Dunkel
auf der Brücke war stark.«
»Das ist das Problem, wenn man südlich des Flusses wohnt.« Er führte sie in den kleinen Salon. »Wollen Sie mit mir frühstücken - Kaffee?« fragte er.
»Schwarz, ein Stück Zucker.« Sie legte ihren rehbraunen Mantel ab und warf ihn über eine Sessellehne. Die eng geschnittene Jeans, der weite Rollkragenpullover, den sie zu ihrem kurzen Haar trug, und die kleinen Brüste ließen sie
knabenhaft wirken.
»Nehmen Sie Platz. Ich bin gleich bei Ihnen«, sagte Bishop. Er ging zurück in die Küche, schenkte ihren Kaffee ein und goß sich nach. Ihre Stimme ließ ihn zusammenzucken, denn sie war ihm gefolgt.
»Leben Sie hier allein?«
Er drehte sich zu ihr um. »Ja«, antwortete er.
»Sie sind nicht verheiratet?« Sie wirkte überrascht. »Doch, ich bin verheiratet.«
»Es tut mir leid. Ich wollte nicht neugierig sein.«
»Lynn ist... fort. Im Krankenhaus.« Sie schien ehrlich besorgt. »Ich hoffe, sie ist nicht...« »Sie ist in einer Nervenheilanstalt. Schon seit drei Jahren.
Sollen wir in den Salon gehen?« Er nahm die beiden Kaffeetassen und wartete darauf, daß sie sich von der Tür entfernte.Sie machte kehrt und ging voran.
»Das wußte ich nicht, Mr. Bishop«, sagte sie, als sie sich setzte und ihm den Kaffee abnahm. »Schon gut, woher sollten Sie das auch. Ich heiße übrigens Chris.«
Sie nippte an ihrem Kaffee, und wieder amüsierte sie ihn. In der einen Minute wirkte sie hart, fast brüsk, in der nächsten jung und schüchtern. Eine verwirrende Mischung.
»Hatten Sie Gelegenheit, die Zeitung zu lesen?« fragte sie. »Ich habe die Überschrift gelesen, die Geschichte überflogen. >Noch mehr Wahnsinn in der Horror-Straße/ Ich bin überrascht, daß der Mieterbund das nicht aufgreift.« »Bitte, Mr. Bishop ...«
»Chris.«
»Bitte, die Situation ist ernster, als Sie denken.«
»Okay, ich sollte nicht so leichtfertig sein. Ich stimme zu, daß es kein Scherz ist, wenn ein Mann seiner schlafenden Frau die Kehle mit einer elektrischen Heckenschere durchschneidet und dann seinem Hund die Beine amputiert. Daß das Kabel nicht reichte, als er die beiden Polizisten draußen angriff, ist dennoch gelinde gesagt komisch.«
»Ich bin froh, daß Sie so denken. Sie haben ja gelesen, daß er die Heckenschere bei sich selbst angelegt hat? Er hat die Hauptschlagader an seinem Schenkel durchschnitten und starb durch Blutverlust, bevor man ihn ins Krankenhaus bringen
konnte.« Bishop nickte. »Vielleicht war das von Anfang an seine Absicht - seine Frau und den Hund und dann sich zu töten. Er wollte, daß sie den Tod mit ihm teilten.« Bishop hob eine Hand, um ihren Protest abzuwehren. »Ich scherze jetzt nicht.
Es kommt häufig vor, daß ein Selbstmörder sein Liebstes mit sich nimmt.«
»Selbstmord oder nicht, es war eine Wahnsinnstat. Und warum haben die anderen beiden sich umgebracht?« »Die anderen beiden?«
»Die Frau, die ihren Geliebten umbrachte, und der Mann, der
den Jungen und ihren Vater erschoß.«
»Aber er ist nicht gestorben.«
»Doch, letzte Nacht. Mein Vater und ich gingen zu der Polizeistation, wo er in Haft war — wir hofften, mit ihm sprechen zu dürfen. Als wir eintrafen, war er tot. Man hatte ihn allein in seiner Zelle gelassen und er hatte sich seinen Schädel an der Wand eingeschlagen. Er ist dagegen gerannt, Mr. Bishop. Von einem Ende zum anderen sind es nur drei Meter, aber es reichte, um seinen Schädel einzuschlagen. Sie sagten, er müsse zweimal gegen die Wand gelaufen sein, um das zu erreichen.« Bishop zuckte bei der Vorstellung zusammen. »Das Mädchen. Das kleine Mädchen ... ?«
»Es wird sehr genau beobachtet. Die Polizei denkt jetzt über die Ursache des Feuers nach; sie scheint zu glauben, es könnte Brandstiftung gewesen sein.«
»Aber die nehmen doch nicht an, daß das Kind Feuer im
eigenen Haus gelegt hat?«
»Sie war seit einiger Zeit in psychiatrischer Behandlung.« »Sie glauben, das sei die Verbindung. Spielen alle in der Willow Road verrückt?«
»Nein, überhaupt nicht. Seit unserem letzten Treffen haben wir einige Überprüfungen vorgenommen und festgestellt, daß die drei Menschen, die an den Morden der letzten Woche beteiligt waren...«
»Gegen das Kind gibt es keinen Beweis«, stellte Bishop
rasch fest. »Ich sagte, die Polizei glaubt, daß das Feuer gelegt worden
sei. Elektrogeräte waren nicht eingeschaltet, es gab keine undichte Gasleitung, keinen in Betrieb gesetzten Herd in der Küche, und bislang sind auch keine
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