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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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ließen. Ich möchte nicht verantworten, dass Euch und den Euren das Gleiche geschieht.«
    Der Älteste schwieg. Die Menschen, die sich um sie versammelt hatten, tuschelten miteinander.
    In Sinan stieg Bitterkeit auf. Wieder hatte ein Elb aus dem Hause Norandar es geschafft, ihn zu einem Ausgestoßenen zu machen. Für einen Augenblick gab er seinem Hass nach und stellte sich vor, das Schwert, das er geschmiedet hatte, ins kalte Herz Telarion Norandars zu stoßen. Dafür, was Tarind dem Hause Amadian und Fürst Siwanon angetan hatte. Dafür, was der Zwilling des Königs vom Volk Akusus und der Magie des Dunklen Mondes hielt, dafür, was er Sanara angetan hatte.
    Doch dann nahm er sich zusammen. Er durfte seine Rachegelüste nicht über die Sicherheit dieser Leute stellen. Wenn er allein ging, würde der Fürst ihm folgen und dieser Oase – vielleicht   – das Leben schenken.
    Er hob den Kopf und setzte das dem überraschten Mojisola und dem Ältesten auseinander. Doch dieser schüttelte den Kopf. »Das ist großherzig von dir, Fremder, und ich verstehe nun deineMotive. Doch geht jetzt hinein, wascht euch und ruht. Wir werden beraten, was zu tun ist.«
    Ein wenig zögernd folgte Sinan der offenen Geste. Immer noch war er der Ansicht, dass er diese Leute so in Gefahr brachte.
    Mojisola musste ihn mit sich zerren. »Diese Leute sind Wüstenmenschen. Wir beleidigen sie, wenn wir nicht wenigstens eine Nacht bleiben.«
    Sinan schwieg, doch er fing eines der feuchten Leinentücher auf, die man Mojisola gegeben hatte und von denen er nun eines Sinan zuwarf.
    »Keine Sorge«, fügte sein Gefährte hinzu. »Sie werden dem Fürsten mit Ehrerbietung begegnen, wenn er kommt, wie sie es bei jedem Gast tun. Doch sie werden uns nicht verraten.«
    »Das ist nicht meine Sorge«, brummte Sinan.
    »Sei vernünftig, Sinan. Es spielt keine Rolle, was du tust«, sagte Mojisola und rieb sich mit den Leinentüchern den Staub von der Haut. »Du kannst nicht allein in die Wüste. Da könntest du dich genauso gut hier und jetzt in dein kostbares daikon stürzen, statt dich und das Schwert dem Zaranthen zur Verfügung zu stellen.«
    Sinan gab nach. Ihm blieb wirklich nichts anderes übrig, als hierzubleiben. Er wusste selbst, dass er in der Wüste draußen kaum drei Tage durchhalten würde.
    Auf einmal spürte er hier, im kühlen Hof, durch den in einem gemauerten Kanal ständig ein Strom frischen Wassers floss, wie müde er war. Er wusch sich, trank ausgiebig und streckte sich dann neben Mojisola auf einem der beiden Lager aus, die die Frauen ihnen bereitet hatten.
    Sie blieben.
    Drei Tage, dann vier. Am Morgen des fünften Tages weckte ihn eine der Frauen. Der dunkle, sternenübersäte Himmel, der über dem Hof zu sehen war – nachts nahmen die Bewohner des Hauses das Sonnensegel fort, um die Hitze des Tages entweichen zu lassen und die Kälte der Nacht für den Tag zu speichern –, verblasste bereits.
    »Der Älteste sagt, ich soll euch wecken«, sagte die Frau. »Es nähern sich Fremde der Oase. Die Karawane kommt.«
    Sinan war sofort hellwach, ebenso wie Mojisola, und griff nach dem daikon , das neben ihm lag.
    Draußen waren bereits die Geräusche zu hören, die ertönten, wenn die Solifi der Oase erwachten. Rufen, Lachen, das Rascheln von trockenen Resten der Itayawedel, um Feuer vorzubereiten, die hier von Schwarzsteinen und dem Dung der Unguli gespeist wurden.
    Sinan nahm die leichte Decke, die zu seinem Gepäck gehörte, und schlug sie zum Schutz vor der Kälte um die Schultern. Dann steckte er das daikon und den Sickenhammer des Klosterabtes in seinen Gürtel und ging hinaus.
    Es war kalt, als er vor die Tür trat. Kälter, als er es von einer sonnendurchglühten Wüste erwartet hätte. Doch er hatte bereits in den Nächten zuvor bemerkt, dass die Temperatur bei Dunkelheit stark absank. Und auch hier galt, dass die Stunde vor Sonnenaufgang die kälteste der ganzen Nacht war.
    So war er dankbar für das große Feuer, über dem nun die Früchte des Itayabaums und eine der Keosotziegen hingen, um die Karawane zu begrüßen, die die Hirten in der Ferne gesehen hatten.
    Zuerst fiel es Sinan nicht auf. Doch als die ersten Strahlen der Weißen Sonne über die fernen Dünen krochen, war es immer noch nicht wesentlich wärmer geworden. Die Weiße Sonne, die kleinere der beiden, brachte kälteres Licht mit sich als die Rote. Zudem beschrieb ihr Weg über den Himmel einen wesentlich flacheren Bogen als der ihrer Schwester.
    Als Sinan

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