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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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dem Heermeister voraus.
    Telarion folgte ihm langsam. Er hatte sich seinem Gefährten gegenüber überzeugt gegeben. Doch so unerschütterlich war sein Glaube nicht.
    Was, wenn die Hexe die Wahrheit über seinen Bruder ausgesprochen hatte? Wieder versuchte er, sich einzureden, es könne nur eine Lüge sein.
    Bei aller Uneinigkeit, die zwischen seinem Bruder und ihm herrschte, bei allen Unterschieden, die es zwischen ihnen gab   – Yveth von Kantis, ihre Mutter, hatte sie beide zur gleichen Stunde zur Welt gebracht. Die Vorstellung, sein Bruder könnte Dajaram, den eigenen Vater, auf dem Gewissen haben, war entsetzlich. Kein Wesen, das derart eng mit ihm, Telarion, verbunden war, konnte etwas so Furchtbares tun.
    Jeder, der dies behauptete, war nichts weiter als ein verdammenswerter Lügner.
    Doch er wusste auch, wenn Menschen, besonders Feuermagiern, das Feuer ihrer Seele zu Kopfe stieg, dann wirkte es reinigend. Solche Menschen waren nicht in der Lage, kühl zu überlegen, welche Vorteile eine Lüge brachte und welche Teile einer Geschichte besser der Wahrheit entsprechen sollten. Solche Menschen berechneten nicht und wogen nicht ab.
    Die Tochter des Siwanon hatte ihm diese Worte zornig und verletzt entgegengeschleudert, ohne groß zu überlegen. Sie waren nicht geplant gewesen und mit wildem Stolz ausgesprochen worden. Es war keine Geschichte, die sie sorgfältig erdacht hatte, um sie als Waffe gegen die zu benutzen, die den Ruf ihres Hauses befleckten. Zumal der Ruf dieses Hauses bereits unwiederbringlich zerstört war.
    Nein, der Vorwurf war aus ihrem Herzen gekommen.
    Und tief in seinem Inneren musste Telarion sich eingestehen, dass nicht nur sein Verstand ihm sagte, dass sie wahrscheinlich die Wahrheit sprach. Auch wenn er den Gedanken verabscheute, ihn wieder und wieder von sich wies und jedem anderen gegenüber geleugnet hätte – er kannte sie. Er kannte ihre Seele.
    Sie log nicht.
    Erneut kam eine Sehnsucht auf, die jede Faser seines Körpers durchströmte. So wie ihr Sein auf einmal in ihn fließt, geht seine Gegenwart in sie über.
    Wieder spürte er die Leidenschaft, mit der sein Körper und seine Seele die Tochter des Siwanon berührt hatten.
    Nie ist er jemandem so nah gewesen. Er kennt sie so gut wie sich selbst.
    Sie log nicht.
    Mit einem Mal war er froh, dass er morgen zusammen mit seinem Zwilling nach Solife aufbrechen würde, um dem Rebellentum des Zaranthen ein Ende zu bereiten, statt sich in die Stille des Palastes der Stürme zurückziehen zu können. Der Zorn, den er empfand, würde nur im Feuer des Kampfes zu besiegen sein. Er würde die Erinnerung an ihre Berührung, die Erinnerung an dieFreude, an die Lebendigkeit, die ihr Körper dem seinen bereitet hatte, verdrängen und auslöschen. Der Gedanke tat weh, denn die Bilder würden ihm die Leere bewusst machen, die sie gefüllt hatten.
    Aber nur der Kampf, die Sorge für seine Männer und die Anwendung seiner Gabe des Lebens würden sie füllen können.
    Krieg kam ihm da gerade recht.
    Das rötliche Licht auf dem Fels und den Dächern unter ihr verblasste.
    Auch wenn es nicht gewärmt hatte, war Sanara traurig, dass die Rote Stunde zu Ende ging. Zumindest war ihr Licht, das sich über die Stadt und den winzigen Ausschnitt gelegt hatte, den man von den Feldern und dem Fluss vor der Stadt erkennen konnte, für das Auge angenehm gewesen.
    Nun, da die Röte verschwand, glommen die violetten Funken in der Nische hinter dem Bett wieder umso stärker auf. Sanara sah aus dem Augenwinkel, wie sich die hauchdünnen Nebelschwaden in den tiefen Schatten, die die Dämmerung hinterließ, erneut zu einer Gestalt fügten, wenn sie auch immer wieder zerfaserte. Verzweiflung machte sich in ihr breit, als die tonlose Stimme von Neuem an ihr Ohr wehte.
    Komm weg von dort, Dunkelmagierin. Ich gestatte dir nicht, dich zu wärmen.
    »Das Licht selbst trifft mich nicht. Wie kann es mich da wärmen?«, erwiderte Sanara müde und schmiegte sich enger an die Filzdecke, die man ihr gegeben hatte. Sie hatte das Gefühl, sich in den letzten Tagen kaum von der Stelle gerührt zu haben.
    Es schien, als sei hier am Fenster der einzige Platz, der sie etwas aufmunterte. Kaum jemand kam, um sie zu sehen, selbst die Wachen schoben nur Wasser und Nahrung durch die Tür, ohne das Turmzimmer zu betreten. Lediglich der Heermeister kam hin und wieder. Doch auch er sprach nicht mit ihr und ließ nicht erkennen, dass er Erinnerungen an ihren Aufenthalt im Tempel der Ys

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