Dunkelerde: Gesamtausgabe
ging ansonsten mit dem Magier vor? Ja, was sah er vor seinem inneren Auge? Irgendetwas Schöneres als diese Welt musste es wohl sein, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen.
Da erinnerte er sich an die seltsamen Worte, betreffend Dunkelerde und... Hellerde! Hellerde? Vielleicht, so dachte Koschna weiter, vielleicht stellt er sich jetzt sogar die Pracht des alten Parasch-Tschu-Dra vor, dieses sagenumwobenen Reiches, bei dem ich mir nicht einmal sicher bin, ob es nicht vielleicht nur der Fantasie eines baschidischen Fabelerzählers entsprang.
Dann wandte er sich einfach ab und eilte davon. Das hatte einen plausiblen Grund: Er wollte sehen, wie es Jule und Pet inzwischen erging. Schließlich waren sie besonders wichtig für ihn. Vielleicht sogar letztlich für sein Überleben? Waren sie noch in ihrem kleinen Gefängnis? Was hatten sie von dem verzweifelten Überlebenskampf und der überstürzten Flucht mit bekommen?
Er wurde erst wieder ruhiger, als er die Tür zu der winzigen Kammer aufgerissen hatte, die für gewöhnlich der Unterbringung von Tauen diente und in die weit aufgerissenen Augen der beiden starrte.
Ja, sie schienen zwar ziemlich erschrocken zu sein über das Blutvergießen, aber ansonsten ging es ihnen seiner Meinung nach bestens.
Er wandte sich ab und verließ sie wieder.
Ein Glück, dass die beiden Grünschnäbel nicht wirklich was von den Geschehnissen mit bekommen haben, außer dem Kampfeslärm vielleicht!, dachte er dabei.
Er konnte ja nicht ahnen, wie sehr er sich darin irrte...
*
Keine zwei Stunden später kam Pet zu dem Kapitän und räusperte sich ein wenig verlegen.
Koschna schaute auf: „Na, wieder beruhigt?”, fragte er amüsiert.
„Es hat nicht nur Tote, sondern auch Verletzte gegeben, Kapitän.”
„Ja, hat es, aber was geht es dich an?”
„Ich wollte helfen - genauso wie Jule.”
Koschna schaute an ihm vorbei und suchte sie mit den Augen.
„Wo ist sie denn überhaupt?”
„Schon bei den Verletzten. Es sieht zum Teil übel aus. Sie haben um ihr Leben gekämpft und gewonnen, aber nur vorläufig, denn...” Den Rest ließ unausgesprochen.
Koschna blinzelte irritiert. Aber dann erinnerte er sich, wie die beiden den Magier ins Leben zurückgerufen hatten. In seinen Augen blitzte es.
„Ihr wollt tatsächlich helfen - mit... Magie?”
„Das ist nichts Schlechtes. Sogar hierzulande ist es erlaubt. Es ist keine schwarze Magie, sondern es sind die Kräfte von... Hell!”
„Hell? Was weißt du denn schon darüber, Grünschnabel?”
„Alles!”, behauptete Pet. Er zögerte kurz, weil er dem Kapitän natürlich nicht zuviel verraten wollte, aber er hatte sich schon eine plausible Erklärung zurecht gelegt: „Weißt du noch, wie wir uns getroffen haben?”
„Natürlich, aber worauf willst du hinaus?”
„Wir waren vorher nicht da, sondern sind zu diesem Zeitpunkt... erst gekommen.”
„Gekommen? Von wo?”
„Du kennst unsere Fähigkeiten inzwischen, Kapitän und weißt, dass sie positiver Natur sind. Wir sind nicht in der Lage, böse Zauber auszusprechen wie dieser Magier. Äh, hast du schon einmal das Wort... Engel gehört?”
„Wie bitte? Willst du mir etwa weis machen, ihr wärt eine Art... Engel, also Abgesandte eines Gottes?”
„Nicht ganz zwar, aber durchaus so etwas Ähnliches. Es ist eine große Macht, die uns ausgesendet hat, gegen unseren Willen, aber um zu helfen.”
„Das soll ich glauben?”
„Nun, du glaubst ja auch an die gefährliche Macht des Magiers. Wieso zweifelst du daran, dass es positive Gegenkräfte gibt, die sich in Jule und mir manifestieren?”
Die Augen von Koschna wurden zu schmalen Schlitzen, aus denen er sehr aufmerksam Pet betrachtete. „Diese seltsamen Kleider, die seltsame Art von euch beiden, aber auch eure Sprache, mit der ihr euch am Anfang verraten habt... Ja, zumindest jene erinnerte mich an die Sprache unserer Vorväter, an die sich mein Volk ansonsten kaum noch erinnert. Seid ihr wirklich Abgesandte eines unserer Götter?”
„Nein, nicht direkt von einem der Götter, aber von der positiven göttlichen Macht, deren sich auch eure Götter bedienen. Wir sind gegenständlich geworden, um Euch beizustehen, mein Kapitän.”
„Gegen den Magier?”
„Ja, gegen ihn und seine Macht, damit er nicht gefährlich werden kann für Euch!”
„Aber warum habt ihr beide dann sein Leben gerettet?”
„Weil es eben Euch diente, mein Kapitän. Erinnert Euch: Es war Euer Wunsch.”
„Tatsächlich! So
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