Dunkel
schnell, schritt dann steif in die Mitte des Raumes und funkelte die beiden an. »Ich nehme an, daß das etwas mit Erpressung zu tun hat.« Sie spuckte die Worte förmlich aus.
Die größere Frau griff in ihre Handtasche und sagte freundlich: »Oh, nein, Miss Kirkhope. Mit etwas viel Schlimmerem.«
3
Bishop blieb an der obersten Treppe stehen und sah sich um. Zu seiner Rechten führten Treppen zu den Räumen im rechtwinkligen Teil des Hauses; zu seiner Linken war die Galerie, die die Halle unten überblickte, und eine weitere Treppe, die nach oben führte.
»Mr. Braverman?« rief Bishop wieder. Er fluchte verhalten. War das Haus leer? Waren die Geräusche, die er gehört hatte, nur durch das Arbeiten alten Holzwerks entstanden? Oder durch die Geister, die dem Besitzer zufolge angeblich das Haus bewohnten? Noch ein Versuch, und dann Schluß. Braverman hätte hier sein sollen, um sich mit ihm zu treffen.
Leichter Regen begann gegen die Fenster zu klopfen. »Ist jemand zu Hause?«
Bumm. Bumm. Bumm, bumm, bumm. Der rote Gummiball
hüpfte die Stufen hinunter, wurde schneller und prallte dann gegen die Wand. Er hüpfte auf die Treppe zurück und verlor an Wucht, verlangsamte sich und rollte dann gegen die Wand, wo er liegenblieb.
Bishop reckte seinen Hals, um ins Obergeschoß zu schauen. Da mußte ein Kind spielen. »Ich bin wegen Mr. Braverman hier. Kannst du mir sagen, wo er ist?«
Nichts, bis auf eine Bewegung. Ein Scharren von Füßen?
Bishop hatte genug. Er nahm verärgert zwei Stufen gleichzeitig.
Hätten sie versucht, ihn gleich zu töten, hätten sie Erfolg gehabt; aber sie wollten seinen Tod genießen, auskosten. Deshalb war der Schlag gegen seinen Kopf zu leicht.
Der Mann tauchte im Türeingang auf, hielt die doppelläufige Flinte schulterhoch und zielte auf Bishops Gesicht. Der Mann hatte das Spiel bisher genossen und grinste in Erwartung dessen, was folgen würde. Bishop war auf dem Treppenabsatz erstarrt, den Mund weit auf und Bestürzung in seinen Augen; die Frau trat aus der anderen Tür. Ihr erhobener Arm, der den Hammer hielt, senkte sich bereits. »Betäube ihn«, hatte ihr Mann ihr gesagt. »Schlag ihn hinter das Ohr, nur so fest, daß du ihn betäubst. Dann können wir etwas Spaß mit ihm haben, bevor er stirbt.«
Der Schlag traf Bishop seitlich, aber er hatte sich umgedreht und die Frau auf sich zukommen sehen, hatte sich instinktiv geduckt, als er den niedersausenden Hammer sah, so daß die Waffe seinen Schädel nur streifte. Er fiel gegen die Wand und spürte, wie er auf die Treppe stürzte. Die Frau war zu nahe: Ihre Beine verfingen sich in den seinen, und sie ging mit ihm zu Boden. Der Hammer klapperte die Holzstufen vor ihnen hinunter. Sie schrie, als sie stürzte und glitt schließlich auf den Treppenabsatz darunter.
Blödes Weib! fluchte der Mann mit der Schrotflinte stumm. Kein Verlaß auf die! Er hob die Waffe wieder und zielte auf die kämpfenden Gestalten da unten. »Weg von ihm, du blöde Kuh! Gib mir Schußfeld!« bellte er. Bishop würde gleich tot sein.
Die Frau versuchte, sich aus dem Gewirr von Armen und Beinen zu befreien, und Bishop sah, obwohl er benommen war, den Doppellauf auf sich gerichtet. Er zog die sich windende Frau in dem Augenblick an sich, als die schwarzen Löcher in hellem Licht explodierten. Die Ladung traf voll in ihre Brust. Winzige Fragmente des Schrots zerrten an ihrem Körper und zupften an Bishops Kleidung. Sie konnte nicht zu schreien aufhören als er versuchte, sie von sich zu rollen.
Der Mann am oberen Treppenabsatz schien überhaupt nicht schockiert, sondern nur ärgerlich, als der die Schrotflinte senkte und sie dann wieder hob. Bishop sah den Hammer an der untersten Stufe liegen. Er packte ihn — noch auf seinen Knien -und schleuderte ihn auf den Mann dort oben. Es war ein wilder Wurf und er ging völlig daneben, aber der Mann duckte sich automatisch und gab Bishop so die Chance, auf die Beine zu kommen und zu rennen. Der zweite Schuß zerpulverte den Boden hinter ihm. Er rannte durch die nächste Tür, da er sicher war, daß er die Vordertür nicht erreichen würde, bevor der Mann nachgeladen hatte, und betete, daß dort eine zweite Treppe sei, die an der Rückseite des Hauses nach unten führte. Auf diesem Weg gab es zumindest Deckung. Er fand sich in einem Raum wieder, in dem ein kleines Bett stand, und rannte zu der Tür auf der anderen Seite. In dem nächsten Raum befand sich ebenfalls ein kleines Bett und wenig sonst. Eine weitere
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