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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Bewegungen begannen schwächer zu werden, nur ihre Willenskraft verhinderte ihren Zusammenbruch. Er stieß ihre Hände beiseite und kam wankend auf die Beine. Ohne Mitleid blickte er auf sie herab; ihre Hände schlugen noch immer in die leere Luft.
    »Chris.« Jessica klammerte sich an seinen Arm. »Laß uns gehen. Laß uns die Polizei von anderswo anrufen!«
    »Es ist zu spät.« Edith Metlock blickte über ihre Schulter auf die Glaswände dahinter. »Es ist bereits hier«, sagte sie tonlos.
    Bishop konnte ihre Abwehr gegen das Dunkel draußen sehen. »Wovon, zum Teufel, reden Sie?« hörte er sich schreien. »Da draußen ist nichts!«
    »Chris«, sagte Kulek ruhig. »Bitte gehen Sie und überprüfen Sie, ob die Eingangstür verschlossen ist, Jessica, schalte alle Lichter im Haus ein, auch die Außenlichter.«
    Bishop konnte ihn nur wortlos anstarren.
    »Tu, was er sagt, Chris«, drängte Jessica ihn.
    Sie rannte aus dem Zimmer, und er folgte. Die Eingangstür stand weit auf und Bishop spähte hinaus, bevor er sie zustieß. Er konnte kaum die Bäume sehen, die die schmale Auffahrt zum Haus begrenzten. Nachdem er die Tür zugeschlagen hatte, schob er die Riegel vor, drehte sich um und sah, daß Jessica alle Lichtschalter in der Halle betätigte. Sie eilte an ihm vorbei, um die Treppe zum Obergeschoß hochzulaufen. Bishop folgte.
    »Hier hinein, Chris!« Jessica deutete auf eine der Türen, die von dem oberen Korridor abgingen, während sie durch eine andere verschwand. Noch verwirrt, gehorchte Bishop und fand sich in einem großen, L-förmigen Schlafzimmer wieder. Diese Seite des Hauses war auf die Stadt gerichtet, und er erkannte, daß er in jeder anderen Nacht ein prächtiges Lichterschauspiel gesehen hätte. In dieser Nacht aber war etwas Eigentümliches an dem schimmernden Leuchten. Es war, als ob er durch einen sich bewegenden Spitzenvorhang schaute, die Lichter zwinkerten und wurden matt, strahlten dann wieder hell auf. Es war nicht wie Nebel, denn der hätte alles eingehüllt; es war eine treibende, tintige Dunkelheit, die von den hellsten Lichtern durchbohrt wurde, die ferneren aber erstickte und ihre Leuchtkraft trübte.
    »Chris?« Jessica hatte den Raum betreten. »Du hast die Lichter nicht eingeschaltet.«
    Er deutete auf die Glaswand. »Was ist das, Jessica?«
    Statt zu antworten, betätigte sie den Lichtschalter, eilte dann zu der Nachttischlampe und schaltete auch sie ein. Sie verließ den Raum, und er hörte sie andere Türen öffnen. Bishop ging ihr nach und faßte sie beim Arm.
    »Jessica, du mußt mir sagen, was vorgeht.«
    »Verstehst du nicht? Es ist die Dunkelheit. Sie ist eine lebendige Kraft, Chris. Wir müssen sie fernhalten.«
    »Indem wir Lichter einschalten?«
    »Das ist alles, was wir tun können. Erinnerst du dich, wie Edith sie in jener Nacht ferngehalten hatte, als wir sie fanden? Sie wußte instinktiv, daß es der einzige Weg war.«
    »Aber wie kann die Dunkelheit uns etwas antun?«
    »Das tut sie durch die Menschen. Sie scheint sich auf den schwachen oder bösen Verstand zu stürzen und bringt das Schlechte darin irgendwie dazu, zu dominieren. Begreifst du nicht, was geschieht? Diese Nacht in der Heilanstalt — begreifst du nicht, wie etwas ihre geschwächten Gehirne benutzt hat?« Sie sah den Schmerz in seinen Augen. »Es tut mir leid, Chris, aber siehst du nicht, wie es auch auf Lynn gewirkt hat? Sie wollte dich töten und alle anderen auch. Sie wurden geleitet, versteht du? Ihre Gehirne wurden benutzt. Das Gleiche geschah bei dem Fußballspiel - und in der Willow Road. Pryszlak hat einen Weg gefunden, das Böse, das im Unterbewußtsein jedes Menschen ruht, zu benutzen. Je stärker dieses Böse ist oder je schwächer der Verstand der jeweiligen Person, desto leichter ist es für ihn ...«
    »Jessica!« Jacob Kulek rief von unten herauf.
    »Ich komme, Vater!« Sie blickte Bishop ernst an. »Hilf uns, Chris. Wir müssen versuchen, es fernzuhalten.«
    Er nickte, und alles in seinem Verstand ging durcheinander, alles, was er gesehen und gehört hatte, bestätigte auf irgendeine verrückte Weise ihre Ansicht. »Geh du nach unten zu deinem Vater. Ich schalte hier oben die restlichen Lichter ein.«
    Bishop überprüfte jedes Zimmer und schaltete sogar die Badezimmerlampen ein, denn obwohl dessen Außenwände zwei der wenigen Ziegelmauern des Gebäudes waren, befand sich eine große Glasscheibe in der Decke. Er schaltete auch einen Wandspot ein und richtete ihn auf das Dachfenster. Als er

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