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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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hin wiesen, aber auch einen Blick nach Norden und Süden gewährten, und blickte über die klare, grüne Oberfläche des Sees hin zum Zendar-Gebirge, das genau im Nordosten lag.
    Die Späher hatten berichtet, dass neue Truppen unter der Führung eines der Berater des Königs eingetroffen waren. Ronan, Harumad und die anderen konnten sich nicht erklären, warum, aber ihnen war, als wüssten sie, dass Sanara sich hier befand. Doch nichts war zu sehen, obwohl Harumad die Wachen verstärkt und sogar Sanara und Ronan eingeteilt hatte.
    Es war bereits kurz nach dem Aufgang der Roten Sonne diesig geworden, daher waren die schneebedeckten Berggipfel nicht klar zu sehen, sondern über dem Horizont und einem dünnen, dunklen Streifen Wald eher zu erahnen.
    Sanara hatte gesagt, dies sei eine Landschaft, die elbischer war als alles, was sie bisher gesehen hatte. Nur Wasser, Luft und Pflanzen. Ronan lächelte leise und zupfte auf den Saiten der halbrunden pathi herum, die auf seinem Schoß lag. Sie hatte weder die Eisebenen von Kantis im Winter noch die Baumpaläste der Elben von Norad gesehen. Ihn überfiel Traurigkeit bei dem Gedanken, wie gern er ihr diese Gegenden gezeigt hätte, die er selbst auf seiner Suche nach ihr bereist hatte.
    Sanara hatte sich seit dem Gespräch mit Harumad von ihm zurückgezogen. Sie selbst hatte nicht darüber gesprochen, doch Harumad hatte auf Ronans zornige Frage heute gesagt, dass sich Ronan fragen müsse, warum Ys Sanara gesegnet habe. Sie trage grüne Magie in sich – und Ronan wusste auch ohne Harumads Hinweise, dass Sanaras Kraft stark genug gewesen wäre, selbst die Magie des Heerführers schon nach wenigen Tagen ganz in sich zu löschen.
    Es gab nur eine Erklärung für diese Tatsache: Der Heermeister hatte seine Seele mit ihr geteilt und sie die ihre mit ihm. Und Sanara begriff das als Geschenk. Sie wollte die Magie Telarion Norandars in sich nicht löschen.
    Ein paar alte Lieder besangen dieses Phänomen, Lieder von der Liebe zwischen zwei Kindern beider Völker. Es waren unglückliche Geschichten, die oft bittersüß endeten, aber Ronan hatte in den Erzählungen nie den Eindruck gehabt, die so Beschenkten hätten ein anderes Schicksal gewollt, hätte man ihnen die Wahl gelassen.
    Ronan fragte sich, ob es das war, was ihn so traurig stimmte. Wenn es so war wie in den Liedern, dann hatte er Sanara an diesen kalten, hochmütigen Elbenfürsten verloren. Er schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken. Nur Sanara konnte wissen, woraus die Verbindung bestand, die sich in ihrer Seele festgesetzt hatte. Doch es war fraglich, ob sie ihm die Wahrheit sagen würde.
    Wieder sah er über den See nach Süden, in den Wald hinein. Es war an diesem diesigen Tag nur Einbildung, das wusste er, doch für einen Moment glaubte er, hinter den dünnen Schleierwolken die Konturen des Loranon-Gebirges zu sehen, hinter dem das Flusstal des Lithon lag. Selbst Bandoth schien wie eine Luftspiegelung für einen Herzschlag lang sichtbar, obwohl es am Nordufer des Lithon hinter den Bergen lag, die man nur an ganz klaren Tagen vom Grünen Turm aus sehen konnte. Das winzige Bild zitterte wie eine Fata Morgana – unzählige Türme und Mauern aus blass ockerfarbenem und weißem Sandstein –, die einen Wimpernschlag später schon wieder verschwunden war.
    Ronan starrte so angestrengt auf den Horizont, dass er blinzeln musste. Als er wieder nach Süden sah, war die Illusion verschwunden. Nur die endlosen Wälder erstreckten sich vor ihm. Die Sonne war hinter einer düsteren Wolkenwand verschwunden, ein frischer Wind kam auf. Es würde bald regnen.
    Er zupfte einen Akkord, dessen Tonlage seiner Stimmung entsprach.
    Corand, eine Erdmagierin, die mit ihm Wache hielt, stand langsam auf. »Gib hier weiter acht. Ich werde nach den anderen sehen.« Sie wies mit ihrem Langbogen nach Norden, hinterRonan. »Ein Gewitter braut sich zusammen. Das ist eine Zeit, in der   …« Sie unterbrach sich.
    Ronan sah erstaunt auf. »Was ist los?«, fragte er. »Warum …«
    »Schsch!« Corand hob hastig die Hand. »Verdammt!«, zischte sie. »Elben!«
    Ronan holte Luft, um noch etwas zu fragen, doch Corand war bereits ins Innere des Turms verschwunden. Ronan eilte ihr hinterher. Die Landzunge ragte vom westlichen Ufer aus in den Mondsee, und dieses Ufer konnte er von seinem Standpunkt aus nicht sehen. Doch als er aus dem Turmzimmer die freie Treppe hinunter in jenen Teil des Turms hastete, der zum Ufer hin wies, flog ein Pfeil knapp

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