Dunkel
Schloß ragen sehen, drehte sich von der Tür halb weg und schlug dann mit dem Ellenbogen gegen die Scheibe am Schloß. Das Glas fiel nach innen und zerschellte. Er steckte seine Hand durch die Öffnung, gab acht auf die verbliebenen Scherben, drehte den Schlüssel und seufzte zufrieden, als das Schloß klickte. Vorsichtig drehte er den Griff und drückte. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie bot weniger Widerstand, wenn er oben drückte, aber mehr, wenn er es unten versuchte. Ohne zu zögern, trat er eine der unteren Scheiben ein, bückte sich dann und zog den Riegel innen zurück. Die Tür schwang auf.
Jessica folgte ihm dichtauf und versuchte, über seine Schulter zu blicken. Edith Metlocks Augen waren geschlossen, als sie in ihr Schlafzimmer traten, und das blieben sie auch, als sie ihren Namen riefen. Ihr Rücken war steif und ihr Gesicht zum Deckenlicht hingerichtet. Ihre Hände umklammerten die Armlehnen das Sessels.
»Sie atmet«, sagte Bishop, und als ob seine Stimme etwas in dem Medium ausgelöst hätte, wurde ihr Atem tiefer und ihre Brust begann sich unter Anstrengung zu heben. Ihre Lippen teilten sich — sie atmete aus, dann geräuschvoll ein. Heftiger wurde ihr Atem, keuchender, und Jessica kniete sich vor sie, berührte die Schultern des Mediums und rief sanft ihren Namen. Das Keuchen wurde noch stärker, und Jessica blickte ängstlich Bishop an. Er fühlte sich nutzlos, war versucht, das Medium zu schlagen, um sie aus ihren tranceähnlichen Zustand zu holen, hatte aber Angst davor, daß der plötzliche Schock ihr schaden könnte. Dann ruckte Edith Metlock plötzlich im Sessel hoch und ihr Keuchen endete abrupt. So saß sie lange Sekunden da, sank dann langsam wieder in den Sessel zurück und atmete in einem langen Seufzer aus. Die Augenlider des Mediums flatterten, öffneten sich — ihre Pupillen waren nadelkopfgroß, ihr Kiefer war schlaff, die Lippen bewegten sich, die Zunge lag in ihrer Mundhöhle, als ob ihre Muskeln kraftlos seien. Schließlich kam ein leises Murmeln von irgendwo aus der Tiefe ihrer Kehle.
»Sie versucht etwas zu sagen, Chris. Können Sie sie verstehen?«
Bishop beugte seinen Kopf näher zu dem des Mediums und lauschte. Langsam begannen die Worte sich zu artikulieren, ergaben einen Sinn.
»Haltet ... es fern«, sagte Edith Metlock, deren Stimme schleppend, aber doch verständlich war. »Haltet... es ... fern. Das Dunkel... haltet es fern ...«
5
Das Heimpublikum war wütend, und seine Wut rollte brüllend durch das Stadion. Der Schiedsrichter war ein Wichser! Selbst die Minderheit der Auswärts -Fans, wenngleich sie über seine dubiosen Entscheidungen zugunsten ihres Teams erfreut war, mußte das zugeben. Jetzt wurde sogar der Torwart wegen einer Meinungsverschiedenheit verwarnt, und der war in seinen fünfzehn Jahren als Fußballspieler noch nie verwarnt worden. Der überwältigende Ärger erreichte ein fiebrige Höhe, als die kleine gelbe Karte in die Luft gehoben wurde. Sogar die Auswärts-Fans - bis auf die Wahnsinnigen, deren Hirn in der Kehle steckte — verzichteten auf Hohn. Die Feindseligkeit um sie herum hatte sie nervös gemacht. Die Heimmannschaft hatte in allen Saisons gut gespielt, und die Fans witterten bereits den Geruch der Ersten Liga. Sie hatten ihre Mitbewerber in der Zweiten Liga bisher völlig beherrscht. Ihr neuer Stürmer, für einen unglaublichen Betrag aus einem italienischen Club importiert (um den Verlust wettzumachen, hatte der Club zwei Spieler verkaufen müssen, einen Mittelfeldspieler und einen beliebten Verteidiger, und er hatte die Eintrittspreise erhöht), hatte zu diesem Erfolg beachtlich beigetragen. Doch nach nur zehn Minuten war der Italiener auf einer Bahre mit einer Beinverletzung hinausgetragen worden. Das Gerücht machte schnell wie ein Buschfeuer die Runde, daß sein Bein gebrochen sei. Gleich zweimal.
Das Auswärtsteam hatte während des ganzen Spiels wie Rowdies gespielt. Ihre Stiefel trafen eher die Gegenspieler als den Ball. Am Samstag war es dasselbe gewesen, als ihnen häßliche, rohe Gewalt auf eigenem Platz ein Unentschieden eingebracht hatte. Die Angst vor dem Abstieg in der nächsten Saison hatte sie zu elf brutalen Verteidigern gemacht, und nur gelegentliche Spielzüge erinnerten die Menge daran, daß sie Fußball spielten und nicht Rugby. Das Spiel heute abend war eine strapaziöse Sache, und in der Menge waren bereits mehrere Schlägereien ausgebrochen. Die Polizisten, die auf den Bänken an strategischen
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