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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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blutigen Folterhandwerk fernhalten.
    »Leutnant Randahar hat recht, wenn er sagt, dass nicht jeder den Vogt sprechen kann, wann es ihm beliebt«, richtete der Fürst jetzt das Wort an die junge Frau. »Warum glaubst du, dein Anliegen sei wichtiger als alle anderen?«
    »Vergebt einer Schwester und einer Mutter ihre Verzweiflung, hoher Herr«, sagte die junge Frau und senkte den Blick. »Ihr … ihr wisst, was vor einem Mondumlauf in der Mittelstadt geschehen ist?«
    Der Heermeister nickte. Sinan erkannte Abscheu auf seinem Gesicht. Doch es war nicht zu sehen, ob er diesen Abscheu empfand, weil damals Menschen unnötig gequält worden waren oder weil einer der Männer des Königs verletzt worden war.
    Sinan vermutete Letzteres.
    »Mein Bruder wurde Zeuge, wie Eure Patrouille … wie Eure Patrouille ihrer Aufgabe nachging«, sprach die junge Frau stockend weiter. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Er sah mit an, wie Eure Soldaten den Weber und einen anderen Jungen, der ihm zu Hilfe eilte, mit Wasser, Eis und giftigen Ranken quälten.« Sie hielt kurz inne, als müsse sie sich erst fassen. »Doch mein Bruder istnoch jung. Er verstand nicht, was geschehen war und warum sie es taten. Vor einem Zehntag nahmen Eure Männer erneut jemanden fest. Unseren Nachbarn. Sie ließen ihn … auf der Gasse vor unserem Haus erfrieren. Geret wollte sie daran hindern. Da hüllte ihn einer der Männer ebenfalls in Eis.«
    Das Mädchen stockte und konnte nicht weitersprechen.
    Der Heermeister schwieg. Dann ging er langsam auf den Jungen zu. Das Kind wimmerte auf, als es bemerkte, dass der Fürst der Elben auf es zukam, und wich, ohne den Kopf zu heben, einen Schritt zurück, bis es wieder an den Wachsoldaten stieß. Es schlug die Hände vor das Gesicht, als es begriff, dass es kein Entkommen gab.
    »Fürst … ich bitte Euch …« Die Schwester wollte eingreifen, doch eine herrische Handbewegung Telarion Norandars ließ sie innehalten. Ängstlich sah sie zu, wie sich der Heermeister dem Bruder weiter näherte und schließlich vor dem Jungen in die Hocke ging.
    Es wurde still um ihn herum.
    »Fürchte nichts, Geret«, sagte der Heermeister schließlich. Aus seiner Stimme war jegliche Härte verschwunden und doch duldeten seine Worte keinen Widerspruch. »Ich werde dir nichts tun. Du frierst, nicht wahr?«
    Geret reagierte nicht. Wieder wollte die Schwester auf ihn zustürzen, doch eine neuerliche Geste des Fürsten hielt sie davon   ab.
    »Ich sehe, du hast Angst, Geret.« Telarion Norandar hob die Hand und legte die Fingerspitzen sanft auf die linke Hand des Jungen. Erschrocken riss das Kind die Arme vom Gesicht. Doch seine Augen blieben geschlossen.
    »Ich werde meine Hand jetzt auf deine Wange legen«, sagte der Fürst ruhig. »Ich verspreche, ich werde dir kein Leid zufügen.«
    Der Heermeister schluckte hart, bevor er seinen Worten Taten folgen ließ, und einen Augenblick lang war Sinan sicher, dass es Ekel war, den er hinunterwürgte. Und doch überwand er sich und berührte das Kind.
    Dann schloss auch er die Augen. Für einen Herzschlag sah es so aus, als würden die rotblonden Haare des Kindes grünlich und golden aufleuchten.
    Es war totenstill.
    Dann nahm der Fürst die Finger wieder vom Gesicht des Kindes und erhob sich langsam. In den grünen Augen schimmerte beinahe Mitgefühl, als er ein letztes Mal auf das Kind sah, das sich die ganze Zeit nicht gerührt hatte und immer noch den Kopf gesenkt hielt. Sinan glaubte zu sehen, dass die bleichen Wangen des Jungen sich leicht gerötet hatten.
    Der Heermeister wandte sich wieder der Schwester zu.
    »Sein Seelenfeuer ist beinahe erloschen«, sagte er. »Doch ich konnte vieles vom Eis, das es umgab, schmelzen. Er sollte viel schwitzen und darf nur fettes Fleisch und die bitteren Wurzeln des Süßgrases essen. Gib ihm jeden Tag heißen Tee aus Sonnenblüten, und mische Rübensirup und Honig hinein, damit sich seine Seele daran wärmen kann. Lass ihn nur hinaus, wenn die Rote Sonne scheint. Tu das einen Mondumlauf, dann kann er wieder gesund werden. Und nun nimm deinen Bruder und deine Mutter und geh. Niemand wird euch behelligen.«
    Er wartete den gestammelten Dank der jungen Frau nicht ab, sondern wandte sich wieder Randahar zu, der mit finsterer Miene zugesehen hatte, wie der Fürst sich auf dem Hof der Wirtschaft um ein Menschenkind kümmerte.
    »Mein Fürst, Ihr untergrabt meine Autorität und die der Wache, wenn Ihr zu den Menschen so freundlich seid«, brummte er. »Wie soll

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