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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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doch stockte er, bevor er weitersprach. Kurz schoss ihm durch den Sinn, Gomaran zu erzählen, wie geschickt die Tochter des Siwanon die Schwäche in seinem inneren Schild genutzt hatte, um sich in seine Seele zu schleichen. In sein Herz. Dass sie in den Bruchteilen von Sekunden die Leere gefunden hatte, von der er glaubte, sie mit seiner Gabe des Lebens gefüllt zu haben.
    Er schloss die Augen und versuchte, seinen Atem zu beruhigen, als auch schon jenes Prickeln in ihm aufstieg, das bei aller Intensität nur ein Abglanz des Entzückens war, das die Tochter des Siwanon in ihm geweckt hatte.
    Er schluckte. Nein.
    Er konnte Gomaran gegenüber nicht aussprechen, was beim Gedanken an sie immer wieder in ihm geschah.
    »Das war nicht alles« sprach er weiter und ging unruhig ein paar Schritte auf und ab. Er war sich bewusst, dass er seinen Milchbruder nun erneut anlügen würde.
    »Sie … sie beschuldigte Tarind, er habe die verräterischen Mönche im Kloster des Westens nicht aus Gründen der Rache, die der älteste Sohn dem Vater schuldig ist, ausgelöscht.«
    Gomarans Augen wurden dunkel vor Zorn. »Warum sonst hätte er es tun sollen? Ich weiß, Ihr haltet Euren Bruder für eitel und oberflächlich. Und doch, wie kann diese Hexe es wagen, ihm zu unterstellen, er wüsste nicht, was ein Prinz seinem Vater schuldig ist? Aus welchem Grund wäre Euer Bruder denn sonst über das Saphirmeer gereist und hätte dort für Gerechtigkeit sorgen wollen?«
    Telarion starrte auf den qasarag in seiner Hand. Er zögerte mitder Antwort, wusste er doch, dass, die Lüge dieser Feuermagierin über seinen Bruder in eigene Worte zu kleiden, sie erst an Substanz gewinnen lassen würde.
    Dennoch erwiderte er: »Sie sagte, Tarinds Gründlichkeit, mit der er die Shisans und auch die anwesende Familie des Siwanon auslöschte und der sie nur mit knapper Not, wie es scheint, entkommen konnte, hätte nur einen anderen Grund haben können: Er wollte die zum Schweigen bringen, die seine eigene Tat hätten aufdecken können.«
    Seine Worte umschrieben ihren direkten Vorwurf, Tarind habe seinen Vater umgebracht und dann ein noch größeres Verbrechen begangen, um den Mord zu vertuschen. Ein Ächzen verriet jedoch, dass Gomaran sehr wohl verstanden hatte.
    »Es war nichts weiter als eine Lüge«, sagte Telarion schließlich mit fester Stimme und schlug den Dolch wieder ein. »Eine Lüge, die ihr die Magie dieses Dolches eingab.«
    Gomaran schnaubte. »Das will ich meinen. Wie ich schon sagte, Euer Bruder ist nicht wie Ihr, doch das ist, wie Ihr wisst, ganz seinem Aufwachsen hier bei Hofe geschuldet. Ein König ist kein Mönch und muss auch nicht wie einer leben, anders als Ihr, mein Fürst, der Ihr die Regeln des Vanar beachtet.«
    Telarion schwieg.
    »Es mag wohl sein, dass ihr der Dolch eingab, eine so ungeheuerliche Behauptung über Euren Zwilling in die Welt zu setzen«, fuhr Gomaran fort. »Anders ist das nicht zu erklären. Ein Norandar, der Vatermord begangen haben soll! Unfassbar.« Er strich sich über das Gesicht und schien nachzudenken. »Wie, sagte sie, soll Tarind es angestellt haben?«, fragte er dann. »Ihr selbst habt gespürt, dass die Seele Eures Vaters verbrannt wurde, nicht sein Körper. Was meinte sie dazu?«
    Telarion stieß einen verächtlichen Laut aus. »Glaubst du, ich habe ihr die Möglichkeit gegeben, diese Lüge zu diskutieren?«
    Gomaran schwieg schuldbewusst. Natürlich hatte der Zwillingsbruder des Königs nicht eine Minute in Erwägung gezogen,was diese Zauberin sagte. »Woher hat sie überhaupt eine solche Waffe?«
    Telarion zuckte mit den Achseln und verknotete die Schärpe an seiner Hüfte. »Bertalan sagt, er weiß es nicht. Niemand wurde zu ihr vorgelassen. Der Schmied, der ihr das Sklavenband umlegte, war nicht mit ihr allein. Außerdem ist er ein Waffenschmied, er arbeitet mit Metall und Feuer. Nicht mit Edelsteinen.« Er bückte sich und nahm das Päckchen mit dem qasarag, das er abgelegt hatte, wieder auf.
    »Wer weiß, welch üble Zauberei dahintersteckt«, sagte Gomaran düster. »Vielleicht brachte sie ihn aus den Jenseitigen Ebenen mit, die sie jederzeit betreten kann.«
    Telarion schob das Päckchen mit dem Dolch wieder in seine Schärpe. »Das ist gut möglich. Lass uns gehen, Bruder. Übermorgen brechen wir nach Solife auf. Es gibt viel zu tun. Ich bin dir dankbar, dass du mir Gehör geschenkt hast.«
    Der Hauptmann nickte. »Ich werde immer für Euch da sein, mein Fürst.«
    Er wandte sich um und ging

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