ich glaube, daß derartige Waffen uns auch nicht helfen werden.«
»Jacob, die Lichter draußen werden schwächer.« In Edith Metlocks Stimme war Furcht.
»Es muß irgendwo ein Stromausfall sein«, sagte Bishop, der zu der Glaswand ging.
»Nein, Chris«, sagte Jessica. »Die Lichter im Haus brennen ganz normal.«
Kulek wandte sich in Bishops Richtung. »Chris, stehen Sie am Fenster? Bitte bleiben Sie dort weg.«
»Da draußen ist nichts. Keine Bewegung, außer...«
»Was ist? Jessica, sag mir, was geschieht.«
»Die Schatten, Vater. Die Schatten ziehen sich enger um das Haus.«
Bishop sprach: »Die Lichter sind jetzt nur noch ein mattes Glühen. Da ... ist eine Art... kriechende Schwärze. Sie ist nur wenige Meter von den Fenstern entfernt. Sie bewegt sich ständig.« Er begann, von der Glaswand zurückzuweichen und blieb erst stehen, als er die Rückseite des Sofas erreicht hatte. Plötzlich konnten sie es alle sehen. Die
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