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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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über seinen Kopf hinweg und landete auf der Stufe hinter ihm. Er ließ sich fallen und hoffte, dass man ihn durch das durchbrochene Mauerwerk, das die Treppe begrenzte, nicht sehen konnte. Er dankte Akusu, dass die Treppe gewunden war und nicht direkt nach Westen zeigte, so war er ein wenig von der Balustrade geschützt. Er hob den Pfeil auf und erkannte, dass es der Bolzen einer Armbrust war. Die Befiederung war blaugrün, die Farbe der Landari-Elben.
    Ronan spähte durch das marmorne Blattwerk vor ihm und erkannte verschwommene Bewegungen am Waldrand. Er nickte grimmig. Diese Treppe befand sich sehr weit oben auf dem Turm, in der Nähe der Krone. Ein Pfeil, der nur mittels Körperkraft von der Sehne geschnellt wäre, hätte es kaum so weit nach oben geschafft.
    Er lauschte. Befehle waren zu hören, allesamt noch weiter unten im Turm. Die Elben draußen bewegten sich mit beinahe unheimlicher Stille über die Landzunge, auf der der Turm stand.
    Landari-Elben. Ronan fluchte leise in sich hinein. Eigentlich hätten die Elben keinen Angriff wagen dürfen. Und doch – es war ihr Turm, der Palast ihrer Vorfahren, den sich die Rebellen gegen den König angeeignet hatten. Nur noch wenige Elben vom Volk der Landari lebten hier in den Wäldern, und Ronan wusste, siewaren dem Ziehbruder des Königs, dessen Vater der Fürst dieses Volkes gewesen war, treu ergeben.
    Dennoch hatten sich die Widerständler den Turm als eines ihrer Quartiere ausgesucht, denn er war eines der Verbindungsstücke eines alten Nachrichtenweges zwischen den Zendarbergen und dem Westufer des Saphirmeeres. Er hatte zudem eine wundervolle strategische Lage, eigentlich waren Angreifer schon von Weitem zu sehen. Natürlich war der Turm magisch gesichert, Ronan und ein paar andere Feuer- und Erdmagier hatten ihn mit dunkler Magie aufgeladen. Wer der Goldenen Magie anhing, kam nur unter besonderen Umständen hinein.
    Er fragte sich, was die Elben nun dazu gebracht hatte, den Turm anzugreifen.
    Die Rufe verebbten. Die Rebellen hatten ihren Platz eingenommen. Ronan spähte vorsichtig durch das Marmorgeländer, das die frei schwebende Treppe begrenzte, zum Ufer. Er hatte einen Teil der Halbinsel, auf der der Turm stand, im Blick.
    Eine Gruppe Elben watete hastig durch das klare Wasser neben dem Ufer der Landzunge. Doch auf einigen der unteren Balkone hatten sich jetzt Harumad, Corand, Ravindi und andere Angehörige des Widerstands postiert. Harumad und die anderen hatten in den letzten Tagen zusätzliche Pfeile hergestellt und überall auf dem Turm hinterlassen, damit sie im Ernstfall verschossen werden konnten.
    Ronan und seine Gefährten taten das, was abgemacht war: sich so gut verteilen wie eben möglich und damit mehr Leute vortäuschen, als es im Turm tatsächlich gab. Rasch sah der Musikant sich um. Auch er hatte eine Aufgabe für den Fall eines Angriffs. Er war nicht der beste Bogenschütze, doch er konnte ein Ziel treffen, wenn es sein musste. Und nicht nur das. Um seine Flöte zum Einsatz zu bringen, musste er den Angreifern nahe kommen. Er hoffte, sie nicht einsetzen zu müssen, doch es reichte vielleicht, einem oder zweien der Angreifer zu zeigen, dass er eine Knochenflöte besaß .
    Er verwendete dieses Instrument nur selten. Eine Flöte war dem Akusu heilig, doch eine aus Knochen und Elfenbein gemacht, war besonders gefährlich. Nur die Gefährten hier im Turm wussten davon, dass er eine solche Flöte besaß, die Menschen nur zu einem bestimmten Zweck herstellten.
    Einem, von dem Ronan sich wünschte, er hätte nie davon erfahren.
    Er überlegte, ob er wieder nach oben hasten sollte, um dann von innen in die Kapelle des Akusu zu gelangen, wo wahrscheinlich sein Bogen und seine Flöte auf ihn warteten.
    Die untere Tür war näher, doch sie wies nach Westen. Er würde durch die Schusslinie der Elben müssen. Die Gefahr, dass sie ihn hier oben mit ihren Bolzen trafen, war gering, aber Verletzungen waren nicht völlig auszuschließen.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Geduckt hastete Brannas, der große Mann aus Erathi, die Treppe herab. Er trug Ronans Bogen.
    »Du kannst nicht hierbleiben. Du weißt, wir brauchen dich auf dem untersten Zweig!«
    Damit meinte Brannas einen Gebäudevorsprung am »Stamm« des Grünen Turms, der sich ungefähr ein halbes Dutzend Klafter über dem Hauptportal befand. Er war mit Zinnen gesichert und gehörte zu den Verteidigungsanlagen des Turms.
    Ronan nickte und nahm den Bogen sowie das Bündel Pfeile, das Brannas

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