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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sie geduldig. Wieder war er verwundert, wie erstaunlich hell ihre Magie brannte. Die Flamme des Vanarim Kamin, ihr Selbstmordversuch, die Rettung durch den Bruder des Königs, seine Magie, die immer noch in ihr schimmerte und die samtschwarzen Kringel in ihr grün färbte und sie in Wolkenform zwang   – all das hätte die Gestalt, die er mit seinen jenseitigen Sinnen sah, fast unsichtbar machen müssen.
    Und doch leuchtete ihre Gestalt in einem wunderbaren Farangelb, an dem er sich nicht sattsehen konnte.
    Wieder spürte er Ärger darüber, dass ausgerechnet ein Heiler und Magier des Lebens die Skrupellosigkeit besaß, eine solche Reinheit zu zerstören.
    »Die Weisen sagen also, dass die Welt gerettet werden kann, wenn das Siegel gefunden wird«, unterbrach sie schließlich seine Gedanken. »Doch wie könnte ich die dafür Auserwählte sein? Ich bin in der Hand der Söhne des Dajaram. Sie werden mich nicht gehen lassen. Selbst wenn sie nicht hier sind, haben sie doch dieses Wesen geschickt, das sich aus den Jenseitigen Ebenen speist.«
    Ronan zuckte mit den Achseln. Ich kann dir nicht sagen, wer dieses Wesen ist. Aber meine Erscheinung sollte dir sagen, wer ich bin – ein Kind des Akusu, so wie du. Und nun, da ich dich gefunden habe, werde ich dich nicht mehr allein lassen.
    Sie erwiderte nichts, sondern sah aus dem Fenster. Das sternenübersäte Firmament verblasste langsam. An dem winzigen Stück Horizont, das zu sehen war, war an den lavendelfarbenen Wolken zu erkennen, dass bald schon die Weiße Sonne aufgehen würde.
    »Ich weiß nicht, ob ich glauben soll, was du gesagt hast«, brach Sanara schließlich das Schweigen. »Doch ich gebe zu, dass … dass ich es bedauere, dich bald wieder gehen lassen zu müssen. Die Shisans des Abends sagten, niemand könne auf Dauer von seinem Körper getrennt sein.«
    Ronan lachte leise. Ja, ich werde immer wieder gehen müssen, genau wie dieses Wesen, das dich belästigt. Doch ich werde wiederkommen. Und bis dahin kann ich dir etwas Kraft hierlassen, sodass d u dich dem Heermeister zu widersetzen vermagst, wenn er deine Magie unter seine Herrschaft zwingen will.
    Er setzte die Flöte an die Lippen und spielte. Rote Funken lösten sich aus der haqum und schwebten zu ihr. Die dunklen Schlieren in ihrer Seele schienen sich ihnen entgegenzustrecken. Er spielte weiter und sah zu, wie Sanara sich zum ersten Mal, seit er gekommen war, entspannte. Sie schloss die Augen und legte die Stirn an die feine Marmorstrebe, die sich durch das Fenstermuster zog, während seine Musik in sie floss.
    »Mir ist zum ersten Mal richtig warm, seit der Heermeister mich wieder ins Leben befahl«, murmelte sie. Sie schlug noch einmal die Augen auf und sah Ronan an.
    Unwillkürlich lächelte er ihr zu und spielte noch ein paar Takte. Das gelbe Leuchten ihrer jenseitigen Gestalt wurde noch etwas intensiver.
    Sie atmete schneller. »Ich danke dir, Ronan Abhar.«
    Er setzte die Flöte ab, und neigte den Kopf vor ihr. Ich freue mich, Euch gefunden zu haben, Mendari Amadian , erwiderte er mit einem Lächeln. Wir sehen uns bald wieder.
    Dann erhob er sich und schickte sich an zu gehen. Bevor er in die Schatten der Nischen hinter dem Bett trat, wandte er sich noch einmal um und sah, wie sie sich im Halbschlaf an die Filzdecke schmiegte.
    Er verdrängte den Gedanken, wie gerne er bei ihr geblieben wäre. Und wie viel lieber er sie in seiner körperlichen Gestalt getroffen hätte.
    Immerhin hatte er sie nun gefunden, diejenige, die das Siegel brechen konnte.
    Und ihm hatte die Begegnung besser gefallen, als er es je erwartet hätte.

Kapitel 9
    »Man sagt, dass Ys und Syth ewig im Krieg miteinander liegen werden. Immer wieder denken sowohl die Kinder des Vanar als auch die Kinder des Akusu, dass Syth nichts weiter sei als die Vernichtung. Doch sie vergessen, dass auch die ewige Harmonie eine Vernichtung allen Lebens, wie wir es kennen, zur Folge hätte. Und so bestehen die Weisen darauf, dass Syth nichts mehr auf der Welt liebt als Ys, und diese über alles Maß den Syth, und dass das wahre Leben nur aus dem ewigen Kampf der beiden um ihre Liebe zu entstehen vermag.«
    Von den Kriegen der Elben und Menschen
    Vierte Rolle der Schriften des Klosters der Weisen Zwölf
    D ie Muskeln brannten vor Schmerz, doch die Anstrengung reinigte nicht wie sonst.
    Für einen Augenblick hörte er nur sein eigenes Keuchen, das dem Schrei folgte, mit dem er sich auf den Gegner gestürzt hatte. Der Kampf kostete Kraft. Gut so. Er

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