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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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seinem Verhalten eingetreten. Vielleicht war es auch einfach die Verehrung, die sie Bruder Martin entgegenbrachten, die ihn dazu veranlaßte, das alles selbst zu glauben. Bis zur Gründung des Tempels der Neuen Auserwählten war Randall — Bruder Martin — ein kleines Licht gewesen: jetzt war er zu jemand geworden, den man anbetete. Es reichte, um jeder Frau den Kopf zu verdrehen.
    Bruder John, alias Jonny Parker, hatte mit Scheu beobachtet, wie Randall sich im Lauf der Jahre zu verändern begann: seine Predigten waren emotionaler geworden, jede steigerte sich zu einem Crescendo, das die ganze Versammlung klatschend und schreiend auf die Beine brachte: »Amen, Bruder Martin!« Es gab immer noch Gelegenheiten, wo die beiden kicherten und sich gegenseitig zu ihrem Glück und der Arglosigkeit ihrer Herde gratulierten, aber diese Gelegenheiten wurden immer seltener und unregelmäßiger. Und heute abend schien Bruder Martin völlig ausgeflippt zu sein. Würde er das wirklich durchführen, oder war es nur ein Test für sie alle, um einem Größenwahnsinnigen zu beweisen, welche Gewalt er über sie hatte, ein Experiment, das im letzten Augenblick beendet werden würde? Bruder John, alias Parker, hoffte, daß es letzeres sei.
    Bruder Martin schritt zum Lesepult, und seine Augen gewöhnten sich rasch an die Helligkeit der Halle nach dem Düster in dem kleinen Nebenraum. Ein erregtes Rascheln begrüßte sein Eintreten, und die Menschen schauten einander nervös an. Sie fürchteten das, was geschehen würde und waren doch begierig auf dieses neue und bei weitem nicht letzte Experiment. Es gab nur wenige in der Menge, die noch Zweifel hatten, aber sie machten sich wegen des Lebens ohnehin keine Sorge. Alles, was in der Stadt geschehen war, ließ glaubwürdig erscheinen, was Bruder Martin ihnen erzählt hatte. Die Zeit war gekommen und sie wünschten, unter den ersten zu sein.
    Bruder Martin richtete ihre Aufmerksamkeit auf die drei großen Schüsseln, die auf dem Tisch am Ende des Mittelgangs standen. »Dort seht ihr, meine lieben Brüder und Schwestern, das Elixier«, dröhnte seine Stimme. »Mit nur einem Schluck werdet ihr unsterblich sein. Ihr selbst habt das Chaos draußen gesehen, die Menschen, die tot sind und sich doch weigern ihre Körper aufzugeben. Wollt ihr die Hülle, die ihr bewohnt, qualvoll verderben lassen, oder wollt ihr mir rein und ohne Angst folgen? In Reinheit!«
    Er blickte über die Versammlung, so daß jedes Mitglied spürte, daß die Worte für sie alle und ihn allein bestimmt waren.
    »Es gibt einige unter euch, die sich fürchten. Wir werden euch helfen, diese Furcht zu überwinden. Da sind auch einige unter euch, die noch zweifeln. Wir werden euch helfen, diesen Zweifel zu überwinden. Da sind viele unter euch, die die Welt hassen und die schreckliche Mühe, die sie euch gebracht hat und ich sage, das ist gut! Es ist gut, zu hassen, denn die Welt ist ein schlechter, häßlicher Ort! Verabscheut sie, Brüder, schmäht sie, Schwestern! Denkt an die Worte: >Es ist der Tag des HERREN nicht Dunkelheit und nicht Licht<. Dies ist der Tag des HERREN! Die Helligkeit ist verschwunden!«
    Bruder Martin schwenkte eine Hand und auf dieses Zeichen hin wurden alle Lichter im Saal durch Bruder John ausgeschaltet, der am Hauptschalter stand. Ein Stöhnen stieg aus der Menge, als die Halle bis auf das spärliche Licht der flackernden Kerzen, die ringsum an den Wänden aufgestellt waren, in Dunkelheit getaucht wurde.
    »Öffne die Türen, Bruder Samuel«, befahl ihr Führer, und ein Mann, der an den Doppeltüren des Tempels stand, öffnete sie weit. Die Dunkelheit draußen wurde Teil der Dunkelheit drinnen. »Konzentriert euch, meine Brüder und Schwestern, bringt das Dunkel zu uns! Wir müssen uns beeilen.« Er konnte die Straßenlaternen hinter dem Tempelgelände sehen, die Häuser, in denen jedes Licht eingeschaltet war. Es war angeordnet worden, in der Hauptstadt jedes Licht nachts eingeschaltet zu lassen: Die Behörden wußten um die Kraft des Dunkel. Nacht um Nacht war es zurückgekehrt mit der natürlichen Dunkelheit als Verbündetem, und jedesmal war das Chaos größer geworden. Niemand wußte, wer seinem Einfluß erliegen würde - Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Kind, Freund, Nachbar. Was immer in einem an Bösem lauerte, wartete darauf, befreit zu werden, gierte danach, gelöst zu werden. Das Licht war die einzige Barriere. Das Dunkel fürchtete das Licht. »Das Licht scheint in der Dunkelheit, und die

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