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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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bist.«
    »Nein, das war es nicht. Der Hauptmann wollte, dass ich mir die Rüstungen einiger seiner Leute ansehe.« Die Lüge war ihm entschlüpft, bevor er sich eines Besseren hatte besinnen können. Doch es widerstrebte ihm, zuzugeben, dass er dem Heermeister ein neues Schwert schmieden sollte.
    Vorsichtig befreite Sinan seine Hand aus der ihren und versuchte, die Enttäuschung in ihren Augen zu ignorieren. »Berennis, ich werde schlafen gehen. Ich werde ab morgen öfter ins Lager der Elben gehen müssen und will erholt sein. Sag Hedruf Bescheid, dass ich ihn morgen früh brauche.«
    Er wandte sich um und ging in Richtung der Hütte, in der sich seine Decke und sein Karren mit den Schmiede-Werkzeugen befanden.
    »Ich werde dich rufen, wenn die Suppe heiß ist!«, rief sie ihm hinterher. »Es wird dir guttun!«
    Er drehte sich nicht um.
    In seiner Hütte legte er sich auf dem lannon in eine Ecke, sodass die anderen, wenn sie später nachkamen, nicht über ihn klettern mussten. Dann wartete er unter seiner klammen Decke darauf, dass sich Zufriedenheit einstellte, weil er den Seinen ein Feuer beschafft hatte.
    Doch sie kam nicht. Stattdessen fand er nur nagende Schuld inseinem Inneren. Ja, nun hatten die Sklaven der Elben ein Feuer. Doch Sinan musste sich fragen, wie viele von ihnen durch das daikon , das er dafür würde schmieden müssen, letztendlich das Leben verlieren würden.
    Er überlegte lange, doch er fand keine Möglichkeit, sich dem Pakt, den er mit dem Bruder des Königs geschlossen hatte, zu entziehen.
    Irgendwann war er doch eingeschlafen. Erst als eine warme Hand ihn an der Stirn berührte, schreckte er auf.
    »Ruhig, Sinan«, murmelte Berennis. »Ich bin es nur. Ich habe eine Schale Suppe für dich.«
    Sinan setzte sich auf und blinzelte. Es war bereits tiefe Nacht. Durch den zurückgeschlagenen Eingang sah Sinan das große Feuer in der Mitte des Platzes. Darüber war der silberne Mond zu sehen, der dem Dunklen und dem Goldenen in jeder Nacht in einigem Abstand folgte. Fröhliches Gelächter und Gemurmel waren draußen zu hören, dazwischen Gesang. Erst war Sinan irritiert, dann fiel ihm ein, dass sich ein Musikant unter den Gefangenen befand. Auch vor der Hütte war eine Unterhaltung im Gange.
    Sinan schloss die Augen. Für einige wenige Augenblicke war er wieder in seiner Schmiede in Kharisar, gegenüber der Schänke. Die Schuld und die Scham, die ihn schon so lange bedrückten, fielen von ihm ab.
    »Nimm. Die Suppe wird kalt. Wenn du öfter zu den Elben gehen willst, musst du wieder zu Kräften kommen.«
    »Danke«, sagte er einfach und trank.
    Die Suppe war die erste warme Mahlzeit, seit sie Kharisar verlassen hatten; sie erfüllte ihn mit angenehmer Wärme. Er trank langsam aus und stellte die Schüssel dann an den Rand des lannon . Eigentlich hätte Sinan nichts lieber getan, als sich wieder hinzulegen, doch Berennis sah ihn besorgt an.
    »Du wirkst sehr erschöpft«, sagte sie langsam.
    Sinan nickte. »Ich würde gern mit dir tanzen, aber …«
    Berennis lächelte. Nach kurzem Zögern setzte sie sich neben ihn. »Ich könnte auch hierbleiben. Bei dir.«
    Der Gedanke eines warmen Körpers neben sich war verführerisch.
    Doch Sinan schüttelte schließlich den Kopf. Berennis war eine schöne Frau, doch Sinan hatte das Gefühl, als betrüge der Handel, den der Heerführer ihm aufgezwungen hatte, jeden Einzelnen seiner Gefährten. Schon dass Berennis ihm eine Schüssel Suppe gebracht hatte, belastete sein Gewissen zusätzlich. Er hatte es nicht verdient, und noch weniger, dass sie sich neben ihn legte und ihm Wärme spendete.
    Er wandte sich ab und sah nicht, wie Berennis sich enttäuscht umdrehte und die Hütte verließ.
    »Nun, meine Kleine? Bist du bei unserem Schmied abgeblitzt?« Eine beinahe höhnische Männerstimme erklang vor der Hütte.
    Sinan kannte die Stimme. Sie gehörte Aedan, einem Gehilfen Githalads.
    »Sei still, Aedan!« Berennis klang unwirsch. »Aus dir spricht nur der Neid.«
    Zu Sinans Erleichterung schwang keine Traurigkeit in ihrer Stimme mit. Sie war stark und selbstsicher und konnte sich offenbar ihrer Haut erwehren.
    Doch Aedan ließ nicht locker. »Kein Wunder, wenn sogar ein Grantler wie er dich abweist!«, spottete er. »Ich bin jedenfalls froh, dass eine wie du, die den Elben nachts das Bett wärmt, nicht auf meinem lannon schläft. Und vielleicht tust du ja noch mehr als das, wer weiß das schon.«
    »Lass sie in Ruhe, Aedan.« Das war Githalad. »Geh, Kind, und

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