Dunkel
Stadion war heute Abend schlecht und er war froh, daß er Fan der Heimmannschaft war. Die Feindseligkeit gegenüber den Auswärtsfans war seit Spielbeginn gewachsen, und das Durcheinander dort drüben war nur der Anfang von dem Ärger, der kommen würde. Entscheidungsspiele rissen die Fans immer mit, und heute Abend würde es ganz verrückt werden. Er konnte das spüren.
Ein Flackern hinten und hoch oben lenkte ihn ab. Er blickte zu dem großen Metallturm hoch, der mitten in den Betonterrassen hinten am Stadion stand. Sechzehn blendende Scheinwerfer an seiner Spitze halfen drei anderen, ähnlich postierten Türmen, die Nacht zum Tag zu machen. Nur fünfzehn Lichter brannten. Eines flackerte, wurde düster, flammte kurz wieder auf, Funken flogen in Bögen von ihm weg, dann erlosch es ganz. Verdammter Regen. Das sollte dennoch nicht passieren. Wann waren die zum letzten Mal überprüft worden? Ein Johlen wurde von der anderen Seite des Stadions laut, als ein weiteres Licht abrupt erlosch, dann noch eines. Noch mehr Funken begannen zu sprühen, und bald fing die ganze Lichterbatterie zu zischen und zu rauchen an. Der Teil der Menge unter dem Turm wurde ängstlich und wich von dort zurück, drückte gegen die Umstehenden, um Raum zu gewinnen. Plötzlich explodierten alle Lichter auf einmal. Glas und Funken fielen mit dem Regen auf die Leute herunter und ein scharfer Geruch hing in der Luft. Das Düster auf dieser Seite des Stadions wurde plötzlich dichter, und Jack spürte die kommende Panik, als das Wogen der Menge wieder begann, dieses Mal nach außen drängend, eine Bewegung, die an einen Teich erinnerte, dessen Oberfläche durch einen Stein gestört wurde.
Animal lag wieder auf dem Boden und trat mit seinen schweren Stiefeln um sich, um Platz zu gewinnen. Es war jetzt noch dunkler geworden, fast schwarz, und eigenartigerweise begrüßte er die Schwärze, statt sie zu fürchten. Jemand lag auf ihm und es gelang ihm, eine fleischige Hand unter das Kinn des Mannes zu bekommen. Er stieß heftig dagegen und war erfreut, durch den Tumult der Zuschauer etwas knacken zu hören — oder hatte er es nur gefühlt? Der Körper fiel schlaff gegen ihn, und Animal fühlte sich gut. Das hatte er genossen. Etwas kicherte in der Schwärze seines Verstandes - und das war nicht er.
Ein Fuß trat auf seine Wange und er drehte den Kopf, um ihn los zu werden. Er schob den Körper auf sich beiseite, aber da waren noch andere, lebend und um sich schlagend, um den Platz des Mannes einzunehmen. Es gelang Animal, einen Ellenbogen unter sich zu schieben und seine Schultern vom Boden zu heben. Ein Körper stürzte neben ihm — ob Mann oder Junge wußte er nicht — und dieses Mal hörte er eindeutig das Krachen eines Schädels auf dem Beton. Er hob den Kopf des Fans am Haar hoch und schlug ihn nach unten, um das Geräusch noch einmal zu hören. Sehr schön.
Eddie versuchte, Vicky dichter an sich zu ziehen, aber er war an den Rücken eines anderen geklemmt. Der Körper unter ihm drehte sich, um sich zu befreien, aber andere lagen auf Eddie. Vickys Schreie waren deutlich durch die überwiegenden Männerschreie voller Angst und Wut zu hören, und er festigte den Griff um ihre Hüfte, entschlossen, nicht loszulassen. Er spürte einen Schlag an seinem Ohr, dann noch einen. Verflucht, jemand schlug nach ihm! Er dreht sich, stemmte die zwei Männer auf sich beiseite und benutzte seinen Ellenbogen dazu. Wieder rollte er auf einen anderen Körper und erkannte, daß es Vicky war. Sich aufrappelnd, ohne sich darum zu kümmern, ob er auf jemand trat, zog er an dem Mädchen und zerrte sie halb aus dem zappelnden Haufen.
Hysterie war in ihren Augen und sie griff wild nach ihm.
»Ruhig, Vicky!« brüllte er. »Du wirfst mich um!«
Jemand stieß ihn von hinten, und er verlor das Gleichgewicht. Dann hatte ihn jemand an der Kehle gepackt und schlug ihm unter Vickys Schreien die Faust ins Gesicht. Wut trat an Stelle der Furcht in ihm, als er gegen den Aggressor zurückschlug. Niemand würde ihn ungestraft schlagen! Und während er kämpfte, kroch die Finsternis in ihm hoch.
Das Mädchen spürte die Gewalttätigkeit der Menschen. Es war nicht nur die körperliche Aggression der Menge, es war etwas Anderes, etwas, daß sie alle langsam und verstohlen erfüllt hatte. Ihr Kopf ruckte nach oben, als sie eisige schwarze Finger an ihrem Verstand tasten spürte, Finger, die sich ihren Weg hineinkratzen und das Innere erforschen wollten. Sie schrie wieder,
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