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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gesehen...” Plötzlich winkte der Kapitän ärgerlich ab. „Auf was lasse ich mich denn da ein? Du bist ein Grünschnabel, nichts weiter...”
    „Bin ich das... wirklich?”
    Koschna hielt inne. „Nein, das bist du nicht, Pet Grünschnabel. Auch wenn es mir schwer fällt, es dir gegenüber zuzugeben: Ohne euch beide wären wir in der Tat diesem Magier ausgeliefert. Aber was hat er wirklich vor: Gibt es diesen Schatz?”
    „Wir können seine Macht neutralisieren, ehe sie für dich gefährlich werden kann, aber das heißt noch lange nicht, dass wir allwissend sind”, belehrte ihn Pet.
    „Eigentlich schade, denn ich hätte gern mehr gewusst über das, was uns erwartet.”
    „Hast du denn Zweifel daran, dass dieser Schatz überhaupt existiert?”, fragte Pet, obwohl er die Antwort längst wusste.
    „Wäre das so abwegig, wenn ich die hätte?”
    „Keineswegs, mein Kapitän.”
    „He, Pet Grünschnabel, hör auf mit diesem 'mein Kapitän'. Zuviel Ehrerbietung kommt mir bloß verdächtig vor. Bist du denn nicht mein Schutzengel?”
    „In der Tat”, grinste Pet.
    „Und ihr beide könnt wirklich den Verletzten helfen?”
    „Wir könnten es zumindest versuchen. Bisher waren wir nicht allzu nützlich, nicht wahr?”
    „Ihr seid allein schon durch euer Vorhandensein nützlich”, betonte Koschna prompt. „Und ihr seid wirklich so eine Art Abgesandte der Macht unserer Götter?”, vergewisserte er sich erneut.
    „Würden wir denn sonst nicht die Sprache der Vorväter sprechen können und seltsame Kleider tragen, nachdem wir aus dem Nichts aufgetaucht sind, um dem bösen Magier Paroli zu bieten?”
    „Da hast du allerdings Recht, Pet Grünschnabel... Äh, ich darf dich doch so nennen?”
    „Du bist der Kapitän - und ich nur dein Schutzengel!”, erinnerte ihn Pet mit einem schiefen Lächeln.
    Koschna-Perdoschna lachte grollend und hieb Pet mit seiner prankenähnlichen Rechten mächtig auf die Schulter. Das hätte den Vierzehnjährigen nicht nur in die Knie gehen lassen, sondern es hätte sicher auch sein Schlüsselbein gebrochen. Gottlob verhinderten die Heilkräfte, die ihm auf Dunkelerde zur Verfügung standen, das Schlimmste. So verzog er nur das Gesicht und nickte Koschna zu.
    „Ich mache mich dann an die Arbeit, wenn du erlaubst, Kapitän.”
    „Und ich bin auf das Ergebnis gespannt: Verletzte, die wie mit Zauberhand gesund werden.”
    „Nicht nur wie mit Zauberhand, sondern ausschließlich durch Zauberhand!”, belehrte ihn Pet ein wenig zu großspurig und zeigte ihm dabei seine beiden Hände.
    Koschna zeigte sich höchst beeindruckt und schaute Pet nach, der in die Richtung ging, in der er die Verletzten wusste.
    Hoffentlich habe ich jetzt den Mund nicht zu voll genommen?, dachte Pet unterwegs, aber als er am Ziel angelangt war, strahlte ihm Jule entgegen: „Es klappt! Hätte ich nie gedacht!”
    „Nie gedacht?”, wunderte sich Pet. „Und da schickst du mich zum Kapitän und lässt mich sozusagen ins offene Messer rennen, obwohl du überhaupt nicht sicher bist, dass es überhaupt funktionieren könnte?”
    „Da siehst du mal, Pet, wie sehr ich dir vertraue: Keine Sekunde würde ich an dir zweifeln.”
    „So kann man es allerdings auch sehen”, murmelte Pet verstimmt und dann ging er in die Hocke und betrachtete den Schwerverletzten vor ihm am Boden, den es ziemlich übel erwischt hatte. Bei normaler medizinischer Versorgung wäre er in ein paar Tagen wieder auf den Beinen gewesen, aber unter den hygienischen Verhältnissen an Bord... Da war es sehr viel wahrscheinlicher, dass er die nächste Nacht nicht mehr überlebte.
    In der Tat hatte er bereits hohes Fieber und war nicht mehr bei Sinnen.
    Pet legte ihm die Hand auf die glühend heiße Stirn.
    Es sind ja nur belebte Schatten, sagte er sich. Nur? Er spürte die Angst im Unterbewusstsein des Regungslosen - die Angst vor dem Tode.
    Ja, sie sind zwar nur belebte Schatten, aber sie fühlen und denken... wie Menschen.
    Pet schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Geist des Mannes - und er spürte die Resonanz. Das, was den Geist vertreiben wollte, das Fieber, die Folgen der Verletzungen: Es wollte den Kontakt verhindern, den Geist weiter abdrängen, bis er völlig den Körper verließ und dieser wieder zum leblosen und sichtbaren Schatten wurde, während der Geist als unsichtbarer Schatten davon flatterte in den Zwischenbereich.
    Pet jedoch wollte das nicht. Grimmig ging er dagegen an - und hatte Erfolg. Er spürte, wie der Geist des

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