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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ihres Aufenthalts verfolgt, bin ihr über Meere und Kontinente nachgereist. Ich verfolgte ihren Weg über Schanni-Schann und Karusch-Hamman, über das Meer der fünf Winde nach Valurema. So traf ich einen Händler von zweifelhaftem Ruf, der sich mitunter wohl auch als Pirat versucht, wenn die Geschäfte schlecht gehen. Ein schmalgesichtiger Parschadrim namens Anscha-dasch-Por. Ich bin überzeugt davon, dass Ihr Euch an seinen Namen erinnern werdet!”
    „Nein! Ich habe diesen Mann nie getroffen!”
    Barasch-Dorm lächelte zynisch. „Ich glaube kaum, dass dieser Anscha-dasch-Por mich angelogen hat. Mir stehen nämlich sehr wirkungsvolle Methoden zur Verfügung, um die Wahrheit aus jemandem herauszuholen. Wenn Ihr versteht, was ich meine...?”
    Konscholl-Veris versuchte, sich vor dem Kuttenträger in Sicherheit zu bringen. Aber sein Körper war von einem Augenblick zum nächsten wie gelähmt. Er vermochte sich nicht mehr zu bewegen. Alles, was er noch vermochte, war, seine Augäpfel zu drehen und zu sprechen.
    Barasch-Dorm trat nahe an den Gelehrten heran.
    Konscholl-Veris starrte den Fremden entsetzt an. Für einige Augenblicke waren Barasch-Dorms Augen vollkommen schwarz. Nicht ein bisschen Weiß war noch zu sehen. Diese Erscheinung verschwand allerdings schon nach einigen Momenten. „Ich verfüge über Kräfte, von denen selbst ein Mann wie Ihr keinen Begriff haben dürfte. Und jetzt zeige mir die Schriftrolle, die ich suche...”
    „Nein...”, krächzte der Gelehrte.
    Dann begann er plötzlich zu röcheln, so, als ob er keine Luft mehr bekam. Sein Gesicht verfärbte sich, wurde dunkelrot.
    „Nicht... nein...”, keuchte er.
    Noch einmal wurden die Augen des Kuttenträgers für einen kurzen Moment vollkommen schwarz. Barasch-Dorms Gesicht verwandelte sich dabei in eine hasserfüllte, verzerrte Maske.
    Konscholl-Veris schrie auf.
    Dann entließ Barasch-Dorm den Gelehrten aus dem Griff seiner magischen Kräfte.
    Konscholl-Veris rang nach Luft, keuchte. Er hielt sich an der Wand fest.
    „Ihr müsst ein Hexer sein, der sich der schwarzen Magie bedient - oder gar einer der verdammten Alt-Alchimisten! Dabei dachte ich, sie wären für immer vergangen!”, brachte er dann hervor. „Anders kann ich mir das nicht erklären...”
    „Es ist mir gleichgültig, was Ihr darüber denkt, Konscholl-Veris. Mich interessiert nur die Schriftrolle. Und Ihr werdet sie mir geben.”
    Konscholl-Veris nickte. Er sah wohl ein, dass er keine Möglichkeit hatte, sich gegen das Ansinnen dieses Mannes zu wehren.
    „Folgt mir, Barasch-Dorm.”
    Während Konscholl-Veris das sagte, rieb er sich den Hals.
    Er führte den Kuttenträger in einen anderen, von Kerzenlicht erfüllten Raum. Der flackernde Schein ließ Schatten an den Wänden tanzen. Überall lagen alte Folianten und Schriftrollen herum.
    „Wie ich sehe, habe ich Euch bei Euren Studien gestört, Meister Konscholl-Veris...”
    Der Gelehrte holte einen zylindrischen Behälter hervor und reichte ihn Barasch-Dorm. „Die Rolle, die Sie suchen, befindet sich darin!”, behauptete er.
    Barasch-Dorm öffnete den Behälter, holte vorsichtig die enthaltene Rolle hervor. Den Behälter ließ er zu Boden fallen. Dann entrollte er vorsichtig das Schriftstück.
    Jahrelang bin ich diesem Schatz hinterher gejagt!, ging es ihm durch den Kopf. Ein Magier und Alchimist aus dem untergegangenen ersten Reich der Alt-Alchimisten, geschaffen, nachdem sich die Alchimisten durch das Beleben von Dunkelerde selber hierher verbannt hatten. Nein, nicht irgendeiner der Alt-Alchimisten, sondern der wichtigste überhaupt, der Barosch Alchimisch Dunkel: Harald Magnus! ER  hatte persönlich die 'Rolle der geheimen Worte' verfasst. Kaum sonst einer wusste zu welchem Zweck, außer Barasch-Dorm, dem wohl derzeit mächtigsten und kundigsten Alchimisten und Magier von ganz Dunkelerde. Wenn er nicht sogar der einzige war, der um die Bedeutung dieser Rolle wusste...
    Eine schier unvorstellbare Irrfahrt hatte dieses Dokument anschließend hinter sich gebracht. Aber jetzt gehört es mir!, dachte Barasch-Dorm. Das letzte Stück, das mir in dem großen Mosaik noch gefehlt hat...
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Barasch-Dorm eine Bewegung.
    Konscholl-Veris schnellte auf ihn zu. In seiner Rechten blitzte ein Dolch.
    Der Gelehrte holte zum Stoß aus.  
    Mitten in der Bewegung hielt er inne. Seine Hand mit der Klinge zitterte. Wie von einer unsichtbaren Kraft abgelenkt, fuhr ihm der Dolch dann selbst in die Brust.

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