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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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gesucht.
    Aedan sah ihn stirnrunzelnd an. »Was soll das heißen?«
    Sinan zauderte. »Vielleicht hat Tarind das Siegel der Welt. Es würde erklären, warum Kharisar erobert wurde. Die Stadt fiel nur, weil ein Erdbeben die Festungsmauer einstürzen ließ. Selbst die Erde wandte sich gegen den Khariten!«
    »Ach was, das Siegel!«, schnaubte Aedan. »Das Siegel der Welt ist eine Legende, die von den Shisans erfunden wurde. Es hat nie existiert.« Er warf Sinan einen schiefen Blick zu. »Glaubst du etwa an dieses Märchen?«
    Sinan zuckte mit den Schultern. »Wer außer einem Seelenherrn könnte schon wissen, ob es das Siegel wirklich gibt«, meinte er vage. »Aber man könnte angesichts der Siege Tarinds tatsächlich meinen, es sei in seinem Besitz.«
    Aedan lachte laut auf. »Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du zu denen gehörst, die an dieses Siegel glauben! Wenn es so ist, wie du sagst, und dieser Elb und sein Zwilling das Siegel in ihren Besitz gebracht haben, dann kann es ihnen nur einer verschafft haben: Siwanon Amadian. Ein Mensch.«
    Sein Vater. Sinan ballte die Fäuste so fest zusammen, dass sich seine Nägel in die Handflächen gruben, und verfluchte sich. Warum war er nicht wieder schlafen gegangen, statt sich hier über Dinge zu unterhalten, die nur in der Fantasie existierten und die er normalerweise selbst ins Reich der Märchen verbannte?
    »Ich sage nicht, dass es das Siegel wirklich gibt«, knurrte Aedan nach einer Pause. »Trotzdem. Angenommen, deine Theoriestimmt – wie sollte Tarind es beeinflussen? Nur ein Seelenherr könnte das, denn wie die Legende berichtet, hat Ys, die Herrin des Gleichgewichts, es halb auf den Jenseitigen Ebenen verankert. Nur ein Dunkelmagier, der die Nebel zu betreten vermag, könnte es von dort lösen. Und Fürst Amadian war einer der Größten in dieser Art von Magie.«
    Sinan war dankbar, dass Aedan trotz des flackernden Feuers wahrscheinlich nicht sehen konnte, wie Röte in seine Wangen stieg. Doch er sagte wieder nichts. Er wollte nicht verraten, von wem er abstammte.
    Er konnte nur hoffen, dass sein Schweigen Aedan davon abhielt, weiter über dieses Thema zu spekulieren. Doch der Schmiedegehilfe tat ihm nicht den Gefallen.
    »Es heißt, dass der Fürst von Guzar Kinder hatte«, sagte Aedan halblaut, als befürchte er nun doch, belauscht zu werden. »Und er war einer der größten Seelenherren, die je lebten. Du stammst doch aus Guzar. Weißt du nicht mehr darüber? Was erzählt man sich in den Schänken am Saphirmeer über das Massaker, das Tarind im Kloster des Westens anrichtete?«
    Aedan sah Sinan forschend an. Doch dieser schwieg weiter und starrte nur vor sich hin.
    »Also, ich habe in Kharisar immer wieder Gerüchte gehört, dass vielleicht eines der Kinder Tarinds Vernichtung des Hauses Amadian überlebte. Und vielleicht hat es Siwanons Gabe geerbt, dann gäbe es noch Hoffnung.«
    Sinan konnte nicht mehr an sich halten. »Hoffnung worauf?«, stieß er hervor. »Das Siegel ist verloren! Die Kinder des Akusu müssen damit leben, dass sie von ihrem größten Fürsten betrogen und verraten wurden – und dass Tarind ihn und seine Nachkommen ausgelöscht hat, als sie ihm nicht mehr von Nutzen waren! Vanar, der Goldene Mond, ist der Ältere. Er hat gesiegt, Siegel hin oder her.«
    »Sinan! Ich sagte doch vorhin schon, dass solche Reden gefährlich sind«, brummte Githalad, der mit drei großen SchüsselnGemüsesuppe herankam. »Verschwendet keine Gedanken an die Dinge, die ihr nicht ändern könnt! Sinan hat recht, die Kinder des Siwanon sind tot. Wenn es je einen gab, der unter den Geschöpfen des Akusu den Titel König verdient gehabt hätte, dann der Fürst von Guzar. Seine Kinder würden das wissen, und sie würden sich in irgendeiner Form der Menschen annehmen, statt zuzusehen, wie Tarind ein Reich der Menschen nach dem anderen erobert.«
    Sinan konnte die beiden Gefährten nicht ansehen.
    Githalad reichte ihm eine Schüssel. »Iss, Junge. Du bist erschöpft und wirst deine Kraft morgen brauchen.«
    Schweigend nahm Sinan die Suppe an. Er war dankbar, dass Githalad nicht offen aussprach, dass er wusste, welchen Auftrag Sinan erhalten hatte.
    »Solches Gerede nützt keinem«, sprach der Ältere weiter. »Das Siegel ist eine Legende. Genau wie die Herrschaft über Vyranar, die Tarind und sein Bruder anstreben. Sie werden früh genug feststellen, dass man dieses Ziel nicht erreichen kann. Und dann werden auch für die Kinder des Akusu wieder bessere Zeiten

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