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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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war bereit, sich noch mehr hineinzusteigern. Der Schweiß durchtränkte mittlerweile das feine Rindengewebe, mit dem das Heft seines daikons umwickelt war, und schien das Gewicht der Waffe, die er schwang, zu erhöhen. Das Stichblatt rutschte immer wieder nah an die Schwerthand. Der Heermeister wusste, dass sein Zeigefinger eine rote Druckstelle haben würde, wenn dieser Kampf beendet war. Doch das war er noch lange nicht. Sein Gegner würde erst aufgeben, wenn er am Boden war. Oder er, Telarion. Entweder man siegte oder wurde besiegt.
    Mit einem Kampfruf wurde Telarion von der Wucht eines aufspringenden Körpers zurückgestoßen und konnte sich nur mit einer Rückwärtsrolle über den Nacken vor der herabsausenden Klinge retten. Nicht das erste Mal war er für die kurzen Haare, die ihm schon manch irritierten Blick eingebracht hatten, dankbar.
    Mit einem dumpfen Geräusch schlug das daikon des Gegners neben seinem linken Ohr in den Holzboden und schnitt eine schwarze Haarsträhne ab. Der Heermeister erlaubte sich nicht, darüber erschrocken zu sein, sondern ging sofort zum Gegenangriff über, stach das daikon von unten in Richtung des Gegners. Der Angriff erinnerte ihn daran, dass er sich auf den Kampf konzentrieren musste, nicht auf das, was in ihm tobte.
    Der körperliche Kampf, den er mit seinem Hauptmann in der Waffenhalle ausfocht, die damit verbundene Anstrengung, lenkte ihn davon ab, was sein Innerstes seit Tagen in Aufruhr versetzte: Hitze, dunkler Rauch, Zorn darüber, dass das Grün seiner Magie nicht mehr rein war, sondern durchzogen von schwarzbraungelben Wirbeln. Die Wolkenformen, die die Luft in ihm immer gebildet hatte, waren nicht mehr nur von Gold begrenzt, sondern auch von der Farbe der überreifen Faranfrucht und von Silber.
    Besonders Letzteres wühlte sein Inneres zusätzlich auf. Es war die Farbe der Ys.
    Wie oft hatte er seit der Heilung dieser Dunkelhexe versucht, ihre Magie zu bändigen und Einfluss zu nehmen auf ihre magische Essenz, die gleichzeitig, wie bei allen großen Magiern der Welt, auch ihre Lebensessenz war!
    Und doch kam er kein Stück weiter. Bei ihr schien seine Magie, die bisher unfehlbar gewesen war, zu verpuffen. Immer schwächer hätte sie werden müssen, und nur auf sein Geheiß hätte die Flamme ihrer Magie aufflackern dürfen. Doch jedes Mal, wenn er wieder in ihr Gemach kam, schien sie wieder stärker geworden zu sein. Jedes Mal war das Netz, das er beim Besuch davor um ihre Lebensflamme gewoben hatte, dünner geworden. Als habe Ys selbst sie mit einem Schutz umgeben.
    Das empörte Telarion Norandar besonders. Hatte er nicht sein ganzes bisheriges Leben in den Dienst des Ausgleichs, der Harmonie, gestellt? Er hatte Menschen und Elben gleich behandelt und keinem, der ihn darum gebeten hatte, das Geschenk des Lebens verweigert. Selbst diese Hexe hatte er geheilt!
    Und nun wurde ihm der Erfolg verweigert, sie davon abzuhalten, den Tod ihrer Flamme zu verbreiten.
    Er konnte es nicht verstehen, und es machte ihn zornig. Doch dieser Zorn reinigte nicht. Er schien die kleinen Entzündungsherde der Flammen und des dunklen Rauchs in ihm nur zu schüren.
    Was wiederum die Wut nährte.
    Wieder stieß Gomaran von Malebe einen Kampfruf aus. Der Hauptmann hieb mit seinem Schwert auf ihn ein und holte damit seinen Herrn aus seinen Gedanken zurück auf den Boden der Tatsachen. Auf den Holzboden, der sich in der Mitte des Waffensaals befand.
    Ein Angriff, den Telarion nur mit Mühe abwehren konnte, indem er mit beiden Händen sein eigenes daikon hochriss. Metall klirrte, Funken stoben, als eine Klinge auf die andere traf.
    Das Silber der Ys fand sich nicht nur in der Flamme der Feuerzauberin. Auch seine eigenen inneren Wolken, Zeichen seiner Luftmagie, besaßen neuerdings neben dem goldenen Schimmer, der sie aussehen ließ, als würden sie von der Abendsonne angeleuchtet, auch einen silbernen. Er hätte sich geehrt fühlen müssen, dass Ys ihn so gesegnet hatte. Es passierte nur wenigen Wesen, dass ihre Magie von einem der beiden höchsten Schöpfergeister ausgezeichnet wurde.
    Doch für ihn bewies es nur eins: dass die dunkle Magie, mit der diese Hexe aus dem Haus Amadian ihn geschlagen hatte, gewirkt hatte. Sie hatte den Schutz, mit dem sie sich umgeben hatte, auf ihn übertragen, als wolle sie ihn daran erinnern, dass seine Gabe bei ihr nichts auszurichten vermochte.
    So erinnerten ihn die silbernen Dunstschwaden in seinemSelbst nur daran, dass er bei der Tochter des Siwanon, da, wo

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