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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Schattierung von orange, gelb und hier und da rot leuchteten, um Akusu, das Haus Amadian und auch die Rote Sonne zu ehren. Doch nun war trotz der beinahe vollständigen Dunkelheit des Waldes und der roten Funken, die sie alle umwirbelten, zu sehen, dass die Flanken des Tiers auf Sanaras Brust in Grün und Silber schimmerten. Nur noch auf dem Rücken trug die Echse die gelbrote Färbung.
    »Eine Amadian, die das Grün für Kälte und Luft in ihrem Hauszeichen trägt!«, sagte Sinan und musste seinen Zorn mühsam beherrschen. »Ich gestehe, ich hatte bisher noch die Hoffnung, dass, was ich hörte, falsch sei. Du bist meine kleine Schwester!« Er holte Luft. »Doch jetzt glaube ich, wenn Akusu dich gezeichnet hätte, bevor Tarind die Unseren dahinschlachtete, dann wären die dunklen Flammen auf deinem Arm nun auch grün. – Doch wie dem auch sei, das wirst du auf den Jenseitigen Ebenen vor unseren Ahnen rechtfertigen müssen.«
    Sanara starrte ihn an. Sie war unendlich verletzt, das war unübersehbar, und doch schwieg sie.
    »Lass es gut sein, Sinan«, unterbrach ihn der dunkle Mann, der sie geholt hatte. »Wenn es so ist, wie Ronan sagt, dann ergibt das vielleicht einen Sinn, den wir beide – und auch sie! – noch nicht verstehen.«
    »Ich kann mir die Welt nicht so schönreden, Mojisola!«, stieß Sinan bitter hervor. »Dieser verfluchte Elb versucht, auch die letzte Bastion der Freiheit zu vernichten, und ich soll Hurra schreien, wenn meine Schwester ihn dabei unterstützt?«
    »Das würde ich nie tun!«, stieß Sanara aufgebracht hervor. »Nie! Lieber hätte ich mich selbst getötet, als Tarind meine Kraft zu überlassen, das musst du wissen!«
    »Deshalb hast du wohl seinem hochmütigen Zwilling gestattet, dich mit seiner Magie zu zeichnen«, gab Sinan kühl zurück.
    Sanara fuhr zurück, als habe er sie geschlagen. Doch wieder schwieg sie und sah ihn an, als wisse sie um die Schuld, die sie sich aufgeladen hatte.
    Sinan nickte langsam, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Du schweigst«, sagte er leise und schluckte. Er musste die Tränen zurückhalten und spürte voller Traurigkeit, wie auch der letzte Funke des Vertrauens, das zwischen ihnen immer so stark gewesen war, erlosch. »Mir wäre es lieber gewesen, du hättest wenigstens versucht, mir diese Idee auszureden.«
    Er sah sie aufmerksam an, doch sie schwieg auch weiter.
    »Hast du wirklich nichts zu sagen, Schwester?« Das Wort klang, als habe Sinan Essig auf der Zunge. »Es wäre kein Wunder. Unser Vater ergab sich dem einen Zwilling, und du, seine Tochter, dem anderen. Dein Zeichen und deine Haartracht beweisen es, ja, sogar deine Augen sind nicht mehr bernsteinfarben, sondern haben grüne Flecken bekommen. Wusstest du das? Das sieht man sogar durch die Funken hindurch.«
    »Was könnte ich dir denn sagen, das du mir glauben würdest?«, flüsterte sie schließlich.
    Stille breitete sich auf der kleinen Lichtung aus. Mojisola blieb ganz ruhig. Er sah keines der Geschwister an. Sinan wusste, dass er sich einiges aus dem zusammenreimen würde, was Sinan ihm gesagt hatte. Aber auch der dunkelhäutige Schmied würde die Trauer nicht erfassen können, die er empfand.
    »Ich glaube nicht, dass du etwas sagen könntest, das ihn überzeugt«, erklang nun eine ruhige Stimme in die Stille hinein. »Obwohl es für mich beweist, dass du diejenige bist, die das Siegel bergen wird. Wir sollten gehen. Niemand hat euch bisher bemerkt. Das sollte auch so bleiben.«
    Ronan war zwischen den Stämmen aufgetaucht. Er näherte sich eilig und bemühte sich, dabei so wenig Geräusche wie möglich zu machen. »Mein Flötenspiel hat sie betäubt, doch spätestens, wenn der Heermeister von seiner Abendmahlzeit zurückkehrt, werden sie entdecken, dass Sanara fort ist. Ich werde noch eine Weile weiterspielen, ich denke, das kann euch und auch uns schützen. Doch wir müssen gehen.«
    Mojisola nickte Sinan zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es war das Beste, was er tun konnte, und doch tröstete es Sinan nicht. Ihm war, als sei Sanara soeben gestorben. »Lass uns aufbrechen. Nach Süden.« Er drehte sich um und verschwand in den Büschen.
    Sinan nickte und wandte sich ab, ohne Sanara noch einmal anzusehen.
    »Sinan!«
    Er blieb stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um. Kein Blick zurück.
    »Wohin … wohin gehst du nun?«
    »Ich werde nach Solife gehen und mit dem Zaranthen gegen Tarind und sein Heer kämpfen«, sagte er. »Mein Vater war der höchste unter den Menschen,

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