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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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vor kurzem noch unbekannt. Man hielt sogar die Beulenpest für ein Werk des Teufels.«
    »Ich glaube, du hättest sie dafür gehalten.«
    »In gewisser Hinsicht tue ich das. Ich glaube, daß unsere Begriffe irgendwie falsch sind. Viele sehen den Teufel als eine Kreatur mit Hörnern und einem langen, gespaltenen Schwanz, oder halten ihn zumindest für eine lebende Kreatur, die dann und wann den Kopf durch die Pforten der Hölle steckt und Verheerungen anrichtet. Die Kirche hat nichts getan, um den Menschen diesen Glauben zu nehmen.«
    »Und hinter all dem steckt der Teufel?«
    »Wie ich sagte, unsere Begriffe stimmen nicht. Der Teufel ist in uns, Chris, genauso wie Gott.«
    Bishop seufzte schwach. »Wir sind Gott, wir sind der Teufel?« In seinen Worten schwang Spott mit.
    »Die Macht für Gutes und die Macht für Böses steckt in uns. Gott und Teufel sind nur symbolische Namen für eine Abstraktion.«
    »Wenn diese Abstraktion zutrifft, was du ja implizierst, wäre sie die Ursache für alles Gutes und alles Böse, was auf dieser Welt geschieht.«
    »Es ist eine Abstraktion, die schnell Wirklichkeit werden kann.«
    »Weil Pryszlak einen Weg gefunden hat, sie zu benutzen?«
    »Er ist nicht der erste.«
    Bishop starrte sie an. »Dies hier ist nie zuvor geschehen.«
    »Woher weißt du das? Lies deine Bibel, Chris, sie gibt uns viele Hinweise.«
    »Aber warum dann diese böse Macht? Warum hat nicht jemand die Macht zum Guten benutzt?«
    »Das haben viele. Jesus Christus war einer.«
    Bishop lächelte. »Du meinst, all diese Wunder waren auf eine Kraft zurückzuführen. Er wußte, wie man sie anzapfte?«
    »Wunder sind verbreiteter, als du glaubst. Christus mag ein Mensch gewesen sein, der wußte, wie man diese Kraft nutzte.«
    »Würde Pryszlak damit zum Antichrist? Ich meine, er hat doch das andere Extrem gewählt.«
    Jessica ignorierte den Spott in Bishops Frage. »Es hat viele Anti-Christen gegeben.«
    Der Whisky auf leeren Magen bewirkte, daß Bishop sich beschwingt fühlte, doch die Ernsthaftigkeit in Jessicas Blick ließ ihn seinen Zynismus unterdrücken. »Schau mal, Jessica -wenn du sagst, daß Wunder ziemlich verbreitet sind, warum benutzt dann niemand diese andere Quelle auf die Art, wie Pryszlak es offensichtlich tut?«
    »Weil wir noch lernen. Wir haben es noch nicht begriffen. Wenn sie benutzt wird, erfolgt das unbewußt. Als wir Gehen lernten - haben wir da zuerst darüber nachgedacht, oder kam die Erkenntnis später? Als wir uns erst einmal bewußt waren, daß wir liefen, daß es physisch möglich war, konnten wir lernen, andere Dinge zu tun. Rennen, dann reiten, Geräte benutzen, Fahrzeuge bauen, die uns trugen. Es ist ein allmählicher Prozeß, Chris, und unsere eigene Erkenntnis kann diesen Prozeß beschleunigen.«
    Bishop überlegte, warum er sich diesen Argumenten widersetzte, da sie viele seiner eigenen Gedanken hinsichtlich des Paranormalen erklärten. Vielleicht, weil das alles zu einfach wirkte, für eine Antwort zu offensichtlich war; wer aber sagte andererseits, daß die Antwort kompliziert sein mußte? Alles kam aus dem Individuum, keine Macht von außen war daran beteiligt; und wenn jede individuelle Quelle zum Fließen gebracht wurde, dann konnte diese kollektive Kraft, verbunden mit den anderen, gewaltig werden. Es schien, als ob das Dunkel auf jene Menschen einwirkte, die auf irgendeine Weise geistig gestört waren, ob sie nun Kriminelle waren, geisteskrank oder — sein Griff festigte sich um das Glas, das er hielt — oder ob sie Böses im Sinn hatten. Viele der Fälle, von denen er in den letzten Wochen gehört hatte, betrafen Individuen, die irgendeinen Groll gegen andere hegten — manchmal nur Abneigung - und es schien, als ob der Wahnsinn ringsum ihre eigene Gewalttätigkeit ausgelöst hätte. Wenn das Dunkel dieses Böse finden konnte, in ihren Verstand dringen und diese Kraft herausziehen konnte, sie mit sich vereinte, und somit seine eigene Kraft wie ein gigantischer, gefräßiger Organismus stärkte, wo würde das enden? Wenn es stärker wurde, würde es dazu imstande sein, alle entgegengesetzte Verstandeskraft, die des Guten, zu ersticken. Es brauchte nur das Böse zu finden, das in jedermann lebte und es zu benutzen. Lag der Grund dafür, warum diese Kraft in der Vergangenheit nicht stärker sichtbar geworden war, an den Widersprüchen in jedem Menschen, darin, daß nur wenige Wesen, die wirklich gut oder wirklich böse waren, sie für ihren Zweck nutzbar machen konnten? Und

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