Dunkelerde: Gesamtausgabe
Paschasch, durchfuhr es Koschna siedend heiß. Allerdings so, wie diese Stadt vor Jahrtausenden ausgesehen haben mochte. Zu einer Zeit also, als das Reich Parasch-Tschu-Dra existiert hatte oder sogar... noch früher, als es völlig anders hieß?
Etwa zwanzig Meter von Koschna entfernt, drängte sich ein Trupp Bewaffneter durch die Menge. Die Bewaffneten kreisten Koschna ein. Speere und Speerspitzen deuteten in seine Richtung.
Koschna ließ das Schwert kreisen, schlug einige der auf ihn gerichteten Klingen zur Seite, aber die Übermacht war erdrückend.
Er wusste, dass er keine Chance hatte. Vor allem würden ihn sehr bald die Kräfte verlassen, denn es gab keine Jule und keinen Pet mehr, die ihn im Kampf mit ihren eigenen Kräften unterstützten.
Bedauernd dachte er an sie: War es wirklich richtig gewesen, die beiden zurück zu lassen und allein auf die Reise zu gehen?
Momentan sah es so aus, als wäre die Frage eindeutig zu beantworten: Nein, es war sogar ein grober Fehler!
Eine der Speerspitzen berührte ihn am Rücken.
Koschna wirbelte herum, schlug sie zur Seite. Wie ein Berserker focht er gegen die Übermacht seiner Angreifer, immer wieder wirbelte er herum.
Der Ring um ihn zog sich enger, dann spürte er plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf. Alles drehte sich vor seinen Augen.
Benommen taumelte er zu Boden, ein weiterer Schlag versetzte ihn vollends ins Reich der Bewusstlosigkeit.
*
Als Koschna erwachte, fühlte er einen pochenden Schmerz am Hinterkopf. Er richtete sich auf.
Dabei stellte er fest, dass man ihm den Helm und das Schwert weg genommen hatte.
Der Raum, in dem er sich befand, war kühl. Es herrschte eine Art Halbdunkel.
Koschna ließ den Blick schweifen. Ein wenig Licht fiel durch eine vergitterte Fensteröffnung.
Er befand sich also in einem Kerker.
In einer Ecke lag eine zusammen gekauerte Gestalt mit schlohweißen Haaren.
Barasch-Dorm!
Die Anwendung der schwarzen Magie hatte aus ihm ein dürres Männchen gemacht, das beinahe einer Mumie glich, mehr tot als lebendig. Und auch hier fehlten nun Jule und Pet ganz dringend, wie Koschna fand.
Geschieht ihm Recht!, dachte er allerdings mit grimmiger Schadenfreude. Aber er erhob sich dennoch, trat auf den Magier zu, beugte sich nieder und berührte ihn leicht an der Schulter.
„Barasch-Dorm?”, sagte er.
Aber Barasch-Dorm gab keine Antwort.
Er schüttelte ihn noch einmal an der Schulter.
„Antworte mir!”, forderte er.
Der Magier hob den Kopf. Ein müder Gesichtsausdruck stand in den eingefallenen Gesichtszügen. Die Spuren des Alters hatten sich unübersehbar in seine Züge hinein gegraben.
„So sehen wir uns also wieder”, murmelte er matt und mutlos.
Die dünnen Lippen hatten noch nicht einmal mehr Kraft zu einem Lächeln.
Die Augen schienen jeden Glanz verloren zu haben.
Koschna setzte sich neben ihn.
„Du wirst mir einiges erklären müssen.”
„So, muss ich das?”
„Wir sitzen hier gemeinsam in einem Kerker und ich nehme an, dass es ebenso wenig dein Ziel war, hier zu enden, wie es das meine ist.”
„Das ist richtig.”
„Na, also.”
„Ich bin sehr schwach”, sagte Barasch-Dorm. „Ich habe keine Kraft. Du brauchst also keine Angst vor mir zu haben.” Er schaute an Koschna vorbei. „Wie ich sehe, hast du diesmal gar keine Verstärkung mit dabei. Ich meine: Wo sind denn Jule und Pet abgeblieben?”
„Mach keine dummen Witze, Verruchter! Ich will jetzt die Wahrheit wissen. Nur deshalb lasse ich dich am Leben”, sagte Koschna und packte den Magier bei den Schultern. Nicht der Hauch eines Widerstandes wurde ihm entgegengesetzt. „Gibt es diesen Schatz, von dem du gesprochen hast?”
„Nirgendwo gibt es mehr Gold als in Parasch-Tschu-Dra”, erwiderte der Magier ausweichend.
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.”
„Es gibt einen Schatz, den ich hier in dieser Stadt zurücklassen musste, als ich das Tor durchschritt. Das Tor der Zeit, das mich in deine Welt geführt hat, Koschna-Perdoschna Wolfsauge - nach Dunkelerde. Erstaunlich, dass du überhaupt hier bist, denn du bist kein Mensch, sondern nur der Schatten eines Menschen, der erst in Jahrtausenden geboren werden wird, auf derselben Erde, auf der wir beide uns hier und jetzt befinden. Aber der Schatz, der hier zu finden ist, besteht sowieso nicht aus Gold.”
„Worum handelt es sich dann? Und höre auf mit diesen Fieberfantasien. Reiße dich gefälligst zusammen!”
„Also gut, später kommen wir darauf wieder
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