Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Kirchhoff ernst. „Gehen Sie jetzt nach Hause zu Ihrer Tochter. Wir sehen uns gleich.“
***
Gegen drei tauchte Maren mit der Tasche unter dem Arm in Franks Büro auf. Malte und Frank warteten schon ungeduldig. Maren stellte die Tasche neben den Stuhl, stieß die Luft aus und setzte sich.
„Das war gar nicht so leicht!“
Als sie die fragenden Blicke ihrer Kollegen sah, präzisierte sie.
„Naja, der war sich plötzlich nicht mehr so sicher, von wegen privater Daten und was man alles so liest und hört. Ich musste schon meine ganze Überredungskunst einsetzen. Ich habe ihm sogar für jedes einzelne Teil eine handschriftliche Quittung ausgestellt!“
„Nein, nein“, hob sie beschwichtigend die Hände, an Franks Blick erkennend, was er gleich sagen würde, „angefasst haben wir nichts, nur die Tasche geöffnet und aus der Ferne in Augenschein genommen.
„Na denn“, sagte jetzt Frank, griff zum Telefonhörer und wählte. Maren und Malte schauten sich fragend an. Nach kurzer Zeit hatte wohl jemand abgehoben.
„Hallo, Frank Wallert hier …“, stockte Frank und ein Lächeln grub sich in sein Gesicht.
„Vergiss es“, sagte er lachend, um sachlich fortzufahren, „Wir haben hier etwas, was du dir ansehen solltest, bevor wir es anfassen. …. Nee, möchte ich nicht so gerne. …. Ja, könnte sein. … Ja, total! … Genau! … Genau! … So ist es! … Du bist ein Schatz! … Okay, bis gleich!“
Frank lehnte sich zurück.
Er wollte nicht den offiziellen Weg gehen. Jetzt hatten sie diesen Laptop hier. Wenn er ihn – wie üblich – erst zum Labor geben würde, könnte man nur ahnen, wann sie ihn wiederkriegen würden. Er wollte keine Zeit verlieren und selbst als Erster sehen, ob das Gerät irgendwelche Geheimnisse barg - und wenn ja, welche.
Zehn Minuten später wurde die Tür geöffnet und Sabine war da. Sie begrüßte alle drei freundlich und kam direkt zur Sache.
„Na, wo ist das Schmuckstück?“
Maren hob die Tasche auf, die immer noch an das Stuhlbein gelehnt war. Frank räumte die Schreibtischplatte schnell frei und Maren legte die Tasche dort ab. Sabine setzte sich auf Franks Stuhl, öffnete erst ihren Metallkoffer und dann mit spitzen Fingern die Laptop-Tasche.
„In die Luft fliegen wird das Ding ja wohl nicht.“, brabbelte sie vor sich hin, um sich danach sofort konzentriert und flink an die Arbeit zu machen.
Eine Viertelstunde später war alles erledigt. In der Tasche befanden sich ein Laptop handelsüblicher Art (Armada/ Compaq), ein Netzteil, ein System-Handbuch, zwei CDR-Rohlinge (verpackt), eine kleine Maus mit USB-Kabel und ein Kabel, mit dem eine Verbindung zu einem LAN-Netzwerk hergestellt werden konnte. Sabine hatte mehrere Fingerabdrücke von den Gegenständen abgenommen und einige andere Spuren gefunden und Proben gesichert, über die sie sich aber nicht - ohne sie untersucht zu haben - näher auslassen wollte.
Nachdem Sabine wieder gegangen war, klemmte sich Frank die Tasche samt Inhalt unter den Arm.
„Wir gehen in den Besprechungsraum!“, sagte er zu Maren und Malte. „Kannst du den anderen mal Bescheid sagen?“
Malte trat hinter Franks Schreibtisch und griff zum Telefon.
Später saß eine große Gruppe von Kriminalbeamten - außer Bernd waren alle da - im Besprechungsraum. In der Mitte des Tisches stand eine aufgeklappte Tragetasche, und alle starrten auf den Laptop, als erwarteten sie, dass er jeden Augenblick zu ihnen sprechen würde.
„Gibt’s hier jemanden, der sich mit solchen Dingern besonders gut auskennt?“, fragte Frank in die Runde, aber er erntete nur abwehrende Gesten, Kopfschütteln und Gemurmel. Malte fasste sich ein Herz.
„Na gut! Ich würde vorschlagen, wir schließen das Teil erstmal an den Strom an. Das kann ja nicht so schwer sein.“
Er nahm das Netzteil, betrachtete es von allen Seiten und brachte es unfallfrei fertig, den Laptop an das öffentliche Stromnetz anzuschließen. Das Kabel reichte soeben. Zwischenzeitlich hatte Frank durch einen Druck auf eine Taste an der Front des Gerätes die Verankerung des Deckels gelöst und das Display aufgeklappt. Sofort näherten sich die Köpfe der Kolleginnen und Kollegen auf der Suche nach dem Einschalter. Ein hellblaues Knöpfchen - mit dem internationalen Symbol für Stromversorgung versehen – hob sich deutlich von dem schwarzen Tastenfeld ab. Maren drückte drauf und mit einem leisen Surren sprang das Gerät an. Nach nicht mal einer Minute erschien auf dem Display das Begrüßungsfenster
Weitere Kostenlose Bücher