Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Untiefen!”, begriff endlich die Besatzung.
    Der Magier riet: „Lass schleunigst Segel setzen, Kapitän, sonst nimmt das Ganze doch noch ein böses Ende und wir verrecken in den Delta-Sümpfen. Da ist schon so manches Schiff stecken geblieben, glaube es mir, Koschna-Perdoschna.”
    Koschna rief schnelle, knappe Befehle. In Windeseile machten sich die Männer der SEEWOLF daran, die Segel zu setzen. Andere gingen an die Ruderriemen, so dass das Schiff bald wieder Fahrt bekam.
    Ein krächzender Laut ertönte.
    „Das Ruder! Verdammt!”, rief Solamisch Darrschon.
    „Was ist los?”, fragte Koschna, obwohl er es längst ahnte.
    „Das Ruder schrammt über Grund.”
    Das Ruderholz zitterte. Einige Augenblicke lang herrschte Totenstille an Bord, dann hörte das krächzende Geräusch auf. Die SEEWOLF wurde schneller.
    „Hart Steuerbord, Solamisch!”, befahl der Kapitän. Das Quadratsegel der SEEWOLF bekam kurzzeitig Wind von vorn, ehe das Schiff wieder mit seitlichem Wind dahin gleiten konnte.
    Der Hafen geriet in immer größere Entfernung von ihnen. Die Menschen starrten ihnen nach, die überlebenden Angehörigen der Hafengarde versuchten, an Land zu schwimmen. Immer noch herrschten tumultartige Zustände am Kai.
    Koschna kümmerte sich jetzt um einen seiner Toten, der noch an Deck lag.
    „Er war ein guter Mann!”, sagte er laut, aber der Erschlagene konnte ihn nicht mehr hören. Nur Jule und Pet wussten, dass sein Geist zum Schatten geworden und davon geflattert war - irgendwohin da draußen, zwischen den Welten, lauernd, wann er zurück kehren konnte, um als Baby neu anzufangen.
    „Sag bloß nicht, dass es das nicht wert war”, war Barasch-Dorms eiskalter Kommentar. „Es sind schon Männer für weniger gestorben als das, was ich dir anzubieten habe, Koschna.”
    Koschna drehte sich herum. Wut war in seinem Gesicht zu lesen, unbändige Wut. Die Hand hatte den Schwertgriff umklammert, aber er ließ die Waffe stecken.
    Barasch-Dorm lächelte überlegen.
    „Du weißt sehr wohl, wie sehr du auf mich angewiesen bist, nicht wahr?”, meinte er.
    Koschnas Gesichtsausdruck wurde düster. „Ich hätte dich vielleicht diesen Leuten ausliefern sollen”, sagte er.
    „Ich hätte dabei weniger verlieren können als du”, gab Barasch-Dorm zu bedenken.
    „Ach ja? Gibt es noch mehr als das Leben?”
    „Oh, ich hätte es sicher geschafft, mein Leben zu erhalten, Koschna. Da kannst du schon sicher sein.”
    „Und warum hast du dann eine Weiterreise an Bord der SEEWOLF vorgezogen?”
    „Weil ich keine Lust habe, länger zu warten. Und  da wir zumindest die Eigenschaft der Gier durchaus teilen, solltest du mich verstehen, Koschna.”
    Koschna musterte den Magier. Ich werde auf ihn aufpassen müssen, dachte er. Jeden seiner Schritte muss ich genau beobachten, aber wahrscheinlich wird er mir immer einen voraus sein und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, so hat er Mittel und Wege zur Verfügung, die mich ihm wahrscheinlich gehorchen lassen werden, ob mir das nun gefällt oder nicht. Dabei sind die beiden Grünschnäbel vielleicht gar nicht die hundertprozentige Garantie als die ich sie gern betrachte?
    „Ich habe dir versprochen, dass ich dich töten werde, wenn sich deine Versprechungen als leere Worthülsen erweisen sollten, Barasch-Dorm”, sagte Koschna. „Und glaub mir, ich werde diese Ankündigung wahr machen.”
    Barasch-Dorm lächelte nur matt.
    „Es ist unmöglich für jemanden wie dich, mich in Furcht zu versetzen, Koschna-Perdoschna Wolfsauge. Dafür habe ich einfach schon zu viel erlebt, viel zu viel. Und komme mir nicht länger mit diesen beiden Kindern. Sie waren einmal nützlich, zugegeben. Mehr aber auch nicht.”
    „Klar, dass du das so siehst, Magier, weil es dir natürlich am liebsten wäre, ich würde sie auf der Stelle töten oder zumindest einfach über Bord werfen. Doch diesen Gefallen werde ich dir niemals tun - nicht hier, nicht jetzt und auch nicht später: Eben nie!”
    Der Gesichtsausdruck Barasch-Dorms veränderte sich. Er schien ins Nichts zu blicken, wirkte in sich gekehrt, völlig dem Hier und Jetzt entrückt. Seine Züge wurden weicher, verträumter.
    Was sieht er vor seinem inneren Auge?, ging es Koschna durch den Kopf. Oder geht er jetzt gerade gegen die beiden Grünschnäbel vor?
    Nein, das kann es nicht sein!, beruhigte er sich sogleich. Gegen die hat er keine Macht, egal, wie mächtig er ansonsten auch erscheinen mag. Gerade das ist ja meine entscheidende Chance.
    Aber was

Weitere Kostenlose Bücher