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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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erkennen, die sich langsam auf den Unterschlupf zubewegten. Ein Mondstrahl blitzte auf einem daikon auf.
    Wut stieg in Sanara hoch. Sie würde nicht zulassen, dass diese beiden Elben Ronan entdeckten und ihn festnahmen. Ihn am Ende quälten, folterten oder gar töteten. Der Heermeister und sein Bruder kannten ihn, sie waren gemeinsam geflohen. Auf ihn würde kaum Gnade warten, geschweige denn Freiheit.
    So leise wie möglich rieb sie sich Hände und Gesicht fest mit Moos und Erde ein, um auch die letzten Reste des ihr eigenen Geruchs nach Honig und Obstblüten zu überdecken. Dann schlich sie sich an den Elb heran, der hinter dem anderen zurückgeblieben war und in ihrer Nähe stand. Ein verirrter Mondstrahl fiel auf sein blasses, beinahe farbloses Haar. Es war einer der Soldaten, die sie und Ronan vor vier Tagen am Fluss beobachtet hatten.
    Dort hatte man sie nicht gefunden, doch nun drohte die Entdeckung.
    Sanara packte ihr Messer fester. Sie hatte es in einer Dorfschänke auf dem diesseitigen Ufer des Lithon gestohlen, nachdem Odran sie hergebracht hatte. Ronan hatte für sie beide dort mit seiner Musik ein wenig Proviant ersungen. Sie hatte es einem Hirten abgenommen, und es hatte ihr bereits gute Dienste geleistet. Die Taschendieberei war eine Fähigkeit, die sie in ihren Jahren nach der Flucht aus dem Kloster des Abends erworben hatte, um in den engen Gassen von Guzarat zu überleben.
    Und nun wusste sie, dass sie es immer noch konnte.
    Sie überlegte fieberhaft, wie sie die beiden Soldaten, die wahrscheinlich zu der Garnison gehörten, die den Grünen Turm, das erste Ziel ihrer Reise, bewachte, ablenken konnte. Sie kroch langsam und so lautlos wie möglich hinter den Elben her.
    Sie hatten den Unterschlupf, in dem Ronan immer noch schlief, fast erreicht.
    Doch Sanara war ihnen auf den Fersen geblieben. Sie hob ein Stück Moos auf und warf es vorn in das Gebüsch. Die beiden Elben schreckten kurz auf, aber verfolgten das Rascheln nicht weiter.
    Auch ein zweiter Wurf brachte keinen Erfolg.
    Sanara hatte gehofft, dass die beiden nachsehen würden, welches Tier sich dort verbarg, und dass die Zeit ausgereicht hätte, Ronan und sich in Sicherheit zu bringen. Doch sie taten es nicht; wenn sie Ronan spüren konnten, fühlten sie wahrscheinlich auch, dass dort kein Tier in den Blättern raschelte.
    Schon machte sich einer der beiden Elben an dem geflochtenen Farnvorhang zu schaffen, den Ronan gefertigt hatte. Sanara fragte sich, warum er sich nicht rührte. Er musste doch bereits aufgewacht sein!
    Dann hörte sie auf einmal ein Rascheln, als arbeiteten sich dicke Wurzeln durch das Laub vom Vorjahr. Ein erstickter Schrei war zu hören.
    Ronan!
    Die lohgelbe Seelenflamme Sanaras loderte auf. Sie trat aus dem Farn auf eine Wurzel und stand nun etwas erhöht hinter dem ersten Elb, atmete tief durch. Er roch bittersüß, nach Raqorblüten und zerriebenen Blättern. Wieder war ein erstickter Schrei zu hören.
    Vor Sanaras innerem Auge erschienen die von Wurzeln zerrissenen und von Dornen durchbohrten Körper von Ondra, Mehtid und Settar. Dann existierte auf einmal nichts mehr außer ihrer Wut, die ihr ungeahnte Kräfte und Schnelligkeit verlieh. Sie packte den rechten Arm des Elben und zog ihm mit der Linken das Messer flink und fest über die Kehle.
    Du darfst nicht zögern, keinen Wimpernschlag lang darfst du zögern, hatte Pakan damals gesagt. In seinem Schutz hatte sie lange gelebt, als ihr Körper langsam zur Frau gereift war und Sinan sie in den Gassen Guzarats nicht mehr hatte beschützen können. Sie hatte sich Schutz suchen müssen, um überleben zu können, und hatte ihn für einige Zeit bei Pakan, dem König der Diebe, gefunden, der mit dem Sud aus Traumbeeren handelte, die aus Guzar stammten.
    Du darfst nicht zögern. Und du musst es wollen. Denk nicht nach. Nur beim ersten Mal ist es schwer. Danach wird es leichter.
    Sie hatte schnell erfahren, wie recht er gehabt hatte.
    Die scharfe Klinge drang durch die Haut und das Fleisch des Elben wie durch einen Klumpen weiche Butter. Ein leises Gurgeln verriet, dass der Soldat versuchte, seinen Gefährten auf sich aufmerksam zu machen, doch das Geräusch war zu leise, als dass esden anderen alarmiert hätte. Ein leises Plätschern auf den Farnblättern verriet Sanara, dass sie die Halsschlagader durchtrennt hatte. Der Soldat brach in die Knie. Sanara hatte ihn am Kinn gepackt und seinen Kopf an ihre Schulter gedrückt, damit er nicht nach vorne kippte. Seine hellen,

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