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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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rang.
    Ein Fehler. Der vom Gift des Raqors immer noch geschwächte Musikant atmete das hochflutende Wasser ein, begann zu husten und nach Luft zu schnappen wie ein Ertrinkender.
    Ohne nachzudenken, schloss Sanara die Augen und stellte sich eine Feuerwand vor, an der die trüben Wellen zischend zerschellten. Ihr Flammenschild loderte plötzlich so hell auf, dass der Wachmann erschrocken aufschrie und die Hände vor sein Gesicht schlug. Es half ihm nicht, die Flammen innerhalb der Wasserwand hatten das Element bereits zischend verdampfen lassen, nun fuhr es wie ein Feuersturm in ihn hinein. Er rang nach Luft und sog so die Flammen nur tiefer in sich hinein.
    Ein schneller Blick auf Ronan überzeugte Sanara davon, dass der Musikant nach wie vor in den Fluten, die der Elb beschwor, gefangen war. Ronan besaß außer seiner Musikantengabe nur die Macht über die Erde. Ihm blieb weder die Zeit noch die Kraft, sie anzuwenden. Immer neues Wasser wallte über ihn hinweg, ohnedass er sich wehren konnte, und der Raqor in seinem Blut tat ein Übriges, um ihn zu schwächen.
    Wut übermannte Sanara. Ronan hatte niemandem etwas getan, niemandem! Sie würde nicht zulassen, dass ein Elb ihn quälte, dass er durch die Hand eines Elben starb!
    Blind vor Zorn stieß Sanara die Klinge in die Kehle des Soldaten vor ihr. Noch einmal bäumte sich der Körper unter ihr verzweifelt auf, dann sackte er in sich zusammen. Das goldene Leuchten in den Augen ihres Opfers verschwand, die Wellen ebenfalls.
    Langsam zog Sanara das Messer aus der Kehle des Mannes. Er zuckte noch einmal, dann entspannte sich der Körper im Tod.
    Sie stand langsam auf. Der Flammenwall um sie herum erlosch.
    Schwer atmend sah Sanara auf die beiden Toten hinunter. Der wilde Zorn hatte sich in ebenso wilde Freude verwandelt, die sie überwältigte.
    In ihrem Hinterkopf flüsterte eine leise Stimme, dass sie diese Tat bald bereuen würde. Es war immer furchtbar, Leben zu nehmen.
    Doch dann straffte sie sich und sah auf Ronan hinab. Sie hatte es für ihn getan! Diese beiden würden niemandem mehr die Kraft nehmen, keinem Kind Akusus mehr giftige Raqordornen in den Körper treiben und es ertrinken lassen!
    Ronan saß immer noch völlig durchnässt neben ihr. Er atmete schwer und hustete, hatte viel Wasser geschluckt.
    Doch sein Atem wurde langsam ruhiger. Gern hätte Sanara das Wasser aus ihm herausgetrocknet, so wie die Shisans des Feuers es früher im Kloster des Abends getan hatten.
    Doch noch loderte die Wut in ihr. Sie wagte es nicht.
    »Ich wünschte, du hättest das nicht getan«, hörte sie Ronan dann sagen.
    Die Enttäuschung war ihm deutlich anzuhören, als er weitersprach. »Ys billigt das Töten um des Tötens willen nicht. Jedes Leben ist kostbar.«
    Für einen Augenblick war sie sprachlos.
    »Sie hätten uns umgebracht!«, brach es schließlich aus ihr heraus. Erst jetzt flammte in ihr jähes Bedauern auf. Nicht darüber, dass sie den beiden Elben den Tod gebracht hatte, sondern dass Ronan der Flötenspieler durch das, was sie getan hatte, verletzt worden war. »Sie wollten uns finden, nicht einfach nur verfolgen, sonst wären sie in der Nacht versteckt geblieben«, sagte Sanara und reinigte das Messer mit Hilfe von Farnwedeln und Moosballen. »Oder noch schlimmer, sie hätten uns nach Bathkor bringen und dort den Folterknechten des Vogts und vielleicht auch des Königs ausliefern können!«
    Folterungen, bei denen man Ronan wahrscheinlich seine Gabe genommen und ihn dann getötet hätte. Wie man es bei Siwanon getan hatte. Sie sah ihn nicht an.
    »Du hast nur deinen Wunsch nach Rache an allen Elben an zwei Männern befriedigt, die dir nichts getan hatten«, erwiderte Ronan nach einer Pause, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Ys hat dich gerufen, in ihrem Namen zu handeln, und sie missbilligt Mordgier und Rache.«
    Sanara richtete sich auf. Trotz der Dunkelheit war der Vorwurf in Ronans Gesicht deutlich zu sehen. Sanara tat es leid, dass ihm die beiden Toten Kummer bereiteten. Doch sie selbst fand keine Reue in sich.
    »Ich wollte sie verjagen«, widersprach sie. »Doch sie ließen es nicht zu! Lieber suchten sie nach dir, um dich zu quälen. Und das nur, weil du ein Dunkelmagier bist! Nennst du das gerecht?«
    »Dass du es jetzt nicht bereust, heißt nicht, dass du es später nicht doch tun wirst«, entgegnete Ronan. »Komm, lass uns aufbrechen. Wir müssen bei Sonnenaufgang den Eingang zum Tunnel gefunden haben. Wir dürfen nicht bleiben, bis sie die beiden

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