Dunkel
Plätzen um das Feld herum saßen, Helme zu ihren Füßen, blickten nervös über ihre Schultern auf den lärmenden Pöbel. Die Flut der Gesichter verdichtete sich hinter dem gleißenden Schein der Flutlichter zu einer dunklen, schwankenden Masse. Die Stimmung atmete Gefahr.
Eddie Cossins zog seine Freundin Vicky enger an sich. Er begann sich zu fragen, ob es klug gewesen war, sie heute abend hierher zu bringen. Sie mochte Fußball nicht, und er vermutete, daß ihre Anwesenheit mehr damit zu tun hatte, daß sie ihn gern mochte, als daß sie Interesse am Fußball gehabt hätte. Fünf Wochen mit einem Mädchen zu gehen, das war eine lange Zeit. Eigentlich zu lang. Sie kamen dann auf komische Gedanken.
»Weshalb ist er verwarnt worden, Eddie?«
Er hörte ihre schrille Stimme kaum durch den Lärm, obwohl sie aufgestanden war und in sein Ohr geschrien hatte.
»Der Schiedsrichter mag keine Diskussionen!« brüllte er zurück.
»Was wollte er denn?«
Eddie stöhnte. »Der Schiedsrichter hat der Gegenpartei einen Strafstoß gegeben. Jeder konnte aber sehen, daß der Spieler eine Schwalbe gemacht hat. Die faulen selbst die ganze Zeit und bekommen dann noch einen Strafstoß! Ist das ein Idiot!«
Vicky wickelte sich in ihren schweren Mantel und zog Eddies Clubschal fester um ihren Hals. Ein blödes Spiel, sagte sie sich. Erwachsene Männer treten einen mit luftgefüllten Ball über ein Feld, und die Menge regt sich auf, nur weil ihr Team nicht gewinnt. Wie die Kinder. Auch Eddie. Schau nur, wie er den Schiedsrichter anbrüllt, als ob der ihn hören könnte. Der arme kleine Mann tut doch nur seine Arbeit. Damit also hatte sie zu konkurrieren? Ein anderes Mädchen wäre wohl besser für ihn. Oh, nein. Jetzt regnet es auch noch. Angerempelt, gestoßen, gedrückt, von unsichtbaren Händen angefaßt — und jetzt noch Nässe! Das war's nicht wert. Sollte er doch seinen verdammten Fußball haben! Er war sowieso pickelig.
Die Menge verstummte, als der Kapitän der Gastmannschaft den verschmierten Ball auf den Elfmeterpunkt legte. Sein linker Fuß war berühmt.
Auf den Rängen hielt Jack Bettney den Atem an, hatte fast Angst hinzuschauen. Fünfundzwanzig Jahre hatte er den Club unterstützt, in guten wie in schlechten Jahren. Nach einer langen Zeit in der Zweiten Liga waren sie jetzt wieder auf dem Weg nach oben, dorthin, wo die Besten waren. Sie hatten in der letzten Saison und in dieser den Ruhm ihrer alten Tagen zurückgewonnen. Nichts würde sie jetzt aufhalten. Nichts, außer einem Team von Rüpeln und einem parteiischen Schiedsrichter.
Er unterdrückte seinen Ärger mühsam, blinzelte durch die Regentropfen und sah zu, wie der Gegner vom Ball wegging. Der Torwart tänzelte nervös herum und blieb schließlich auf der Linie stehen, die Absätze vom schlammigen Boden gehoben. Nach rechts, Junge, er wird in die untere rechte Ecke zielen, rief ihm Jack Bettney stumm zu. Er kannte die Lieblingsstelle des gegnerischen Kapitäns. Jack konnte die Spannung um sich spüren; die Angst lief durch die Masse der dicht gedrängten Körper wie ein elektrischer Strom. Der Gegner begann anzulaufen, raste wie ein Expreßzug auf den glänzenden Ball zu. Nach rechts, Junge, nach rechts!
Animal, einer der Fans, zuweilen auch von seinen Freunden die Bestie genannt, brüllte vor Häme, als der Ball in die untere linke Ecke des Netzes schoß und der Torwart im Schlamm auf der anderen Seite seines Tores liegenblieb. Animal sprang in die Luft und stützte sich dabei auf die Schultern eines anderen Fans, um sich oben zu halten. Die Knie seines Freundes sackten unter seinem Gewicht ein, aber andere packten seine Arme, um ihn aufrecht zu halten. Es wäre schwer gewesen, in der Menge wieder hoch zu kommen
»Zauberei, Zauberei!« kreischte Animal. Feindselige Blicke flogen in seine Richtung.
Er lachte vergnügt, als der Torwart niedergeschlagen den Ball aus dem Netz holte. »Mann, sind das Wichser!« brüllte er.
»Hör auf, Animal«, sagte einer seiner Kameraden nervös, der die Feindseligkeit ringsum spürte. »Wir sind noch nicht zu Hause.«
Animal scherte das überhaupt nicht, und das ließ er das Heimpublikum auch wissen. Ihm persönlich war das Spiel nicht besonders wichtig. Es war die Erregung, die er liebte, nicht die Erregung über den Wettbewerb, sondern, obwohl er es nicht hätte ausdrücken können, die rohe Emotion, die das Spiel erzeugte, Gefühle, die ohne Verlegenheit demonstriert werden konnten.
Er wandte sein Gesicht der Menge
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