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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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wurden, sich in fast tranceähnlichem Zustand befanden. Wie zu erwarten, wurden paranormale Ursachen noch geleugnet.
    Er erhob sich und wischte die Feuchtigkeit von seinen Knien. Seine Augen hatten sich an das Düster gewöhnt und der bemerkte, daß der Flecken, in dem er sich befand, beträchtlich heller war als die dichte Schwärze vor ihm. Er schlurfte vorwärts, versessen darauf, sich ganz von der Dunkelheit einhüllen zu lassen. Diese verdammten Narren verstanden die Bedeutung des ganzen nicht! Dies war eine neue Erfahrung — nein, nicht neu: Sie war so alt wie die Welt selbst. Es war eine Kraft, die existiert hatte, bevor es überhaupt menschliches Leben gab, eine dunkle Macht, mit der sich der Mensch von Anfang an verbündet hatte. Sie war immer da gewesen, die Dunkelheit, in der Böses lauerte, die Dunkelheit, in die sich Bestien schlichen, und die Dunkelheit wartete stets darauf, daß der Mensch sich ihr völlig hingab. Jetzt war es soweit.
    Er erstarrte. Etwas bewegte sich in den Schatten vor ihm. Keine Geräusche. Keine weitere Bewegung. Seine Augen mußten ihn getäuscht haben.
    Das Dunkel hatte ihn gerufen, ihm gesagt, was zu tun war. Die politische Macht war nichts im Vergleich zu der Macht, die ihm geboten wurde. Es war ein gewaltiger Schritt, der getan werden mußte, aber die Belohnung war gigantisch. Jetzt gab es kein Zögern, kein Nachdenken mehr. Er war auserwählt worden.
    Es war schwer, etwas vor sich zu sehen, denn der Mond war hinter dichten Wolken verborgen. Er konnte Lichter durch die Bäume dringen sehen, aus den Hotels, die an der anderen Seite der Park Lane lagen, aber sie waren weit weg und hatte nichts mit der Unendlichkeit der Schwärze zu tun, in der er sich befand. War dies das Dunkel, das ihn umgab? War dies die Kraft, die zu suchen er gekommen war? Dann möge es geschehen. Verschlinge mich, nimm mich in ... Er taumelte über eine Gestalt, die auf dem Boden saß.
    Der Politiker stürzte und fiel auf den Rücken.
    »Wer ist da?« fragte er ängstlich, als er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    Er hörte ein murmelndes Geräusch, konnte aber nichts verstehen, und kniff seine Augen zusammen, um besser sehen zu können.
    »Wer ist da?« wiederholte er und wurde dann ein wenig kühner. »Sprich!« seine Stimme war noch immer ein Flüstern, obwohl die Worte barsch klangen. Vorsichtig kroch er näher, furchtsam, aber neugierig. »Komm schon, sprich. Was tust du hier?«
    »Warten«, kam die gemurmelte Antwort. Es war eine Männerstimme. Der Politiker war überrascht, weil er eigentlich keine Antwort erwartet hatte. »Was heißt das: >Warten    »Warten, wie die anderen.«
    »Andere?« Der Politiker blickte sich um, und plötzlich merkte er, daß das, was er für die dunklen Konturen von Büschen und Gesträuch gehalten hatte, Gestalten von Menschen waren. Einige hockten auf den Boden, andere standen. Alle waren stumm.
    Er packte den Mann an der Schulter.
    »Wissen sie - weißt du - von dem Dunkel?«
    Der Mann nahm seine Schulter beiseite. »Verschwinde«, sagte er ruhig. »Laß mich in Ruhe.«
    Der Politiker starrte die schattenhafte Gestalt eine Weile an, konnte ihre Gesichtszüge aber nicht ausmachen. Schließlich kroch er davon und fand einen Platz für sich. Er saß dort lange Zeit verwirrt und resignierte schließlich. Es war einleuchtend, daß er nicht der einzige war; andere waren ebenfalls auserwählt.
    Einmal, als der Viertelmond sich für wenige Sekunden aus den umhüllenden schwarzen Wolken lösen konnte, schaute er sich um und sah, wieviele andere dort mit ihm warteten. Zumindest einhundert, dachte er. Vielleicht hundertfünfzig. Warum sprachen sie nicht miteinander? Warum sagten sie nichts? Ihm wurde klar, daß ihr Verstand wie der seine zu sehr mit dem beschäftigt war, was geschehen würde, daß sie sich selbst öffneten, um die forschende Dunkelheit zu empfangen. Sie wollten es, verlangten danach. Die Wolken verdeckten den Mond, und er war wieder allein, wartete darauf, daß das Dunkel kam.
    Als der erste Schimmer der Dämmerung sich seinen Weg über die hohen Gebäude am Horizont bahnte, erhob er sich schwach und steif. Sein Mantel war mit Morgentau bedeckt, und sein Körper schmerzte. Er sah, daß die anderen sich auch erhoben. Ihre Bewegungen waren langsam und linkisch, als ob das Warten der langen Nacht ihre Gelenke gelähmt hätte. Ihre weißen Gesichter im Morgengrauen waren ausdruckslos, aber er wußte, daß sie dieselbe bittere

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