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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Geste die Faust entgegen und schob mit der Rechten den halb abgerissenen Blusenärmel den Arm hinauf.
    »Ich besitze das Zeichen nicht. Ich war zu jung, um es zu empfangen, als …«
    Sie unterbrach sich und sprach nicht weiter, so als habe sie entschieden, dass es ihn nichts anginge.
    Ronan sah den nackten Arm und nickte erneut. Ich sage dir, bekämest du es nun, würden sich in den farangelben Flammen, mit denen dich Akusu auszeichnen würde, nicht nur seine dunklen Wirbel zeigen, sondern auch die silbernen des Schöpfergeistes der Harmonie.
    Wieder schien sie etwas fragen zu wollen, doch sie schluckte es hinunter. Nachdenklich starrte sie auf ihren nackten Arm, so als könne sie nicht glauben, was er sagte.
    »Ich bin eine Amadian«, murmelte sie wie abwesend. »DieLegende sagt, dass die Macht, die Akusu uns, seinen Kindern, schenkte, einst von Syth selbst kam. Und nun bin ich von Ys gezeichnet, von der es heißt, dass sie es war, die den Elben erlaubte, die Macht über das Leben zu behalten.«
    Ronan konnte an ihrer Miene sehen, dass ihr das Kummer bereitete.
    Sie lachte plötzlich auf. »Nun gibt es wohl endgültig keine Schande mehr, die ich meinem Haus nicht gemacht hätte«, stieß sie verbittert hervor und ließ den Blick aus dem Fenster in das kleine Stück Ferne wandern, das zu sehen war. »Statt mein Volk nach dem Tod meines Vaters vom Makel des Verrats reinzuwaschen, den man ihm nachsagt, lasse ich mich durch eine unbedachte Handlung von seinen Mördern gefangen nehmen. Ich kann mich nicht einmal umbringen. Und nun stellt sich auch noch heraus, dass es mir vielleicht sogar bestimmt war, mich in ihren Dienst zu stellen.« Sie drehte sich zu Ronan um und sah ihn herausfordernd an. »Ich glaube kaum, dass du eine wie mich gesucht hast.«
    Ronan lächelte. Ich bin sicherer denn je, dass du diejenige bist, nach der die Weisen gesucht haben.
    »Die Weisen?«
    Du kennst die Legende von Ys und Syth und wie sehr sie beide unter dem Streit litten, der immer wieder zwischen ihnen ausbrach? Ronan sah sie forschend an.
    Sie nickte resigniert.
    Ys war zornig, denn Syth störte alles auf, was seine Geliebte schuf, und verdarb alles, was sie wachsen ließ in der Hoffnung auf Neues. Da verbannte sie ihn und machte das Siegel, das ihn daran hinderte, die Jenseitige Leere zu verlassen und erneut Gestalt anzunehmen. Aber bevor sie es schloss, tat er es selbst, denn er konnte nicht mehr mit ansehen, wie sie litt. Doch er schwor, er würde wiederkommen, das Siegel nehmen und es zerstören. Was danach geschehen sollte, darüber werden sich die Weisen nicht einig. Vielleicht endet die Herrschaft der Ys, und das Chaos bricht a n. Aber vielleicht ist es auch so, dass, wie zu der Zeit, als die Welt jung war, die beiden wieder gemeinsam herrschen können. Aber wie dem auch sei, die Weisen glauben, diese Zeit sei nun gekommen. Du weißt selbst, wie sehr die Welt von Ungleichgewicht erschüttert wird. Dürren, Überschwemmungen, das Aufbäumen der Erde, wilde Stürme, die die Ernten vernichten. Zu viel Sonne, zu viel Regen, zu viel Schnee. Überall ist die Harmonie, das Gleichgewicht, aus den Fugen geraten.
    »Willst du sagen, dass Tarind deshalb allenthalben siegt? Dass sich deshalb selbst die Erde gegen den Khariten wandte?«
    Die Weisen sind davon überzeugt, bestätigte Ronan.
    Sanara sagte nichts, doch sie musterte ihn aufmerksam, als überlege sie, was sie ihm glauben konnte.
    »Das Siegel, mit dem Syth einst verbannt wurde, muss zerstört werden«, murmelte sie nach einer Weile, und Ronan war sich nicht sicher, ob sie es ihm sagte oder doch nur sich selbst. »Doch nur zwei, die durch ihre Gegensätze eins sind, können es bergen und dort zerstören, wo es geschaffen wurde.«
    Ronan nickte nachdenklich. So ist es .
    Es klang, als wiederhole sie diese Worte nur, doch Ronan, der als Musikant alle Epen und Lieder dieser Welt kannte, erinnerte sich an nichts, was diese Worte enthielt.
    Es waren mehr oder weniger die gleichen Worte, die die Weisen ihm mit auf den Weg gegeben hatten. Auch wenn er sich nicht erklären konnte, wo diese junge Frau, die wie ein Schankmädchen gekleidet war, sie gehört haben sollte, bestätigte sie ihn in der Überzeugung, diejenige gefunden zu haben, nach der er suchte.
    »Und die Weisen – wer auch immer sie sein mögen!   – glauben also auch, dass ich eine dieser beiden bin, die das Siegel finden und zerstören können?«
    Ja .
    Sie schwieg eine Weile, als würde sie nachdenken.
    Ronan betrachtete

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