Dunkelerde: Gesamtausgabe
stieß einen wilden Schrei aus, einen Schrei, der so etwas wie eine Mischung aus Entsetzen und Verwunderung auszudrücken schien. Sein Säbel änderte nämlich abrupt die Bahn. Der Baschide vollführte eine eigenartig unharmonische Bewegung. Was er tat, wirkte ruckartig wie unter Zwang. Die Klinge fuhr ihm in die eigene Kehle. Blut spritzte. Er taumelte zu Boden, blieb dort regungslos liegen. Sein Gesicht war zu einer einzigen Maske des Schreckens erstarrt.
Einige andere baschidische Kämpfer hatten diese Szene mit angesehen. Das Grauen erfasste sie.
Schauron Axtmann war es inzwischen gelungen, bis zur Kaimauer vorzudringen. Mit einem gewaltigen Hieb schlug er eines der dicken Taue durch, mit denen die SEEWOLF festgemacht war. Das Schiff löste sich. Die Armbrustträger, die sich die ganze Zeit zurück gehalten hatten, um nicht ihre eigenen Leute zu treffen, hatten etwas dagegen. Sie schossen auf Schauron, der sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Den Hieb jedoch hatten sie nicht mehr verhindern können.
Am anderen Ende der SEEWOLF war es Proschta Schädelspalter gelungen, bis zu den Tauen vorzudringen. Zwei Gegner hatte er dabei allein zurück an Land getrieben. Zwei weitere wollten ihn von hinten bedrängen, als die Bolzen aus den Armbrüsten los sirrten. Er duckte sich kurz, so dass seine Gegner getroffen wurden. Dann schlug er mit dem Schwert die Taue durch. Funken sprühten, als das Metall seiner Klinge auf den Stein der Kaimauer traf.
Die SEEWOLF trudelte meerwärts. Der Kampf ging jedoch mit unverminderter Härte weiter. Koschna-Perdoschna Wolfsauge kämpfte noch immer mit dem Offizier der Hafengarde, der inzwischen gemerkt hatte, in welcher Situation er und seine Männer waren.
Der Rückweg war ihnen abgeschnitten und den Beweis seiner magischen Kräfte, den Barasch-Dorm abgelegt hatte, ließ sie bis ins Innerste erschauern. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. Dieser Mann war nach allem, was ein rechtgläubiger Anhänger des Hell-Dunkel dazu sagen konnte, ein schwarzer Magier. Jemand, den die Regeln und Schriften der wahren Lehre nicht im Mindesten scherten.
Ein Magier, der auch nicht im Traum daran dachte, seine Fähigkeiten zum Wohle der Menschen einzusetzen, sondern einzig und allein zum eigenen Vorteil.
Koschna drosch jetzt wie wild auf seinen Gegner ein. Er spürte, dass dessen Kraft nachließ. Unbarmherzig trieb er ihn vor sich her bis zum Schiffsrand, dann schlug er ihm mit einem wuchtigen Hieb den Säbel aus der Hand. Im hohen Bogen flog die Waffe über Bord, versank in den Fluten.
Zwischen der SEEWOLF und der Kaimauer bestand inzwischen ein Abstand von dreißig Schritt. Das darscha-dosche Schiff krengte gegen ein baschidisches Schiff, das dort vor Anker lag, aber augenscheinlich zur Zeit so gut wie ohne Besatzung war, die sich wohl in den Schenken von Dahn-Al-Quaddisch vergnügte.
Koschna setzte die Schwertspitze an den Hals des Offiziers.
„Warum stößt du nicht zu, du Barbar?”, rief dieser in seinem Dialekt.
„Befiehl deinen Männern, dass sie aufgeben sollen!”, rief Koschna.
„Pah, das kannst du nicht von mir verlangen! Eher sterbe ich als das zu tun!”
„Dann hoffe ich wenigstens für dich, dass du schwimmen kannst”, rief Koschna. Er gab dem Offizier einen Stoß. Im hohen Bogen fiel dieser ins Wasser, japste dort herum. Mit einem Metallharnisch zu schwimmen, war nicht ganz einfach.
Ein Baschide nach dem anderen landete im Wasser, sofern er nicht niedergekämpft wurde. Schließlich waren sämtliche Angreifer von Bord und der Abstand für die Armbrustschützen endgültig zu groß.
Koschna steckte sein Schwert weg. Sein Gesichtsausdruck war grimmig.
„Drei unserer Männer hat dieser Kampf das Leben gekostet”, rief Proschta Schädelspalter wütend. Er spuckte aus. „Diese baschidischen Hunde! Haben Angst vor ein paar Zauberkunststücken, die sie nicht verstehen, aber keine Angst davor, sich von uns den Schädel spalten zu lassen. Pah, diese Narren! Kamen auch noch an Bord und verhinderten somit, dass die Armbrüste der eigenen Leute überhaupt zum Einsatz kommen konnten. Obwohl: Den Göttern sei Dank!”
An den Kaimauern herrschte Tumult.
„Bei Schaman-Ulls Hinterlist!”, stieß Solamisch-Darrschon hervor. „Ich hoffe, dass das nicht noch ein Nachspiel gibt.”
Der-Große-Helle meldete sich jetzt zu Wort. Der schmächtige Mann war plötzlich munter geworden. Er gestikulierte wild. Dabei deutete er immer wieder in südwestliche Richtung.
„Dort sind
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