Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Getränke waren bereits da und beide stießen mit dem Jubi an und kippten ihn sich in den Hals.
„Was ist mit dir passiert?“, fragte Lachner, dem soeben ein ziemliches „Horn“ auf Kleines Stirn aufgefallen war.
„Gestoßen“, war die lapidare Antwort und sie widmeten sich dem Bier.
„Gibt’s was Neues?“, erkundigte sich Kleine und Lachner wusste sofort, was er damit meinte.
„Vielleicht!“ Er tat ziemlich gleichgültig.
Dann beugte er sich auf seinem Barhocker leicht nach vorne und raunte Kleine zu: „Dreizehn!“.
Der Blick von Kleine wurde fiebrig.
„Echt? Mädchen?“
Lachner nickte.
„30 Minuten. DVD. Allererste Qualität!“
Kleine holte tief Luft. Er nahm sein Bierglas und Lachner sah, wie ihm die Hand zitterte.
„Nun pass mal auf, dass dir nicht hier schon einer abgeht!“, grinste er Kleine an. „Ich sage dir, das ist spitze. Du wirst dreißig Minuten pausenlos abspritzen, wenn du dir das anguckst!“
Er achtete mittlerweile darauf, dass der Typ hinter der Theke nicht gerade in ihrer Nähe war, wenn er sprach.
Nach einer kurzen Unterbrechung, während der die Bedienung hinter dem Tresen direkt gegenüber von ihnen zwei Mariacron eingeschenkt hatte, rieb Kleine Daumen, Zeige- und Mittelfinger gegeneinander, um sich nach dem Preis zu erkundigen.
Lachner schaute sich nach allen Seiten um. „Zweihundert“, sagte er.
Kleine wurde nervös. „Spinnst du?“, fuhr er hoch, um mit gedämpfter Stimme nachzukarten: „Zu dem Preis wirst du das nie los!“
„Wetten? Dir gebe ich’s für zweihundert, die anderen werden zweihundertfünfzig zahlen.“
Kleine riss die Augen auf und blickte Lachner an, als habe der nicht alle Tassen im Schrank.
Lachner grinste. Er musste kurz warten, bis die Bedienung weg war.
„Dreißig Minuten“, begann er aufzuzählen, „von Anfang bis Ende, alles dabei, mit Ton! Nicht so ein kleines, verschämtes Flittchen …! Nee, die hat es voll drauf, und ich werde noch mehr mit ihr machen! So was haben wir lange nicht mehr gehabt, schon gar nicht, seit dieses Arschloch Muffe gekriegt hat!“
„Hast du’s bei dir?“, fragte Kleine. Er schien überzeugt.
Lachner klopfte sich gegen die linke Brust und Kleine sah, dass sich in der Innentasche von Lachners Jacke eine CD befand.
„Komm mit!“, raunte er ihm zu und machte eine Kopfbewegung Richtung Toiletten.
Beide standen auf. Sie bestellten noch zwei Pils und gingen gemeinsam die Treppe hinunter, die zu den Toiletten führte. Dort angekommen fasste Kleine den anderen bei den Jackenaufschlägen.
„Sollte da irgendwelche Scheiße drauf sein: Ich werde dich finden und dir das Ding in den Arsch schieben!“, drohte er.
Lachner schob Kleines Hände weg und grinste. Er griff langsam in die Innentasche seiner Jacke und holte die DVD heraus. Auf der coverlosen Hülle stand – mit Edding geschrieben – „Steffie13“.
***
Maren saß in einem urgemütlichen Ohrensessel Frau Van Dresen gegenüber, die ihrerseits in dem zweiten Sessel dieser Art saß. Auf dem Tischchen zwischen ihnen standen zwei gefüllte Sherry-Gläser. Wieder faszinierte Maren diese Frau. Mittlerweile wusste sie ja, dass Frau Van Dresen 56 Jahre alt war, aber niemand, der es nicht wusste, käme jemals bei einem Schätzungsversuch auch nur annähernd an dieses Alter heran. Anfang Vierzig hatte sie geschätzt und lag damit weit daneben. Frau Van Dresen schaute Maren aus einem hübschen Gesicht mit klaren, freundlichen Augen erwartungsvoll an.
„Frau Van Dresen“, begann Maren, „können Sie sich an unser Gespräch im Präsidium erinnern?“
„Aber natürlich! Ich bin doch nicht senil!“
„Entschuldigen Sie, das habe ich auch nicht gemeint. Wir sprachen über Jörg Klettner.“
„Richtig“, bestätigte Frau Van Dresen. “Das ist – vielmehr: war – der junge Mann, mit dem Frau Hülst zusammen war.“
„Genau. Wir haben uns in den letzten Tagen gefragt, was Sie mit Ihren Äußerungen über Herrn Klettner gemeint haben könnten.“
„Ach, Sie meinen die Sache mit meiner Enkelin?“
Maren nickte.
„Ich habe es Ihnen doch schon erklärt!“, wunderte sich die Frau.
Maren wurde direkt.
„Glauben Sie, dass Herr Klettner Ihre Enkelin in unzüchtiger Weise angesehen hat?“.
Kaum hatte Maren das ausgesprochen, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Aber Frau Van Dresen reagierte recht gelassen.
„Wissen Sie, junge Frau, ich weiß es nicht! Ich möchte auch nicht schlecht über Menschen sprechen, die so ein
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