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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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gebracht hatte.
    »Hast du auch meine Flöte?«
    Brannas nickte und zog eine Flöte aus dem Gürtel. Sie war eine Elle lang und aus einem einzigen Stück Elfenbein geschnitzt. Trotz der Länge wirkte sie robust und bedrohlich.
    »Also los«, sagte Brannas. »Corand und ihre Leute schützen den Unteren Zweig nach Südwesten, Harumad und die Seinen nach Nordwesten. Kailath und Ravilas achten darauf, dass im Osten keiner über das Wasser kommt. Ravindi ist auf dem Balkon über uns.«
    Ronan warf noch einen letzten Blick auf die herannahenden Elben. Wieder flog der gefiederte Bolzen einer Armbrust nur knapp an ihm vorbei. Geduckt hastete er weiter, bis er durch den Eingang in den Turm selbst schlüpfen konnte. Er legte die halbrunde pathi ab, dann rannte er weiter. Brannas folgte ihm. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Die Elben waren bereits nah an den Turm herangekommen, und Ronan wusste, sie durften ihn nicht betreten.
    Doch es war zu spät. Als er den Wehrturm erreichte, kletterten bereits erste Angreifer an Ästen hoch, die sie direkt neben dem Turm hatten wachsen lassen. Einer sprang bereits durch die Zinnen auf den schmalen Wehrgang. Ronan wich sofort zurück und griff nach einem Holzspan, der in der Ecke lag. »Brannas!«, schrie er.
    Der große Mann wandte sich um und begriff sofort. Er sprach ein paar leise Worte, und der Span in Ronans Hand entzündete sich. Ronan warf die improvisierte Fackel auf den Elben, der auf ihn zustürzte. Seine Kleidung ging sofort in Flammen auf. Brannas schickte einen Pfeil hinterher, der den Mann in der Brust traf. Röchelnd brach er zusammen.
    Doch Ronan sah schon nicht mehr hin. Er hob die Fackel auf und schwang sie dem nächsten Angreifer entgegen. Der wich ängstlich vor dem Feuer zurück, wahrscheinlich war er ein Pflanzen- oder Wassermagier. Doch Ronan bedrängte ihn weiter, zog einen Pfeil aus dem Köcher, den er sich umgeschwungen hatte, und stach ihn dem erschrocken den Flammen ausweichenden Elben in den Bauch, als dieser die Hände hob und eine Wasserwand beschwören wollte. Es war ein Gefühl, als bohre er den Pfeil in totes Fleisch. Die Wasserwand fiel in sich zusammen.
    Brannas hatte bereits einen Pfeil auf der Sehne liegen, der in der Kehle des Mannes landete. Doch der Elb fiel nicht sofort, sondern starrte Ronan mit weit aufgerissenen Augen anklagend an. Der Musikant konnte seinen Blick nicht abwenden. Der Elb ging erst in die Knie und fiel dann über seinen Gefährten.
    Ronan glaubte zu sehen, wie die Seele des Wassermagiers seinen Körper verließ.
    Doch Brannas ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. »He, Ronan!«
    Atemlos sahen sich die beiden Rebellen an. Brannas nickte kurz und hastete auf die Balustrade. Dann schickte er einen Strom von Feuer die improvisierten Leitern hinunter. Ronan folgte ihm und sah entsetzt, dass bereits zwei tote Gefährten, Ravindi und Vurandos, von gefiederten Bolzen durchbohrt, auf der Arkade des unteren Astes lagen. Die Elben, die versucht hatten, trotz des Pfeilhagels von Harumad und Corand die Zinnen zu erklimmen, schrien auf, als Brannas’ Flammen ihre Finger erreichten und verbrannten. Kein Wasser half gegen die Hitze; als ein Windmagier versuchte, sie zu löschen, loderten sie sogar noch auf. Die dicke Ranke, die den Angreifern als Leiter gedient hatte, zerfiel zu Asche. Die Schreie erstarben abrupt, als die Körper auf dem steinigen Boden aufschlugen.
    Fürs Erste war der Wehrgang wieder gesichert, doch es würde ohne Vurandos und Ravindi schwer sein, ihn zu halten.
    Ronan schloss für einen Moment die brennenden Augen und sank hinter einer Zinne in die Hocke.
    »Wahrscheinlich haben sie die Leichen des Hauptmanns und des zweiten Soldaten gefunden«, murmelte Brannas.
    »Das würde einiges erklären«, sagte Ronan. »Ich konnte die Spuren des Kampfes zwischen dem Soldaten und Sanara nicht vollständig verwischen. Ich habe keine Macht über die Pflanzen. Die Stelle, an der sie Feuermagie wirkte, blieb kahl.«
    Brannas zuckte mit den Achseln und schoss noch einen Pfeil durch die Zinnen nach unten. Schreie der Wut antworteten ihm.
    »Ich denke nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte«, sagte er dann. »Wenn Sanara sie nicht getötet hätte, hätten die Elben ebenfalls gewusst, dass die Tochter des Siwanon zu den Rebellen übergelaufen ist.«
    »Genau das machte ihren Tod ja so unnötig«, meinte Ronanbitter. »Jeder Tod in diesem Kampf ist überflüssig«, stieß er nach einer kurzen Pause hervor.
    Brannas ließ eine

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