Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
des Systems.
Auf der rechten Seite befand sich auf dunkelblauem Untergrund ein Symbol, das Schachfiguren darstellte. Daneben stand der Name „Jörg Klettner“. Links von dem schwarzen senkrechten Strich, der den Bildschirm in eine linke und eine rechte Hälfte teilte, stand mit weißer Schrift: „Klicken Sie auf den Benutzernamen, um sich anzumelden“.
„Das war’s!“, rief Frank. „Das Ding braucht ein Passwort!“
„Warte mal!“
Malte bemächtigte sich der Maus und klickte auf den Namen, worauf sich ein kleines Fenster öffnete, in das das Passwort eingegeben werden sollte. Malte spielte mit seinen Fingern über dem Gerät, wie ein Pianist, der seine Finger für den ersten Tastenanschlag lockern will. Er gab CLAUDIA ein, und es erschienen sieben schwarze Punkte in dem Feld. Dann drückte er die Eingabetaste. Der Computer gab die gehässige Frage in Schriftform von sich: „Haben Sie das Passwort vergessen?“. Dann gab er den Tipp, man solle auf das Fragezeichen klicken, um einen „Passworthinweis“ zu erhalten. Malte tat dies, doch das Feld, das sich nun öffnete, blieb leer.
„Scheiße!“, entfuhr es ihm. „Wir brauchen einen Hacker!“
„Wir haben doch Fachleute!“, warf Maren ein.
„Ja, haben wir. Wenn wir denen dieses Ding geben, bekommen wir vielleicht in der übernächsten Woche einen schriftlichen Bericht, den keiner versteht. Dieses Teil sehen wir nicht wieder. Ich will das noch an diesem Wochenende geknackt haben!“ Es klang beinahe wie eine Anordnung.
Malte wirkte nachdenklich. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn und sagte plötzlich: „Bernd kann das!“.
„Bernd? Ja, wo ist Bernd eigentlich?“
„Der hat heute frei!“, erwiderte Maren.
„Wieso hat der ständig frei?“
„Der hat nicht ständig frei, sondern heute und morgen!“, entgegnete Maren, offensichtlich mehr wissend als Frank.
„Ob er …“, versuchte Frank zu fragen und wurde von Maren unterbrochen.
„Ich frage ihn. Er ist auf jeden Fall zu Hause.“, sagte sie, und Frank wunderte sich, woher Maren das alles wusste.
Der Besprechungsraum leerte sich schnell, als Frank den Rechner wieder ausgeschaltet und zusammengepackt hatte. Mit Maren und Malte ging er wieder in sein Büro, wo er die Tasche samt Inhalt in einen Schrank einschloss, zu dem nur er den Schlüssel hatte. Es war mittlerweile recht spät geworden, und nachdem sie noch ein wenig darüber spekuliert hatten, was auf dem Rechner gespeichert sein und wie das Passwort lauten konnte – dabei kamen die kuriosesten Sachen heraus, über die sie herzlich lachen mussten – gingen sie in den wohlverdienten Feierabend. Alle drei hatten das Gefühl, dass sie auf einem wichtigen – und vor allem: richtigen – Weg waren.
Am späten Donnerstagabend bekam Frank noch einen Anruf von Maren. Sie hatte mit Bernd gesprochen und teilte Frank jetzt mit, was geschehen war. Bernds Mutter war am Mittwoch ins Krankenhaus gekommen. Am Donnerstagnachmittag war sie gestorben. Das hatte Bernd Maren eben erzählt. Bernd hatte aber einen gefassten Eindruck gemacht und sich bereit erklärt, sich am Samstag dem Laptop zu widmen. Man verabredete sich für Samstagvormittag elf Uhr in Franks Büro.
Freitag 12. April 2002
Es war Freitagmorgen halb acht. Steffie lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Heute war ihr großer Tag. Robert und sie würden sich wieder treffen und zusammen die tollsten Fotos machen, vielleicht auch wieder Videos. Er hatte es ihr jedenfalls versprochen. Steffie erschrak. Sie drehte sich auf den Bauch und steckte sich den Daumen in den Mund. Das tat sie immer, wenn sie sich erschreckte – natürlich nur, wenn sie allein war. Vielleicht war Robert ja jetzt sauer auf sie – wegen der Alex! Sie sprang vom Bett, trat zornig mit dem Fuß auf und tat sich dabei weh. Sie fluchte und hüpfte auf einem Bein auf der Stelle, bis der Schmerz nachließ. Ihre Eltern waren beide nicht mehr da. Ihre Mutter war kurz nach sieben, als Steffie noch schlief, in ihr Zimmer gestürmt gekommen, hatte die Jalousie hochgezogen und ihr Radio eingeschaltet und so laut gedreht, dass Steffie wach werden
musste
. Sie wurde geweckt durch Ronan Keating, den sie mochte – deshalb hatte der Zorn, der in ihr aufgestiegen war, keine echte Chance sich zu entfalten. Wenig später, der Gesang von Ronan Keating war noch nicht verklungen, war sie alleine in der Wohnung gewesen und hatte beschlossen, heute nicht zur Schule zu gehen.
Herr Kirchhoff würde zwar anrufen,
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