Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
daß er von der Autobahn aus leicht erreichbar war. Die Behörden hielten es für zu riskant, eine bequemer gelegene Stätte in London zu benutzen, da die Situation in der Hauptstadt unberechenbar geworden war, obwohl Gefahr nur nach Einbruch der Dunkelheit bestand. Man befürchtete, daß viele der verschiedenen zu dieser Diskussion eingeladenen Organisationen nicht gekommen wären, wenn das Treffen in der Gefahrenzone stattgefunden hätte. Und der Befehlshaber der Armee hatte ohnehin gesagt: »Ein General hält seine Stabsbesprechung nicht auf dem Schlachtfeld ab!«
    Als Bishop mit Jacob Kulek, Jessica und Edith Metlock früh an diesem Morgen eingetroffen war, hatte sich die Hotelhalle bereits mit Wissenschaftlern, medizinischen Experten und Parapsychologen gefüllt. Draußen hatte es eine größere Ansammlung von Medienvertretern gegeben, und auch darunter waren viele aus anderen Teilen der Welt. Bishop war sich nicht sicher, ob die Konferenz nur aus kosmetischen Gründen abgehalten wurde, um zu zeigen, daß die Regierung eine Initiative ergriff, oder ob sie aus reiner Verzweiflung stattfand, weil niemand eine Lösung für das Problem hatte. Wahrscheinlich aus beiden Gründen, befand er.
    Jacob Kulek war Berater des speziellen Komitees geworden, das man gebildet hatte, um mit der Krise fertig zu werden, und sein Institut war plötzlich eine Zweigstelle des Civil Service. So wie von Winston Churchill während des Zweiten Weltkrieges ein okkultes Büro an den Secret Service angegliedert worden war, hatte der Innenminister das zu Rate gezogen, was er für eine vergleichbare vorhandene Organisation hielt. Die Regierung war nicht überzeugt davon, daß sie es mit einem paranormalen Phänomen zu tun hatte, da sie aber keine anderen Antworten fand, wollte sie die Möglichkeiten nicht ausschließen. Daher die Konferenz mit ihren unterschiedlichen Expertengruppen. Im Augenblick hatte man das »Problem« in London im Griff, obwohl die Stadt zu groß war, um lange von der Polizei effektiv überwacht zu werden. Neue Zwischenfälle fanden jede Nacht statt, und jeden Morgen wurden weitere Opfer auf den Straßen kauernd gefunden. Die Kanalzugänge wurden überwacht.
    Wie lange Polizei und Truppen die Kontrolle aufrechterhalten konnten, ließ sich nur vermuten; die Nacht begann bereits mit den Aufräumarbeiten des Tages Schritt zu halten. Und wie viele weitere Opfer, die vom Dunkel angegriffen oder angesteckt waren — über die korrekte Bezeichnung war sich noch niemand im klaren —, hinter Schloß und Riegel gehalten werden konnten, war ein anderes Problem, das kritisch wurde. Der Exodus der Bewohner von London war bisher relativ klein gewesen, doch der plötzliche Andrang von Auswärtigen gab Grund zur Sorge. Warum drängten Männer und Frauen in die Stadt, wo doch nachts auf den Straßen Gefahr herrschte? Und warum mißachteten so viele die »Licht-an«-Vorschriften? Es war so, als ob sie das Phänomen begrüßten, das als »das Dunkel« bekannt geworden war.
    Bishop saß in der Bar und dachte über das nicht Denkbare nach. Wurden sie mit einer Krise konfrontiert, mit der man mit wissenschaftlichen Mitteln fertig werden konnte, oder mit einer Krise, deren Ursache im Paranormalen lag und gegen die deshalb nur mit Psychomitteln vorgegangen werden konnte? Er selbst hatte das Gefühl, daß sie kurz davor waren, eine eindeutige Verbindung zwischen beiden Bereichen zu entdecken.
    Langsam leerte er sein Glas und winkte dem Barkeeper, ihm noch eines zu bringen.
    »Ich glaube, das brauche ich auch«, erscholl eine Stimme hinter ihm.
    Bishop drehte sich um und sah, daß Jessica die Bar betreten hatte.
    Sie hockte sich auf den Barstuhl neben ihn, und er bestellte ihr einen Scotch.
    »Ich sah dich die Konferenz verlassen«, bemerkte sie. »Und fragte mich, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    Er nickte. »Bin nur matt. Die Diskussion scheint nicht viel zu bringen. Zuviele Köche am Brei.«
    »Sie halten es für erforderlich, so viele Stimmen wie möglich zu hören.«
    »Einige dieser Ansichten sind ein wenig exzentrisch, findest du nicht?« Bishop reichte Jessica ihren Drink. »Wasser?«
    Sie schüttelte den Kopf und nippte am Scotch. »Einige sind fanatisch in ihrer Überzeugung, zugegeben, aber die anderen sind in ihren Bereichen der Psychoforschung hoch angesehen.«
    »Aber hilft das? Wie, zum Teufel, kann man etwas besiegen, das offensichtlich keine materielle Form hat?«
    »Die Tatsache, daß Viren lebende Organismen sind, war bis

Weitere Kostenlose Bücher