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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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der er sich vorher nie bewusst gewesen war.
    Eine Leere, die schmerzte, wenn es ihm denn wirklich einmal gelang, Rauch und Feuer in sich zu unterdrücken. Für einen Wimpernschlag war er froh, es geschafft zu haben, doch dann …
    … kehrten die Bilder zurück, als habe etwas in ihm sie sehnlichst herbeigewünscht. Als sei es ihre einzige Bestimmung, ihr einziger Zweck, diese Leere in ihm zu füllen.
    Immer wieder steht er im Tempel der Ys auf dem Gipfel des Berges Seleriad. Silbergraue Wolken, von den Sonnen und den Monden angeleuchtet, wogen in den Tälern darunter wie die Luft in ihm.
    Dann der Duft eines blühenden Obstgartens, der ihm in der kühlen Erhabenheit dieser Bergwelt unerwartet in die Nase steigt. Die junge Frau, von der dieser Duft ausgeht, ergreift seine Hand und hält ihn zurück, als er gehen will.
    Er weiß, er müsste sich aus ihrer Nähe, die Feuer ausstrahlt und Temperament und warme Dunkelheit, entfernen. Sie ist alles, was er nicht ist. Er ist das Leben, der Heiler, die lichte Weite, also muss sie der Tod sein, die Enge, die alles erstickt. Etwas in ihm sagt ihm, dass er sich von ihr fernzuhalten hat, dass er sie bekämpfen muss.
    Und doch, wenn er sie ansieht, weiß er, dass sie das Leben selbst ist, dass sie lebendiger ist als alles, was er jemals traf, seit er geboren wurde. Er lässt sie an sich herantreten und gestattet ihr, ihn zu berühren.
    I hre Finger auf seiner Haut hinterlassen feurige Spuren und fachen etwas in ihm an, das er trotz seines Alters noch nicht erlebt hat: eine Magie, die jede Faser seines Körpers erfasst und erfüllt. Noch nie hat er die Berührung einer Frau so empfunden, und obwohl sein Bruder es oft im Spott behauptet, Telarion lebte trotz seines Priester-Gelübdes nie im Zölibat.
    Aber nun ist es, als lasse ihn das langsame Tasten ihrer Hände erwachen. Nie hat er sich lebendiger gefühlt als jetzt, da ihre Finger seine kurzen Haare durchwühlen, über seine Brust streichen, an seiner Wange liegen.
    Er zieht sie an sich, lässt sie spüren, was sie in ihm auslöst. Nichts wünscht er sich in diesem Augenblick mehr, als seinen Körper und seine Seele eins mit ihr werden zu –
    »Mendaron!«
    Telarion starrte in das Gesicht unter ihm, als sehe er es zum ersten Mal.
    Augen, deren dunkelgrüne Iris von einer länglichen Pupille durchzogen wurde, blinzelten ihn ein wenig furchtsam an. Erst jetzt sah er, dass er auf der Brust seines Gegners kniete und ihm die scharfe Klinge des daikons unters Kinn drückte. Er war dabei, das Schwert druckvoll wegzuziehen und seinem Milchbruder so die Kehle durchzuschneiden.
    Hastig stand er auf, nahm das Schwert in die Schildhand und hielt Gomaran die Hand hin. Sein Milchbruder ergriff sie, zog sich hoch und tupfte sich mit der Fingerspitze über den kleinen Schnitt an seiner Kehle. Blut benetzte sie.
    »Es tut mir leid«, murmelte Telarion. Er legte sein daikon ab und bedeutete Gomaran, den Kopf in den Nacken zu legen. Als er in den Luftwirbel seiner Magie griff, um dort ein Stück seiner Heilkraft herauszunehmen, brauchte es einige Herzschläge, bis er eine Stelle fand, die rein genug war und nicht durchzogen vom dunklen Rauch der Magie, die diese Hexe in ihm hinterlassen hatte.
    Er strich diese Essenz seines Selbst auf die Wunde, die er Gomaran zugefügt hatte. Erst zuckte der Gefährte ein wenig zurück, doch dann hielt er still, als er spürte, dass die Verletzung sich sofort schloss und zu einer dünnen Narbe wurde. Dann verschwand auch diese.
    Telarion beobachtete es mit Erleichterung und trat einen Schritt zurück. Die Tochter des Siwanon mochte seine Magie abwehren können, doch offenbar hatte sie sie ihm nicht genommen. Er besaß sie noch, auch wenn es ein schwacher Trost war.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er und ging zum Rand des Holzbodens, wo die Scheide seines daikons auf der Schärpe lag, die er dort zusammen mit seinem Mantel abgelegt hatte.
    Sein Gesicht brannte, als er die Klinge reinigte und in das geölte Holz schob. Und es ärgerte ihn, dass er nicht sicher sagen konnte, ob es an der Scham lag, seinen Milchbruder bei einem Übungskampf verletzt zu haben. Oder vielleicht daran, dass er in diesem Moment daran gedacht hatte, eine Feuerhexe im Arm zu halten und sie …
    Mit aller Kraft schob er den Gedanken beiseite.
    Er hörte leise Schritte hinter sich, dann trat Gomaran in sein Blickfeld.
    »Ihr habt lange nicht meditiert, Mendaron. Ihr seid unruhig.«
    »Das bin ich«, sagte Telarion kurz angebunden. Er

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