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Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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für ihn als Menschen. Er hatte Landschaften gemalt, aber mit leicht deformierten Linien und Perspektiven, die beim Betrachter Beunruhigung auslösten. Er hatte die kühnen Farben in breiten Pinselstrichen auf Leinwand aufgetragen, wobei Rot dominierte, Jims Lieblingsfarbe.
    Für einen kurzen Augenblick wurde Vanessa nun doch von einer Welle unterschiedlichster Gefühle über rollt, schmerzlicher Trauer, leisen Schuldgefühlen, einem Anflug von Wehmut.
    Jim sollte hier sein, nicht in dem feuchten Grab, das er für sich erwählt hatte. Sie würde nie begreifen, welche Dämonen ihn dazu getrieben hatten, diesen Entschluss zu fassen, dennoch hatte sie in den zwei Jahren seit seinem Tod ihren Frieden gefunden und Jim vergeben.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Andre und riss sie aus ihren Gedanken.
    »Ja«, versicherte sie ihm lächelnd. Dann legte sie eine Hand auf Johnnys Schulter. »Es ist schön, dass seine Bilder jetzt hier zu sehen sind und nicht mehr bei uns im Keller lagern, stimmt’s, Johnny?«
    »Finde ich auch. Wann gibt’s was zu essen?«
    Andre und Vanessa lachten. »Bald«, erwiderte Andre mit einem Blick auf die Uhr. »Es wird Zeit, dass wir öffnen. Kommst du mit mir nach vorne, um die Gäste zu begrüßen?«
    »Klar«, sagte Johnny.
    Als ihr Sohn und Andre zur Eingangstür gingen, kam Carrie Sinclair auf Vanessa zu. »Möchten Sie etwas trinken? Vielleicht ein Glas Champagner?«
    »Ein Mineralwasser wäre wunderbar«, antwortete Vanessa.
    Als Carrie ihr das Wasser brachte, hatte Andre die Tür geöffnet, und die ersten Gäste trafen ein.
    Um neun Uhr war die Galerie brechend voll. Der Champagner floss in Strömen, und der Geräuschpegel lag höchstens ein Dezibel unter dem eines Rockkonzerts.
    Vanessa stand in einer kleinen Nische und gönnte sich eine Atempause vom vielen Reden und Lächeln. Sie nippte an ihrem zweiten Mineralwasser und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
    In einer Ecke hatte sich Jims Familie versammelt. Seine Eltern und seine drei Brüder mit ihren Ehefrauen bildeten einen Kreis, redeten miteinander und lachten. Johnny stand neben seinem Onkel Brian, Jims ältestem Bruder.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte Brian sich um und zwinkerte ihr zu. Er war ein zuverlässiger, hilfsbereiter Mann.
    An ihn wendete sie sich, wann immer etwas an ihrem Haus gemacht werden musste. Und an seiner Schulter hatte sie bei Jims Beerdigung geweint.
    Als Vanessa sich in Jim verliebt hatte, hatte sie gleich auch seine ganze liebenswert-chaotische Verwandtschaft ins Herz geschlossen. Die Familie hielt fest zusammen, und jeder unterstützte den anderen nach Kräften.
    Das war etwas, was ihr als Kind gefehlt hatte.
    Vanessa erkannte einige der Kunstkritiker, die den Raum durchstreiften. Auch der Bürgermeister und diverse Mitglieder des Stadtrats waren gekommen. Matt Mc-Cann, Jims Agent, saß auf einem Stuhl und kaute auf einer erkalteten Zigarre herum, während er einer lebhaften Blondine mit beeindruckendem Dekolleté lauschte.
    Vanessa nahm an, dass es sich um eine Künstlerin auf Agentensuche handelte. McCann genoss es sichtlich, ihre Brüste anzuschauen, aber am Ende würde doch ihr künstlerisches Talent darüber entscheiden, ob er ihre Vertretung übernahm oder nicht.
    Scott und sein Freund Eric waren ein attraktives Paar. Der blonde, auf jungenhafte Art gutaussehende Scott bildete einen interessanten Kontrast zu Erics dunkler, glutvoller Erscheinung. Die beiden standen neben einer Skulptur und schienen sich über das Kunstwerk zu unterhalten.
    Zum Glück war die Stimmung im Raum fröhlich. Die meisten Besucher sprachen über die ausgestellten Bilder und nicht über das tragische Schicksal des Malers. Vanessa hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in der Nische gestanden hatte, als Andre auf sie zukam. »Ich habe Sie überall gesucht«, sagte er. »Es gibt jemanden, den ich Ihnen gern vorstellen möchte.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie quer durch den Raum zu einem Mann, der vor einem Gemälde stand und ihnen den Rücken zuwandte.
    Das Erste, was ihr an dem Mann auffiel, waren die breiten Schultern in dem perfekt sitzenden dunklen Jackett. »Christian«, sagte Andre. Als der Mann sich zu ihnen umdrehte, verblasste der Eindruck der breiten Schultern auf einen Schlag.
    Atemberaubend. Anders konnte man seine markanten Gesichtszüge und seine aufregenden rauchblauen Augen nicht bezeichnen. Als er sie anlächelte, hatte sie plötzlich einen Schwarm Schmetterlinge im Bauch. Was für ein

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