Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
wir kurz mit Herrn Klettner – dem Vater – gesprochen. Er ist seit dem Wochenende, seit Samstag, wieder in Mülheim. Er entschuldigte sich in aller Form dafür, dass er sich bei uns noch nicht gemeldet hat, denn es ging ihm sehr schlecht. Er sagt, die Ärzte hätten ihn nicht eher abreisen lassen, da er nach der Nachricht von der Ermordung seines Sohnes heftige Schmerzen in der Herzgegend gehabt hatte.“
„Ach ja, der war zur Kur – in Bad Wildungen!“, erinnerte sich Frank.
„Genau“, bestätigte Maren.
„Und? Wo steckt da die Neuigkeit?“
„Kommt ja jetzt! Der alte Herr hat uns erzählt, dass sein Mustersohn ihm in den letzten Monaten sehr merkwürdig vorgekommen sei. Er sei relativ häufig bei seinen Eltern zu Gast gewesen, was bis Ende Oktober oder Anfang November des letzten Jahres eigentlich eher selten der Fall war.“
Frank hörte jetzt gebannt zu. Mit einer Handbewegung versuchte er, Maren zum Weitersprechen zu animieren, was sie aber nicht tat, denn sie wärmte sich gerade die Hände an der Kaffeetasse und trank daraus einen Schluck. Malte warf ihm ein Lächeln zu, das voller Anerkennung Maren gegenüber war.
„Wie dem auch sei“, erbarmte sie sich schließlich. „Zwei Sachen schienen Herrn Klettner bemerkenswert, auch wenn er nicht wusste, ob wir was damit anfangen können.“
Maren stellte ihre Tasse auf den Schreibtisch, beugte sich Frank entgegen und zählte an ihren Fingern mit.
„Erstens: Jörg Klettner hat sich bei seinen Elternbesuchen häufig in sein ehemaliges Kinderzimmer zurückgezogen, das den Eltern seit Jahren als Gästezimmer dient, und hat – so Herr Klettner – irgendetwas gemacht, was sie nicht sehen sollten.“
„Wie kommt er auf sowas?“, bohrte Frank nach.
„Ganz einfach! Jörg Klettner hat die Tür geschlossen, nicht einfach nur zugemacht, sondern richtig abgeschlossen. Das ist im Hause Klettner unüblich!“
Nach kurzem Zögern sprach Maren weiter.
„Jetzt kommt’s aber erst so richtig dicke! Der alte Herr hat am Montag mal in dieses Gästezimmer geschaut und sich ein bisschen umgesehen. Irgendwie schien der seinem toten Sohn nicht so recht getraut zu haben. Jedenfalls hat er – nach ausführlicher Durchsuchung des Zimmers – hinter einem alten Sekretär eine Tasche gefunden. Er hat sie hervorgezogen, und nach seiner Beschreibung handelt es sich um eine Tragetasche mit einem Laptop.“
Frank war aufgesprungen und fiel jetzt auf die Knie. Er warf die Arme nach oben.
„Herr, lass es das sein, was uns weiter bringt! Lass es das sein, was die Lösung bringt! Lass es etwas sein!!“
Dabei rutschte er auf den Knien um den Schreibtisch herum. Als er in Reichweite von Ina war, öffnete sich die Tür und Reinhard blieb wie angewurzelt vor dieser Szene stehen. Die drei lachten und Frank erhob sich.
Als Reinhard die Fassung wiedererlangt hatte, fragte er: „Was ist denn hier los? Haben wir jetzt eine Theatergruppe?“.
Frank informierte Reinhard über die Neuigkeiten, der sie ebenfalls erfreut aufnahm.
„Na und?“, fragte er. „Wo ist das Teil?“
„Ach ja“, reagierte Malte am schnellsten. „Herr Klettner senior ist gerne bereit, uns die Tasche so zu übergeben, wie er sie gefunden hat. Er sagte, er habe nur den Reißverschluss der Tasche leicht geöffnet, um nachzusehen, was drin ist. Er hat den Laptop und alles, was sonst noch in der Tasche sein mag, nicht angerührt! Er bittet uns, ihn heute noch in Ruhe zu lassen. Er wäre bereit, uns den Laptop morgen um zehn Uhr zu bringen. Wenn es aber zu wichtig sei, könnten wir nach 18 Uhr kommen und ihn abholen.“
„Zu wichtig!“, rief Frank und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „ Wichtiger geht’s überhaupt nicht. Wir brauchen das Teil jetzt und nicht erst heute Abend! Ist die Trauergesellschaft denn aufgelöst? Sind die Klettners zu Hause?“, wollte er von Malte wissen.
„Ja“, erwiderte der. „Sie sind zu Hause. Zusammen mit ein paar Verwandten, die aus Stuttgart angereist sind.“
Frank sah Maren von oben bis unten an. Dann schaute er auf seine Uhr.
„Ich denke, wir machen jetzt Mittagspause. Ihr wollt euch doch wahrscheinlich auch umziehen, oder? Maren, könntest du dir vorstellen, die Klettners am Ende der Mittagspause aufzusuchen und ihnen die Tasche abzuschwatzen?“
Maren zuckte mit den Schultern. „Klar! Mache ich.“
***
Rainer Kirchhoff saß am Schreibtisch in seinem Büro und drehte eine Zigarette zwischen seinen Fingern. Er fragte sich, was dieser
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