Dunkel
Köpfe begannen sich zu drehen und Bruder John anzuschauen. Als ob Bruder Samuel seine Absicht erahnte, schob er seinen ganzen Körper in den Eingang und blockierte den Fluchtweg.
Oooooh, Scheiße! schrie Bruder John innerlich und rammte sein Knie in die Leistengegend des großen Mannes. Bruder Samuel fiel auf die Knie, und seine Hände umklammerten seine Genitalien. Bruder John sprang durch die offene Tür in die noch tiefere Dunkelheit draußen. Und erstarrte.
Es war, als ob kalte, feuchte Hände um ihn herum seien, die wie eisiger Sirup seine Haut beschmierten. Er erschauerte und blickte wild um sich, konnte aber nur verschwommene Nadelspitzen von Licht in der Ferne sehen. Er wich zurück, doch es kam mit ihm, als klebte es an seinem Körper. Er spürte, wie etwas Unheimliches seinen Kopf durchforschte und schrie auf, als die kalten Finger etwas in seinem Verstand berührten. »Nein, ich will das nicht!« schrie etwas in ihm, doch eine andere Stimme antwortete: »Doch, doch, du willst es!«
Andere Hände griffen nach seiner Kehle, und dies waren wirkliche Hände, die großen, starken Hände von Bruder Samuel. Der Griff begann sich zu festigen, als die tintige Schwärze beide Männer umhüllte, und Bruder Johns Gedanken überschlugen sich, um den unwirklichen dunklen Fingern zu entgehen, die seinen Verstand berührten und darin wüteten. Er sank auf die harten Pflastersteine, die zum Tempel führten, und der große Mann stand hinter ihm und ließ nicht los.
Langsam erkannte Bruder John, daß Bruder Martin recht hatte: dies war die Ewigkeit, die er suchte. Obwohl sein Körper vor Schmerz zitterte, tanzte etwas in ihm voller Freude. Oh, Mutter, du hattest so recht. Bruder Martin, Bruder Marty Randall, du hast soooo recht. Und noch während seine eingeschnürte Kehle danach rang, Luft in seine Lungen zu saugen, öffneten sich seine Lippen zu einem verzückten Lächeln. Sein von Röte erfülltes Gesichtsfeld begann sich zu einer tiefer werdenden Schwärze zu trüben und die war bald alles, was da war
- totale, willkommene Dunkelheit. Amen.
Bruder Samuel schleppte den schlaffen Körper in den Tempel zurück, und das Dunkel folgte, floß gierig nach, breitete sich aus und sickerte hinein, verdunkelte das ohnehin schwache Kerzenlicht. Bruder Martin schloß seine Augen und breitete seine Arm weit aus, er ignorierte die plötzlichen Schreie der Furcht um sich und begrüßte das Dunkel in seiner Kirche.
»Wir werden das Gift trinken und uns dir anschließen«, sagte er laut und wunderte sich über das höhnische Gelächter in seinem Kopf, Es hatte wie Bruder John geklungen. Nacheinander flackerten die Kerzen und erloschen.
»Sag ihnen, sie sollen leise sein, Alex. Wenn die Polizei herausbekommt, daß da hinten eine Versammlung stattfindet, bist du deine Lizenz los«. Sheila Bryan hielt das Glas hoch, um sich zu vergewissern, daß sie es sauber abgewischt hatte. Es geschah nicht oft, daß die Gläser des Pubs so sorgfältig gereinigt wurden, aber es gab auch nicht oft eine Sperrstunde. Sie überlegte kurz, ob es während des Krieges solche Auflagen gegeben hatte. Wohl nicht, aber sie war sich nicht sicher; das war vor ihrer Zeit gewesen.
»Die sind schon in Ordnung. Die stören niemand.« Ihr Mann, Alex, schaute Sheila mit schlecht verhohlener Ungeduld an. Er war ein muskulöser Mann voll Kraft und Saft, mit lauter Stimme, und eine Frau mit ähnlichen Attributen war nötig, um mit ihm fertig zu werden. Er ging auf die Vierzig zu, sie hatte gerade die Zwanzig hinter sich gelassen, und ihrer beider Größe ließ sie irgendwie gleichaltrig wirken.
»Ich weiß sowieso nicht, warum du dich mit denen abgibst«, sagte Sheila und stellte das Glas zu den anderen auf die Bar. Asche der Zigarette, die von ihren Lippen baumelte, fiel in das schmutzige Abwaschwasser, als sie sich vorbeugte und nach einem anderen Glas langte.
»Sie haben die richtige Idee, deshalb«, erwiderte Alex, während er das Tablett auf das Blech neben der Spüle abstellte. »Sie wollen noch eine Runde.«
»Schön, dann müssen sie die Gläser nehmen. Ich habe keine frischen.«
»Natürlich nehmen sie die. Wer fragte denn nach neuen? Ich weiß manchmal nicht, was in dich fährt. Wenn wir die heute nicht hätten, würden wir keinen Penny verdienen. Wegen diesem Mist bleiben alle zu Hause.
»Die Polizei sagt, es sei gefährlich, nachts auszugehen.
»Ist doch dummes Zeug. Irgend etwas geht da vor, das ist alles, und sie wollen nicht, daß das jemand
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