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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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aufhören!« Doch beide Hände zerrten wieder an dem Gürtel.
    Sie hörte Schritte über den Korridor rennen, und dann tauchten plötzlich Gestalten im Türeingang auf. Die beiden Männer und eine Frau, die über ihre Schultern schaute, waren Angehörige des Institutes..
    »Haltet ihn auf!« flehte sie.
    Sie waren zunächst wie gelähmt durch das, was geschah, doch einer, ein großer, graubärtiger Mann, der eigentlich schüchtern war und für gewöhnlich langsam agierte, stürmte vorwärts und packte dabei einen Stuhl. Im Laufen schwang er ihn über den Schreibtisch, warf und schlug ihn halb in Ferriers Gesicht. Die Sprossen des Stuhles trafen den Mann an der Stirn, ließen ihn gegen das Fenster hinter ihm prallen und das Glas fiel klirrend mit seinem Körper nach draußen. Er hing dort, die ausgestreckten Hände klammerten sich an den Fensterrahmen und er schien sie für einen Augenblick zu mustern, während sie wie erstarrt standen, bevor seine Finger sich öffneten und er sich nach hinten fallen ließ. Seine Beine flogen nach oben und rutschen dann über den Sims aus dem Blickfeld.
    Jessica war sich später nicht sicher, ob sie den dumpfen Laut gehört hatte oder nicht, als er unten auf den Bürgersteig schlug, denn die Frau schrie hysterisch und sie selbst wankte zu ihrem Vater, der jetzt auf dem Boden zusammengebrochen war. Doch ihr Verstand hatte das Geräusch aufgezeichnet, ob es nun Einbildung gewesen war oder nicht.
    Anna hatte die Spielkarten weggeräumt und war auf dem Weg zurück in das »Besucher« -Zimmer um zu sehen, ob ihre Herrin Tee für sich und ihre Gäste haben wollte, doch das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, und es blieb ein Ausdruck völliger Verständnislosigkeit. Miss Kirkhope war im Korridor aufgetaucht, kroch auf Händen und Knien und etwas stimmte mit ihrem Gesicht nicht, etwas verzerrte ihre Gesichtszüge. Ihre Augen blickten Anna flehend an, eine dünne, geäderte Hand streckte sich nach ihr aus, ein schwaches krächzendes Geräusch kam aus einem Antlitz, dessen Haut platzte und sich löste. Annas Verwirrung wurde erst zu Entsetzen, als sie die beiden Frauen, die Miss Kirkhope besucht hatten, aus dem Zimmer hinter der kriechenden Herrin kommen sah. Jede von ihnen hielt etwas, das kleine Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit zu sein schienen. Es hätte Wasser sein können — die Flüssigkeit sah völlig harmlos aus —, aber der Kopf der alten Dame schüttelte sich vor Entsetzten, als die größere Frau lächelte und ihre Flasche hob. Miss Kirkhope versuchte wegzukriechen, doch die Frau schwenkte die Flasche in ihre Richtung, die Flüssigkeit spritzte heraus und fiel in dicken Tropfen auf Rücken und Kopf von Miss Kirkhope. Annas Hände fuhren zu ihrem Mund, als sie das schwache, zischende Geräusch hörte und sah, wie kleine Dampfschwaden aus der Feuchtigkeit aufstiegen.
    Miss Kirkhope krümmte ihren Körper, und ihr qualvolles Stöhnen veranlaßte die Haushältern, ein paar Schritte näherzukommen. Aber Anna verließ der Mut, als sie die kleinere Frau vortreten sah, die ihre Herrin mit einem Tritt auf den Rücken drehte. Anna sank in die Knie und faltete die Hände: Die Frau stellte sich breitbeinig über Miss Kirkhopes zusammengesunkenen Körper und ließ langsam den Inhalt ihrer Flasche in stetigem Fluß über sie rinnen.
    Die gurgelnden Schreie erfüllten Annas Kopf, bevor sie zu einem leisen Krächzen wurden. Anna merkte, daß sie nicht aufstehen konnte. Nicht einmal als die größere Frau auf sie zukam, noch immer lächelnd, und den Inhalt ihrer Flasche wie Weihwasser über sie goß. Nicht einmal als der erste Tropfen Säure ihre Haut berührte und zu brennen begann.

4

    Peck blickte Bishop ungläubig über den Schreibtisch hinweg an. »Wissen Sie, wie unglaublich dies alles klingt?«
    Bishop nickte. »Mir fällt es selbst schwer, das zu glauben.«
    »Aber warum sollte ein völlig Fremder versuchen, Sie zu ermorden?«
    »Braverman muß zu Pryszlaks Sekte gehört haben. Nicht alle haben Selbstmord begangen. Einige blieben am Leben, um seine Arbeit weiterzuführen.«
    »Die in der Ermordung von Menschen besteht?«
    »Ich weiß es nicht, Kommissar. Vielleicht sind wir zu nah herangekommen.«
    »Zu nah an was?«
    Jessica sprach, und in ihrer Stimme war unterdrückter Ärger zu hören.
    »An den Grund für den Massenselbstmord. Mein Vater wußte, das es einen Grund dafür geben mußte, daß Pryszlak und seine Sekte Selbstmord begingen.«
    Peck lehnte sich in seinem Sessel

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