Dunkelmond
an die Hand zu geben, mit dem Ihr meinesgleichen weiterhin so abschlachten könnt wie bisher.«
Zu seiner Genugtuung hörte er, dass der Heerführer zischend die Luft einsog. Seine Hand fuhr an den Dolch, den er in seiner Schärpe trug, doch dann beherrschte er sich. Der Zorn verschwand aus seinen Augen und machte Nachdenklichkeit Platz.
»Selbst das schlimmste Raubtier beschützt die Seinen«, sagte er nach einer Weile. »Du bist ein Mensch und ein Sklave, ich hätte das bei meiner Bitte bedenken müssen… Also gut, ich werde dir beweisen, dass ich für mein Gelübde als Herr des Lebens mehr tun kann, als mir die Haare zu scheren. Wenn du mir dieses Schwert schmiedest, erweist du mir einen großen Dienst. Ich werde dir dafür ebenfalls eine Bitte gewähren.«
Sinan starrte den Heerführer an und suchte in seinem Gesicht nach Hinweisen, dass er seinen Vorschlag nicht ehrlich meinte. Doch Telarion Norandar erwiderte seinen Blick ruhig und wich nicht aus.
Es war Hauptmann Gomaran, der erst Sinan einen zornigen Blick zuwarf und sich dann an seinen Fürsten wandte. »Herr, was wollt Ihr damit beweisen? Habt Ihr es nötig, vor einem Sklaven zu Kreuze zu kriechen?«
Telarion Norandar warf ihm einen belustigten, ja, beinahe entschuldigenden Blick zu. »Nein.«
Gomarans Miene blieb missbilligend, doch er sagte nichts weiter. Nicht, weil er dem Bruder des Königs gehorsam sein wollte, wie Sinan erstaunt bemerkte, sondern weil zwischen den beiden Elben ein wortloses Einvernehmen herrschte.
Ein fast schelmisches Lächeln zuckte um die Lippen des Heerführers, dann wandte er sich wieder Sinan zu.
»Nun, gilt der Handel?«
»Ich darf Euch also um etwas bitten?«
»Ich werde dir nicht versprechen, dass ich das Schwert, das du mir fertigst, nicht gegen die Deinen erhebe«, erklärte der Heerführer mit zusammengezogenen Brauen. »Ich bin ein Herr des Lebens, ich werde den Tod immer bekämpfen, wenn ich ihn sehe.«
Sinans Mundwinkel zuckten verächtlich. Als ob er auf eine solche Gunst angewiesen wäre, noch dazu von jemandem aus dem Haus Norandar! Er wollte schon ablehnen, doch dann fiel ihm etwas ein. Es gab etwas, worum er bitten konnte. Nicht für sich. Doch es würde diesem überheblichen Fürsten zeigen, wie groß die Bitte wirklich war, die er an Sinan herantrug.
Sinan straffte die Schultern. »Gebt jedem Haus im Lager der Menschen ein Feuer. Menschen brauchen Wärme. Eure Sklaven werden Euch nicht lange von Nutzen sein, wenn sie ständig Nässe und Kälte ausgesetzt sind.«
Wieder fuhr Gomaran auf. »Herr! Das bedeutet, den Menschen eine Waffe zu überlassen! Das könnt Ihr nicht wollen!« Es klang, als ertrage er es nicht, dass die Freundlichkeit des Heerführers ausgenutzt würde.
Telarion hörte ihm nicht zu. Er starrte Sinan wortlos an. Damit hatte er nicht gerechnet.
Beinahe hätte Sinan gelächelt, als er sah, wie sehr er den Bruder des Königs mit diesem Begehren aus der Fassung gebracht hatte. Doch er beherrschte sich.
»Ich habe dir einen Wunsch gewährt, und ich betrachte mich an mein Wort gebunden«, sagte der Heerführer nach einer langen Pause. »In der Mitte des Lagers, wo meine Soldaten es von außen bewachen können, soll von dieser Stunde an Tag und Nacht ein großes Feuer brennen, an dem ihr kochen dürft und an dem die Schwächsten unter euch sich wärmen können. Doch ich werde nicht gestatten, dass ihr in euren Hütten eure üble Magie an einem Feuer speist, das meine Soldaten nicht im Auge haben.«
Sinan wollte schon Luft holen, um zu widersprechen, als Telarion Norandar fortfuhr: »Der Dienst, den du mir für das Feuer zu leisten hast, wird darin bestehen, mir die beste Waffe zu schmieden, zu der du fähig bist. Ich erwarte deine höchste Kunst, Schmied. Für dich wird keine Rolle spielen, für wen du es tust und welchem Zweck das Resultat dienen wird.«
Er ging an Sinan vorbei zum Ausgang des Zeltes, wo er dem Wachsoldaten Befehle gab. Sinan hörte, wie er den überraschten Widerspruch des Mannes im Keim erstickte. Dann kam er wieder herein und blieb dicht vor Sinan stehen.
Der wäre fast zurückgewichen, als der Fürst so direkt auf ihn zukam. Wieder regte sich die Angst unter der wilden Zufriedenheit, mit der ihn das Gespräch erfüllt hatte. Es kostete mehr Kraft denn je, den Kopf nicht zwischen die Schultern zu ziehen und den eisigen Blick des Heermeisters zu erwidern.
»Morgen früh wirst du hier, neben meinem Zelt, eine Werkstatt vorfinden. Bring bei Sonnenaufgang dein
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