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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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flackerten wie ein Feuer. Die anderen wurden zu einem klaren, silbrigen Grün. Ihre endlose Bewegung war gleichmäßig, ruhig und rund, wie die Wolken, die Goldmagier, die die Luft und die Winde beherrschten, auf dem Arm hatten.
    Ronan richtete seinen Blick auf den Kern ihrer Gestalt. Ein dunkler Diamant, auf dem sich eine schuppige Sonnenechse zusammenrollte, wie sie am Saphirmeer zu finden war, saß inihrer Lichtform dort, wo im Körper das Herz steckte. Doch die Schuppen dieser Echse schimmerten nicht in dem Orange, das den Sonnenechsen Guzars den Namen gegeben hatte, sondern in einem silbrigen Grün, und von ihnen gingen die Fäden aus, die sich in die Wolkenformen ringelten.
    Ronan betrachtete die junge Frau nachdenklich. Sie war zweifellos eine Amadian, so wie Sinan. Das Hauszeichen war unverkennbar: der Diamant mit dem achtzackigen Sternenschliff und der Sonnenechse, die sich darauf zusammenrollte. Sie war eine direkte Nachfahrin des ersten Menschen, den Akusu gemacht hatte. Das satte Farangelb ihrer Gestalt und der schwarzbraune Rauch in ihr verrieten deutlich ihre Begabungen: Feuer und Tod.
    Auch das Silber in den Schlieren, die aus dem Diamanten stiegen, war erklärbar. Immer wieder wurden Menschen oder Elben geboren, die neben ihrer Magie mit besonderen Kräften der beiden ersten Schöpfergeister gesegnet waren.
    Die Weisen sagten, dass einst ein Mensch mit der Fähigkeit, in die Nebel zu gehen, das Siegel finden würde und dass diese Gabe bei einem Amadian besonders stark wäre. Es schien Ronan nur richtig, dass dieser Mensch, glaubte man den Worten der Weisen, mit von Ys gesegnet war, so wie diese junge Frau.
    Aber ihre Magie war auch grün. Grün wie die Luft. Ronan erinnerte sich an die Worte des Wachsoldaten. Der Heermeister habe sie geheilt, als sie hatte sterben wollen, und ihre Seele wieder in ihren Körper befohlen. Ronan wusste, dass sich bei einer Heilung Magien berührten.
    Vielleicht war das schimmernde Silbergrün der Echse ein Zeichen dafür, dass es so geschehen war, wie der Soldat gesagt hatte.
    Er schauderte unwillkürlich bei dem Gedanken, eine Feuermagierin, deren Essenz aus Hitze bestand, könnte ständig kalte Luft in sich spüren. Kein Wunder, dass sie verzweifelt schien. Es musste eine beständige Folter sein, die Eiseskälte des königlichen Bruders in sich zu haben. Und wieder stieg Mitleid mit ihr undWut auf den Heermeister in ihm auf. Ein Heiler durfte nicht so grausam sein.
    Doch dann rief er sich zur Ordnung. Er war hier, um ihr zu helfen – immer vorausgesetzt, sie war wirklich diejenige, die er suchte. Er ging zu ihr hin, achtete aber sorgfältig darauf, im Schatten zu bleiben, wo er sein Seelenbild leichter aufrechterhalten konnte.
    Immer noch hielt die junge Frau vor ihm die Hände vor ihr Gesicht, als schäme sie sich, ihm in die Augen zu sehen.
    Nein, korrigierte sich der Musikant. Sie fürchtete sich. Sie hatte Angst vor dem anderen Wesen, von dem selbst er nicht wusste, um wen es sich gehandelt hatte.
    Ich sehe, dass du dich fürchtest. Doch das musst du nicht , sagte er und machte es sich auf dem Boden vor ihr bequem. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die feste Wand neben dem Fenster und streckte behaglich die Beine aus. Ich weiß, wer du bist, und ich freue mich, dass ich dich endlich gefunden habe. Denn ich habe lange nach dir gesucht, Tochter des Siwanon.
    Zunächst rührte sie sich nicht, dann senkte sie langsam die Hände.
    Und doch ließ sie sich Zeit mit der Antwort. »Wurdest du auch geschickt, um mir meine Kraft zu nehmen?«, stieß sie dann hervor. Ihre Stimme klang verbittert, doch sie entspannte sich ein wenig.
    Ronan lachte. Schau mich an. Was siehst du?
    Sie hatte die Hände nun vom Gesicht genommen. Selbst überlagert vom farangelben Licht sah Ronan, dass ihre Augen das gleiche Bernsteingelb aufwiesen, das auch Sinan auszeichnete.
    Sie starrte ihn böse an und stellte fest: »Der andere Geist war schwach. Das bist du nicht!«
    Ronan schüttelte freundlich den Kopf. Nein, ich bin nicht schwach. Im Gegenteil. Sieh meine Farbe. Du bist eine Seelenherrin, du solltest wissen, dass Geister in der Farbe leuchten, die ihrer Magie entspricht. Ich denke, für dich leuchte ich rot wie die Erde.
    »Eher rot wie Blut«, gab sie heftig zurück. »Zudem tanzen Funken und Schlieren in dir. Sie bilden Kreise und sind – silbern. Ja«, fügte sie hinzu, »silbern.«
    Ronan hatte den Eindruck, dass sie noch etwas sagen wollte. Doch sie kniff die Lippen zusammen und

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