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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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wenn man starb, starb diese Wesenheit mit einem oder wurde sie freigelassen ... in was? Bishop begriff, daß Jessicas Antwort überhaupt nicht einfach gewesen war — sie war so komplex wie die Evolution des Menschen.
    »Chris, ist alles in Ordnung? Du bist totenblaß geworden.« Jessicas Hand ruhte auf der seinen und er bemerkte, wie fest er das Glas hielt. Er stellte den Scotch auf die Bar zurück, doch ihre Hand ruhte noch immer auf der seinen.
    Er atmete tief ein. »Vielleicht beschäftigt mich das alles zu sehr.«
    Ihn mißverstehend, sagte sie: »Du hast so viel durchgemacht. Das haben wir alle, aber du am meisten.« Er schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht, Jessica. Lynns Tod ist etwas, das ich nie überwinden werde, aber es ist etwas das ich akzeptieren kann, so wie ich Lucys Tod akzeptiert habe. Der Schmerz wird immer da sein, aber er wird kontrollierbarer werden. Nein, was mich erschüttert, ist deine Erklärung des Dunkel. Ich nehme an, daß Jacob deine Ansicht teilt?« »Es ist seine Ansicht. Ich stimme mit ihm überein.« »Dann gibt es keine Möglichkeit, sie zu bezwingen?« Sie schwieg für einen Augenblick und erwiderte dann: »Es muß einen Weg geben.«
    Bishop drehte seine Hand so, daß seine Handfläche sich mit der Jessicas vereinte. Seine Finger schlössen sich darum und preßten sie zärtlich; aber er sagte nichts.
    Er war noch wach, saß in dem unbequemen Sessel seines Hotelzimmers, blickte durch das große Panoramafenster und überlegte, welche neuen Scheußlichkeiten über London hereinbrechen würden, als das leise Pochen an der Tür ihn aus seinen Gedanken riß. Er blickte auf seine Armbanduhr und sah, daß es halb elf war. Es pochte wieder. Er drückte seine halb gerauchte Zigarette in dem Aschenbecher auf der Sessellehne aus, erhob sich und ging zur Tür hinüber. Bevor er den Türknauf drehte, zögerte er, da Vorsicht jetzt Teil seines Lebens geworden war. Jessicas Stimme ließ seine Ängstlichkeit schwinden.
    Er öffnete die Tür und schaute in die blicklosen Augen von Jacob Kulek. Jessica stand direkt hinter ihrem Vater.
    »Dürfen wir hereinkommen, Chris?« fragte Kulek.
    Bishop trat beiseite, und Jessica führte ihren Vater in das Zimmer. Er schloß die Tür und drehte sich zu ihnen um.
    »Es tut mir leid, daß ich tagsüber nicht mit Ihnen sprechen konnte, Chris«, entschuldigte sich Kulek. »Ich fürchte, daß meine Zeit jetzt von anderen eingeteilt wird.«
    »Das verstehe ich. Diese Leute scheinen viel von Ihnen zu erwarten, Jacob.«
    Der blinde Mann lachte kurz, aber Bishop bemerkte, daß er müde wirkte. »Die Wissenschaftler und Mediziner auf der einen Seite sind skeptisch, wogegen die Psychos auf der anderen Seite vorsichtig sind — sie sehen das als Gelegenheit, alles zu beweisen, was sie in den letzten Dekaden gepredigt haben. Die Irrationalen unter ihnen sind Gott sei Dank ignoriert worden. Die Behörden kleben irgendwo zwischen den beiden Gruppen, neigen natürlicherweise mehr zur logischen oder, so Sie wollen, zur wissenschaftlichen Betrachtungsweise. Ich glaube, daß um unsere Meinungen nur gebeten wird, weil die Wissenschaftler noch keine Hinweise gefunden haben, von Antworten ganz zu schweigen. Darf ich mich setzen, Chris? Es war ein anstrengender Tag.«
    »Bitte.« Bishop drehte den Sessel, den er gerade freigemacht hatte und Jessica geleitete ihren Vater dorthin. Sie lächelte Bishop herzlich an, als sie sich in den Stuhl setzte, der vor dem Schreibtisch stand. Er ließ sich auf die Bettkante nieder und erwiderte ihr Lächeln. »Darf ich Kaffee für Sie bestellen?« fragte er.
    »Nein, danke. Allerdings glaube ich, daß ein großer Brandy helfen würde, den Schmerz meiner alternden Knochen zu stillen.« Kulek neigte den Kopf seiner Tochter zu. »Kaffee wäre mir recht, Chris.« Bishop nahm den Telefonhörer ab und bestellte zwei Kaffee und einen großen Brandy. Als er aufgelegt hatte, fragte er: »Ist mit Edith alles in Ordnung?«
    »Sie ist müde und verängstigt wie wir alle. Unser kleineres, etwas intimeres Treffen, an dem sie teilgenommen hatte, ging erst vor zwanzig Minuten zu Ende. Das Komitee hatte alle Punkte zu diskutieren, die heute während der Konferenz aufgeworfen wurden - die wichtigen Punkte, um genau zu sein.«
    »Wer entschied, was wichtig war und was nicht?«
    »Ich würde sagen, darüber war man sich schnell im klaren. Unser Innenminister ist nicht für Extreme.«
    »Soweit ich gehört habe, ist er aber auch nicht für

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