Dunkel
Vergewaltigungsversuche und anderes - Verstümmelung, Gift und Zellen voller Leute, die nicht einmal wissen, wieviel Uhr es ist. Um mir bei meinem Bericht an den Commissioner zu helfen, bekomme ich von Ihnen Informationen über einen Verrückten namens Boris Pryszlak was nach Ihrer Ansicht alles zu erklären scheint — und seine Organisation von Irren, die an das Böse als mächtige, physische Kraft glaubt. Was meinen Sie, wie der Commissioner darauf reagieren würde, Miss Kulek? Er würde befehlen, mich zu den anderen Irren zu sperren!«
»Ich habe Ihnen keine Erklärungen gegeben, sondern nur gesagt, was ich weiß. Es ist Ihre Aufgabe, etwas zu unternehmen.«
»Und welche Vorstellungen haben Sie da genau?«
»Ich würde damit beginnen, die Namen aller Anhänger Pryszlaks zu sammeln.«
»Sie meinen die Mitglieder seiner Sekte?«
»Ja.«
»Und dann?«
Jessica zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie überwachen?«
Peck schnaufte.
»Zumindest werden Sie feststellen, daß Braverman und Ferrier Mitglieder waren«, sagte Bishop. »Das könnte sogar zu den Mördern von Miss Kirkhope und ihrer Haushälterin führen.«
Peck wünschte, er könnte sich über Bishop ein klares Bild machen, so oder so. Er hatte ihn angewiesen, in dem Haus in Ro-bertsbrigde zu bleiben, bis die örtliche Polizei eintraf und dann dafür gesorgt, daß er zurück nach London begleitet wurde, zu Pecks Büro in New Scotland Yard. Er hatte den Geisterjäger -was war das eigentlich für ein Beruf — eine geschlagene Stunde verhört, bis Kuleks Tochter, ebenfalls unter Begleitung, aus dem Krankenhaus eingetroffen war, in dem ihr Vater lag. Es ging jetzt auf zehn zu, und er war der Wahrheit noch immer nicht näher. Es wäre leichter gewesen, wenn er hätte glauben können, das Bishop entweder log oder völlig unschuldig war.
Peck beugte sich über seinen Schreibtisch vor. »Okay, viel mehr werden wir heute abend nicht mehr herausfinden. Ich lasse Sie gehen, Bishop. Ich bin nicht überzeugt, aber Ihre Geschichte könnte möglich sein. Dieser Pryszlak mag Freunde gehabt haben, denen es nicht paßte, daß Sie und Jacob Kulek in Beechwood herumschnüffelten. Es könnte sein, daß sie das nach dem Massenselbstmord als eine Art heiliger Schrein betrachteten. Die Tatsache, daß die arme alte Miss Kirkhope den Abbruch veranlaßte, mag ihr Verhängnis gewesen sein. Im Augenblick sind das wilde Mutmaßungen. Es erklärt natürlich noch immer nicht die Katastrophen in der Willow Road, aber dafür kann ich Sie wohl kaum verantwortlich machen. Jedenfalls werden wir Sie gut im Auge behalten.«
»Nur keine Sorge«, sagte Bishop lahm, »ich laufe schon nicht davon.«
Peck setzte einen Finger auf den Schreibtisch. »Wir werden Sie nicht nur im Auge behalten, weil ich mißtrauisch bin - und das bin ich wirklich —, sondern zu Ihrem eigenen Schutz. Das gilt auch für Ihren Vater, Miss Kulek. Zum Schutz, meine ich. Wenn dieser Mörder zu Pryszlaks Bande gehörte, könnten sie es noch einmal versuchen.«
Beunruhigung zeigte sich in Jessicas Augen.
»Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte Peck tröstend. »Es ist besser, auf Nummer sicher zu gehen.« Er wandte sich an einen seiner Beamten, der mit verschränkten Armen an der Wand gelehnt hatte und sich über das Gespräch amüsierte. »Frank, holen Sie jemand, der sie nach unten bringt.«
Während Bishop und Jessica sich zum Gehen erhoben, blickte Peck zu ihnen hoch. Sein finsterer Blick sprach für sich.
»Informieren Sie uns, falls Sie kleinere Reisen machen, Mr. Bishop. Ich werde wahrscheinlich morgen wieder mit Ihnen sprechen. Ich hoffe, Ihr Vater erholt sich, Miss Kulek.«
Jessica nickte Dank, und sie verließen das Büro des Kommissars.
Der Beamte kehrte wenige Sekunden später zurück, Belustigung in seinem Gesicht.
»Warum grinsen Sie so blöde?« knurrte Peck.
»Sie glauben doch nicht diesen Blödsinn über die Macht des Bösen, oder?«
»Das ist nicht der Punkt, Frank. Die anderen glauben das, und das allein zählt. Zumindest das Mädchen glaubt es; Bishop hat sich wohl noch keine Meinung gebildet. Um die Wahrheit zu sagen, ich denke, ich habe auch noch keine.«
Sie fuhren von dem großen Gebäude fort und schwiegen ein paar Augenblicke, als ob Peck ihre Unterhaltung aus seinem Büro hoch über ihnen noch immer hören könnte. Es hatte schließlich aufgehört zu regnen, und die Nachtluft war feucht. Jessica zog ihren Mantelkragen enger um den Hals. »Bringen Sie
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