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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Trupp des Heermeisters war in Richtung der Straße nach Sirakand davongeritten. Die Gefahr, dass man die beiden Gefährten fand, wenn sie sich in der Ebene befanden, war größer. Sie würden in einem trockenen Flussbett voller Geröll übernachten und zur Morgendämmerung sofort aufbrechen. Mojisola schätzte, dass sie dann die erste Oase, die sich am Ende der letzten Ausläufer des Grenzgebirges befand, erreichen würden, bevor die Rote Sonne zu hoch gestiegen war.
    Elben, die die Rote Sonne mieden, würden in der Nacht nach ihnen suchen, denn kein Wüstenreisender mit Verstand betrat die Sandebenen von Solife, nachdem die Sonnen aufgegangen waren.
    Der Marsch verlief ohne Zwischenfälle, und doch war Sinan erleichtert, als er endlich die schmalen Gemüsefelder erreicht hatte, die das Dorf, das nur wenige Gebäude aus Lehm besaß, einrahmten.
    Die wenigen Solifi, die in der Oase lebten, arbeiteten auf den wenigen kleinen Gemüsefeldern. Einige bedachten Sinan und Mojisola mit neugierigen Blicken, und doch waren es nicht so viele, wie Sinan erwartet hatte. Es schien, als seien die Bauern es hier gewohnt, dass Reisende kamen.
    Mojisola ging auf einen der Bauern zu, der, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, bis zu den Knien in einem Graben stand und den Damm, auf dem sie gingen, ausbesserte.
    »Sag mir, wo wir den Ältesten Eures Dorfes finden«, bat er.
    Der Mann wies auf das größte der Lehmhäuser, es war das beherrschende und das einzige, das wahrscheinlich eine Dachterrasse besaß. Es stand im Mittelpunkt der Lehmhütten, die um eine Art Platz herum gebaut waren und das Zentrum der Oase bildeten. Itayabäume mit großen Wedeln erhoben sich in großer Zahl und spendeten Schatten. Vor einigen Hütten saßen dieFrauen und flochten Körbe und Matten aus getrockneten Itayablättern.
    »Die Solifi besitzen die Gabe, diese Körbe wasserdicht zu flechten«, sagte Mojisola und blieb vor dem Hauseingang des Ältesten stehen. »Sie haben nur wenige Tiere, daher sind Lederschläuche für sie kostbar. Sie statten damit Reisende aus, denn die Behälter sind leicht zu transportieren.«
    »Ihr seid die Wanderer, die nach Süden wollen«, erklang auf einmal die Stimme eines alten Mannes.
    Mojisola verneigte sich ehrerbietig. »Das ist wahr. Sei gegrüßt.«
    Sinan folgte seinem Beispiel und verneigte sich kurz. Nun, da auch die Rote Sonne immer höher stieg, wurde es wärmer. Er stand im Licht und spürte, wie die Strahlen beider Gestirne in seinem Nacken und auf den Armen brannten. Er schirmte die Augen ab und sah in den gleißenden Himmel. Die Sonnen hatten nicht einmal ihren Zenit erreicht.
    »Kommt herein und trinkt«, sagte der Älteste. »Ruht euch von der Reise aus.«
    Er klatschte in die Hände, als wolle er sein Haus auf Gäste vorbereiten, doch Sinan unterbrach ihn. »Mendaron, wir danken euch für Eure Gastfreundschaft, doch wir müssen noch heute weiterreisen und können nicht verweilen. Sicher könnt Ihr   …«
    Der Älteste hielt erstaunt inne. Bevor Mojisola etwas sagen konnte, hatte er das Wort ergriffen. »Ihr könnt nicht allein reisen. Das ist die Wüste. Selbst wenn ihr den direkten Weg durch den Vanion-See hindurch nehmt, werdet Ihr ein bis zwei Zehntage brauchen, bevor ihr die Kantarberge erreicht. Du bist nicht von hier und auch er ist kein Wüstenwanderer.« Er wies auf Mojisola. »Ihr müsst auf eine Karawane warten. Wir erwarten eine in vier Tagen. Wenn ich sie bitte, werden sie euch mitnehmen.«
    Sinan schüttelte energisch den Kopf.
    Mojisola runzelte die Stirn. »Sinan, wir sollten …«
    »Nein!« Sinan verneigte sich ein weiteres Mal vor dem Ältesten. »Es ist nicht aus Eigensinn oder Trotz, Mendaron, dass ich nicht zu bleiben wünsche. Es wäre zu gefährlich.«
    Der Älteste musterte ihn einen Moment lang stumm, dann sagte er: »Ihr werdet verfolgt.« Er schien erst jetzt den blassen Streifen zu bemerken, den sowohl Sinan als auch Mojisola um den Hals trugen. Beide hatten das Sklavenband noch in den Loranonbergen gelöst und fortgeworfen, doch die Goldene Magie darin wirkte noch nach. Das Sonnenlicht konnte die Haut an der Stelle, an der sie es getragen hatten, nicht verbrennen. Selbst Mojisolas Haut, die so dunkel war wie die der Wüstenbewohner, war dort heller geworden als gewöhnlich.
    »Es sind Elben, die euch verfolgen«, sagte der Älteste langsam.
    »Ja, Mendaron. Sie haben bereits ein Dorf in der Savanne, das uns gastfreundlich aufnahm, bestraft, indem sie es zu Eis erstarren

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