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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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behalte meine Füße gern fest auf dem Boden. Sie fliegen recht hoch.«
    »Als ich Sie traf, schienen Sie etwas Respekt vor meinem Vater zu haben.«
    »Ich respektiere seine Arbeit und in vielerlei Hinsicht seine Theorien.«
    »Warum diese dann nicht?«
    Er wandte sich von ihr ab und stützte einen Ellenbogen auf den Kaminsims, die andere Hand noch in der Hosentasche. Ein kleines gerahmtes Gesicht lächelte zu ihm auf, das Foto, das man aufgenommen hatte, als sie erst vier war. Ein Jahr bevor sie starb. Mein Gott, dachte er, und die Bitterkeit war noch immer stark genug, um die Muskeln in seiner Brust zu verkrampfen, sie wäre jetzt fast dreizehn. Schon damals wußten sie, daß sie das Ebenbild ihrer Mutter werden würde. »Chris?«
    Er verdrängte die Gedanken. »Es ist zu unwahrscheinlich, Jessica. Und es ist alles Spekulation.«
    »Ist nicht alle Erforschung des Paranormalen zunächst einmal Spekulation? Sie sagten seinerzeit bei Ihrem Vortrag, daß Sie glaubten, die natürliche Evolution des Menschen bringe es mit sich, daß Wissenschaft und Parapsychologie zu ein und demselben verschmelzen würden. Können Sie nicht akzeptieren, daß ein Mann wie Pryszlak diesen Punkt bereits erreicht hat, diesen Durchbruch geschafft hat? Zumindest offen dafür sein? Ist es nicht das, was Sie Ihren Studenten erzählen? Ist das nicht der ganze Inhalt Ihrer Bücher - Offenheit, verbunden mit ein wenig realistischer Skepsis?« Jessica war jetzt aufgestanden, und ihr Kopf reckte sie wie
    der ihres Vaters vor. »Oder sind Sie in Ihrem persönlichen Zynis mus zu sehr befangen? Psychoforschung braucht Menschen mit gesundem Verstand, Mr. Bishop, keine Zyniker oder Fanatiker. Menschen, die entschlossen sind, Tatsachen zu akzeptieren und Menschen, die entschlossen sind, diese Tatsachen aufzudecken.«
    Sie richtete ihre Zigarette auf ihn. »Sie sind doch bezahlter Geisterjäger. Also schön, wir stellen Sie ein. Wir bezahlen für Ihre Dienste. Wir bezahlen Sie dafür, die Arbeit zu beenden, die Sie vor neun Monaten begonnen haben. Wir möchten, daß Sie dieses Haus in der Willow Road untersuchen. Vielleicht finden Sie eine Antwort.«

6

    Bishop brachte den Wagen zum Halten und genoß das befriedigende Geräusch knirschenden Kieses. Er blickte auf das große, rotgeziegelte Queen-Anne-Gebäude und sagte: »Sieht aus, als sei das ein paar Shilling wert.«
    Jessica folgte seinem Blick. »Die Kirkhopes haben eine lange Tradition in der Schiffsindustrie. Zumindest hatten sie die in den dreißiger und vierziger Jahren, als Dominic Kirkhopes Vater noch lebte, aber seine Nachkommen haben jetzt Probleme, seit der Schiffsbauboom vorüber ist.«
    »Und sie allein ist übriggeblieben?« Er steckte die Brille in seine Brusttasche.
    »Agnes Kirkhope ist die letzte der direkten Nachkommen. Sie und ihr Bruder übernahmen die Firma, als ihr Vater starb, aber soweit ich in Erfahrung bringen konnte, hat Dominic im Geschäft keine bedeutende Rolle gespielt.«
    »Glauben Sie, daß sie über ihn sprechen wird? Familien sind gewöhnlich sehr schweigsam in Bezug auf ihre schwarzen Schafe.«
    »Ich denke, das hängt von unseren Fragen ab. Vielleicht läßt sie uns nicht sehr tief graben.«
    »Als die Hausverwaltung mich beauftragte, Beechwood zu untersuchen, fragte ich, ob ich die Besitzer sprechen könnte, aber das ließen sie nicht zu. Sie meinten, es sei überflüssig. In gewisser Hinsicht hatten sie recht — aber für gewöhnlich möchte ich die Geschichte eines Hauses kennen. Ich verzichtete damals darauf, weil es für mich eine Routinearbeit war. Diesmal möchte ich soviel wie möglich wissen, bevor ich wieder einen Fuß dort hineinsetze.«
    »Zuerst müssen wir von ihr die Erlaubnis bekommen, eine weitere Untersuchung durchzuführen.«
    »Korrektur: eine erstmalige Untersuchung. Die letzte wurde nicht einmal begonnen.« Er stellte den Motor ab und langte nach dem Türgriff. Jessica legte eine Hand auf seinen anderen Arm.
    »Chris«, sagte sie, »glauben Sie wirklich, daß das so am besten ist?«
    Er zögerte, bevor er die Tür weit öffnete. »Wenn wir ihr die ganze Geschichte erzählen, wird sie meilenweit laufen. Glauben Sie wirklich, sie möchte, daß der bizarre Selbstmord ihres Bruders wieder ausgegraben und, was noch schlimmer wäre, mit den neuen Todesfällen in Verbindung gebracht wird? Bleiben wir bei der Geschichte, die ich ihr am Telefon erzählt habe. Sie war sowieso abweisend, ohne daß ich ihr Grund zur Beunruhigung gegeben hätte.«
    Sie

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